Walzenhausen 18.12.2022

Im Sägentobel traf sich früher lichtscheues Gesindel

Die Mühle im Sägentobel steht unter Denkmalschutz. Das Haus wurde im Verlauf des Sommers in Zusammenarbeit von Eigentümerschaft, Ausserrhoder Denkmalpflege und Handwerkern stilgerecht restauriert.

Von Peter Eggenberger
aktualisiert am 18.12.2022

Früher war die Sägentobelmühle eine Nebenaussen-Wirtschaft, die Treffpunkt für lichtscheues Gesindel war. 1844 kam es sogar zu einem Gerichtsfall.

Raufereien waren an der Tagesordnung

Wie viele der einst rund 250 Mühlen im Appenzellerland diente auch die am Griffelbach im Sägentobel nicht nur als Mahlbetrieb, sondern auch als Bäckerei, Wirtschaft und Sägerei. Gemäss dem Buch «Die Kunstdenkmäler von Appenzell Ausserrhoden / Bezirk Vorderland» erfolgte die erste Erwähnung als Mühle im Jahr 1750. Buchautor Eugen Steinmann schreibt:

Im Sägentobel wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Mahlbetrieb stillgelegt. Das Haus hat den Gebäudecharakter des 18. Jahrhunderts weitgehend bewahrt.

Die abgelegene Wirtschaft im Sägentobel wurde gerne von lichtscheuem Gesindel auch aus den Nachbargemeinden aufgesucht. Immer wieder kam es zu Klagen wegen Überhöckelns und verbotener Spiele.

Im Buch «Chronik der Gemeinde Walzenhausen» schreibt Mitverfasser Walter Züst: «Im Januar 1844 wurde der Wirtshausbesucher Johannes Bänziger vom Loch, Zelg-Wolfhalden, mit weiteren Gästen der Sägentobelmühle wegen Rauferei und Überhöckelns angeklagt. Auch Wirt Johannes Mösli stand verschiedentlich vor Gericht. Mösli fand Ende der 1840er-Jahre im Giessbett des Wasserrades den Tod, als er eine Schleuse schliessen wollte.»

Wirtschaft und Bäckerei sind verschwunden

Noch vor dem Jahr 1900 wurde die Wirtschaft aufgehoben, und einige Jahre später erfolgte auch die Schliessung der Bäckerei. Seither dient das unterhalb der Strasse nach Rheineck gelegene Gebäude mit seiner wechselvollen Geschichte als Wohnhaus, das heute in neuem Glanz erstrahlt.


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