Susi MiaraAls die Werklehrerin Conny Loritz nach den Frühlingsferien den Sechstklässlern vorschlug, eine grosse Kügelibahn zu bauen, war zuerst die Begeisterung gross. Damals wussten die 21 Schülerinnen und Schüler jedoch noch nicht, welche Hürden sie überwinden müssen. Eingeteilt in zwei Gruppen, machten sie sich in den wöchentlichen Lektionen an die Arbeit. Zuerst wurden Ideen gesammelt und Entwürfe gemacht. Die Schüler hatten die verrücktesten Vorschläge. Doch bald merkten sie, dass nicht alles verwirklicht werden konnte. Der Looping bereitete Probleme und auch der geplante Hamsterkäfig musste aus dem Plan gestrichen werden.Während der Bauzeit gab es auch Krisen. Dies war vor allem für Conny Loritz eine grosse Herausforderung. «Ich musste mir überlegen, wie ich die Gruppen dazu bringe, wieder Spass an der Sache zu haben», sagt sie. Ganz im Sinne des neuen Lehrplans habe sie erstmals das «prozessorientiertes Lernen» ausprobiert. Hier soll das Lernen durchs Ausprobieren erfolgen.Sie habe die Schüler beobachtet und dabei festgestellt, dass der Umgang untereinander mit grösstem Respekt erfolgt ist. Man habe Rücksicht aufeinander genommen und sie habe auch oft die Worte Danke und Bitte gehört. «Ein solches Projekt ist aber nicht mit jeder Klasse möglich», weiss Conny Loritz.Strahlende Gesichter sah man, als die 21 Schülerinnen und Schüler über die Bauzeit sprachen. Sie hätten gelernt, unter Zeitdruck zu arbeiten und auch mit Niederlagen umzugehen. Gefallen hat den Schülern auch, dass sie von ihrer Lehrerin keine Vorgaben bekamen, sondern vielmehr eigenständig ihre Ideen einbringen konnten. Vor allem aber hätten sie schnell festgestellt, dass so ein Projekt nur dann funktioniert, wenn die ganze Gruppe zusammenarbeitet.Auch Conny Loritz muss lachen, wenn sie daran denkt, dass ihre Schüler ohne zu reklamieren länger in der Schule geblieben seien, um noch schnell etwas fertig zu stellen und oft schauten sie auch nach der Schule vorbei, um zu kontrollieren, ob alles noch hält.Entstanden sind zwei Kügelibahnen, die sich komplett voneinander unterscheiden. Eine Bahn ist von der Galerie sichtbar, hat weniger Raffinessen, dafür aber sehr schöne Dekorationen und misst 20 Meter. Die zweite Bahn liegt auf der Treppe und führt vom ersten Stock des Schulhauses bis ins Parterre. Sie ist zwar nur neun Meter lang, dafür wurde dort einiges an Technik eingebaut. Zu Einsatz kamen Schläuche, Röhren, Petflaschen und vor allem eine grosse Menge an Panzerband. Einigen Schülern hat die Arbeit so gut gefallen, dass sie sich jetzt schon vorgenommen haben, in den Ferien zu Hause eine eigene Kügelibahn zu bauen.Gestern wurden beide Bahnen zur freien Benutzung übergeben. Sie sollen auch nach den Sommerferien im Schulhaus bleiben, solange die Schüler ihren Spass daran haben.