23.06.2019

Im Städtli sagt man sich «Du»

Gemeinde und Verkehrsverein luden etwa 200 im letzten Jahr Zugezogene ein, gekommen sind nur gut 20. Sie lernten ihre neue Wohngemeinde von bester Seite kennen.

Von Maya Seiler
aktualisiert am 03.11.2022
Zur Begrüssung erklärte Stadträtin und Verkehrsvereinspräsidentin Katharina Linsi, sie erlaube sich, alle mit dem Vornamen anzusprechen, denn unter guten Bekannten sage man sich in Rhein­eck «du». Eine grosse Delegation aus Politik und Kultur empfing die neuen Rheinecker Einwohnerinnen und Einwohner, die der persönlichen Einladung am Freitag gefolgt waren.Die Teilnahme an der Zuzüger-Begrüssung lohnte sich auf jeden Fall, nicht nur wegen der feinen Bratwurst, die es zum Abschluss im Alten Feuerwehrdepot zu geniessen gab. Nachdem Stadtpräsident Hans Pfäffli über das Leben früher und heute informiert hatte, erfuhren die Neu-Rheineckerinnen und Rhein­ecker Spannendes über die sympathische Kleinstadt mit ihrer weit zurückreichenden Geschichte.Gerda Huber führte durch das StädtliNiemand konnte darüber besser informieren als die langjährige Städtliführerin Gerda Huber. Als roter Faden durch ihre Beschreibungen erklärte sie die historische Bedeutung von heute noch geläufigen Redensarten. Dass jemand «auf den Hund gekommen ist», stammt von der Sitte, am Boden der Geldkassette einen Hund aufzumalen. Vielleicht sollte er als symbolischer Wächter über das aufbewahrte Hab und Gut dienen. Hatte man aber bereits so viel Bares aus der Schatztruhe genommen, dass der Hund zu sehen war, musste man sparsam sein, um nicht «auf den Hund zu kommen». Heute sagt man über einen nicht ganz ehrlichen Menschen, er sei ein «Schlitzohr». Das kommt daher, dass man früher einem Übeltäter, der sich ein kleineres Vergehen hatte zuschulden kommen lassen, eine Kerbe ins Ohr schnitt.Diese und viele weitere Redensarten flocht die Städtliführerin geschickt in ihren Rückblick. Als Beispiel für die zahlreichen historischen Zeugen in Rhein­ecks Stadtgeviert konnten die Zuzüger unter kundiger Führung die Bibliothek und Ludothek in der Alten Krone besichtigen, die während hunderten von Jahren ein Wirtshaus war.Der abschliessende Bummel vom Rathaus zum Alten Feuerwehrdepot führte durch die wohl schönste Einkaufsstrasse der Region. Hinter sehenswerten Fassaden, in denkmalgeschützten Gebäuden, verbirgt sich eine Vielzahl von Geschäften, die am Freitag mit einem Abendverkauf unter dem Namen «Usestuehlete» zum gemütlichen «Schaufensterle und Lädele» einluden. Nach dem gastfreundlichen Umtrunk mit Grillwurst und Bürli konnten sich die Zugezogenen schon fast wie Alteingesessene fühlen.

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