29.10.2019

Im Strafraum zu Hause

Der FC Altstätten besiegt Rheineck 6:0. Adis Hujdur trifft zweimal.

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 03.11.2022
Beni BruggmannFussball «Ich bin glücklich», sagt Adis Hujdur nach dem Sieg gegen Rheineck, «dass es heute so gut klappte.» Dann ergänzt er: «Ich spiele in einem Superteam. So einen Zusammenhalt gibt es selten. Mir gefällt es hier ausgezeichnet.» Aber dieses Superteam liegt zwei Runden vor der Winterpause nur im Mittelfeld. «Wir hatten einen miserablen Start mit dem ersten Spiel gegen Rorschach-Goldach, wo wir eine schwache Leistung zeigten. Aber seither geht es von Woche zu Woche besser.»Diesmal geht es spielend. Als Altstätten nach knapp einer Stunde das 2:0 erzielt, ist bereits alles klar, Rheinecks Widerstand ist gebrochen. Nun kommt auch der Toptorschütze zum Zug. Hujdur trifft zweimal und ist mit seinen acht Treffern bereits auf Rang drei in der Torschützenliste. In der vorletzten Saison hat er 21 Goals erzielt. Diese Marke könnte er auch dieses Jahr erreichen, wenn er wieder ganz gesund wird.Ein Kopftor des kleinsten Spielers auf dem PlatzDas ist er im Moment nicht, aber man merkt in diesem Match nichts davon. Er hat einen rassigen Antritt, ist mit und ohne Ball sehr schnell und ausgesprochen wendig. Er beherrscht das Dribbling auf engstem Raum, hält sich den Gegenspieler mit Körpertäuschungen vom Leib und verliert die Übersicht nicht. Im Strafraum ist er daheim. «Da machst du dir keine Überlegungen, sondern handelst instinktiv.» Als Kevin Steiger nach genau einer Stunde einen Eckball schlägt, erzielt der kleinste Spieler auf dem Platz, eben dieser Hujdur, das 3:0 per Kopf. «Es sind mir schon einige Kopftore gelungen», sagt der nur 1,72 m grosse Stürmer. «Seit drei Wochen habe ich eine merkwürdige Verletzung. Die Muskeln in beiden Oberschenkeln verhärten sich plötzlich. Heute ist es gut gegangen, ich hielt bis zum Schluss durch.» Aber er trainiert nur einmal pro Woche. Die zweite Trainingseinheit findet bei der Physiotherapeutin statt, die dritte entfällt. «Dann habe ich halt Ausgang», lacht er. Noch nie hat er das Ende der Vorrunde so herbeigesehnt wie diesmal: «Ich warte auf die Winterpause.» Er ist optimistisch, dass er die Verletzung dann auskurieren kann.Fussball-Lehre in LiechtensteinAdis Hujdur kommt in Appenzell zur Welt. Seine Eltern sind aus Bosnien-Herzegowina in die Schweiz gezogen. Als Adis fünf Jahre alt ist, wechselt die Familie nach Altstätten. Hier geht er zur Schule und macht dann die Lehre als Produktionsmechaniker. Er arbeitet bei Hänel in Altstätten. Den Fussballer Hujdur zieht es nach den ersten Juniorenjahren ins Fürstentum Liechtenstein. Dort spielt er zwei Jahre im U-18-Team. «Ich kam oft als defensiver Mittelfeldspieler zum Einsatz», erinnert er sich, «aber ich bin wirklich ein Stürmer.»Er schafft es in die erste Mannschaft von Eschen-Mauren in der 1. Liga. Schwere Verletzungen, in einem winterlichen Vorbereitungsspiel in Dornbirn erlitten, werfen ihn aber aus der Bahn: Kreuzband und Seitenbänder gerissen, dazu eine Meniskusverletzung. «Ich spielte nicht mehr Fussball, machte anderthalb Jahre Pause und nahm zehn Kilo zu.» Aber er kommt zurück, zurück zu seinem Stammverein, wo er nun seit 2016 Stammspieler ist – und auch kein Übergewicht mehr hat.Er bleibt beim FC AltstättenAmbitionen nach oben hat der 24-Jährige keine mehr. Andere Vereine haben sich zwar gemeldet, doch den Verein wird er nicht mehr wechseln. «Für mich stimmt es so. Jetzt stehen der Beruf und die Beziehung im Vordergrund.» Seit ein paar Monaten kennt er Begüm Yilmaz aus Walenstadt. Sie hat in diesem Sommer die Lehre als Detailhandelsassistentin abgeschlossen und arbeitet bei Manor in Sargans. Sie ist auch beim Spiel und erhält sogar in der Halbzeitpause einen Kuss. Mit ihr wird er nach dem Spiel noch essen gehen. Es stimmt nicht nur in Sachen Fussball: «Ich bin glücklich.»

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