Die Kantone St.Gallen, Thurgau und Appenzell Ausserrhoden haben das Nachtnetz des öffentlichen Verkehrs an Wochenenden und Feiertagen massiv ausgebaut. Die Zahl der Zugverbindungen wurde von 27 auf 53 fast verdoppelt. Auch das Busangebot stieg von 85 Verbindungen auf 153 Kurse um über 80 Prozent.
Hauptprofiteure des neuen Angebots sind die Nachtschwärmer in den Regionen Winterthur, Wil, Toggenburg, Bischofszell, St.Gallen-Bodensee, Rheintal und Appenzell Ausserrhoden. Wer beispielsweise an einem Samstag bis um 1:30 Uhr in Winterthur feiert, eine kulturelle Veranstaltung besucht oder an einem Sportanlass teilnimmt, kommt bis 3 Uhr sicher mit Bahn und Bus ins Rheintal zurück.
Der St.Galler Regierungsrat Beat Tinner sagt auf der Jungfernfahrt von Winterthur Richtung Ostschweiz:
Die nächsten drei Jahre werden uns zeigen, ob das neue Angebot einem Bedürfnis entspricht.
So lange dauert es üblicherweise, bis sich ein neues Angebot etabliert und in den Köpfen der Bevölkerung festigt.
Wie Patrick Ruggli, Leiter Amt für öffentlichen Verkehr des Kantons St.Gallen erklärt, sind die Vorgaben für einen nachhaltigen Betrieb klar: «Die Nachtangebote müssen einen Kostendeckungsgrad von mindestens 20 Prozent erfüllen.»
Überraschend gut genutzt
Obwohl der St.Galler ÖV-Minister Beat Tinner kein Nachtschwärmer ist, liess er es sich nicht nehmen, den Angebotsausbau gleich am ersten Tag zusammen mit Vertretenden vom Amt für öffentlichen Verkehr, Thurbo und Postauto selbst zu testen. Die von Medienschaffenden begleitete Reise führte die Gruppe am Samstag mit der S-Bahn von Winterthur nach Uzwil und von dort mit dem Postauto nach Bischofszell.
Roger Walser, Leiter Markt und Kunden Postauto-Gebiet Ost, freut sich:
Bis jetzt hat alles einwandfrei funktioniert. Ich bin positiv überrascht, wie gut der neue Kurs bereits in der ersten Nacht genutzt wird.
Den meisten Fahrgästen war gar nicht bewusst, welch historischer Fahrt sie beiwohnen. Im Gespräch zeigten sie sich dankbar über den Angebotsausbau und sind sich sicher, diesen künftig nicht nur nach der Weihnachtsfeier im Geschäft zu nutzen.
Freude an der engmaschigen Erschliessung der Dörfer hat auch der Bischofszeller Stadtpräsident Thomas Weingart. Er empfing die Delegation zusammen mit den Nachtwächtern in seiner Gemeinde und offerierte einen Umtrunk. Anschliessend führte die Jungfernfahrt mit dem Bus weiter zum Bahnhof Gossau.
Der Süden kann noch nicht profitieren
Kurz nach 2 Uhr in der Früh zeigt sich Christian Baumgartner, Leiter Markt Thurbo, dankbar: «Unsere halbstündigen Zug-Verbindungen ab Winterthur in die Ostschweiz bilden das Rückgrat im Nachtnetz. In Zusammenarbeit mit den Appenzeller Bahnen und acht Busunternehmen sorgen wir gemeinsam dafür, dass unsere Fahrgäste zu später Stunde bequem und sicher nach Hause kommen.»
Und dies so schnell wie wohl noch nie. Die Fahrzeit von Winterthur nach Wil beträgt lediglich 16 Minuten, nach St.Gallen 43 Minuten und nach Heerbrugg eine Stunde und 19 Minuten.
Vom Angebotsausbau noch nicht profitieren kann der südliche Teil des Kantons St.Gallen. Trotzdem gibt es auch für die Nachtschwärmer der Region Sarganserland-Werdenberg erfreuliche News. «Nächstes oder spätestens übernächstes Jahr werden wir das Nachtnetz für meine Heimatregion ausbauen», sagt Regierungsrat Beat Tinner bei der Einfahrt der S-Bahn in den Bahnhof Heerbrugg. Noch ist hier für ihn Endstation. Die letzten Kilometer nach Azmoos muss er ausnahmsweise mit seinem Auto zurücklegen.
Weitere Informationen zum neuen Ostschweizer Nachtnetz gibt es unter www.ostwind.ch/nachtnetz.