11.02.2019

Im Kampf mit der Schwerkraft

Die gute Schneelage erlaubte die Durchführung des Fassdaubenrennen-Klassikers in Lachen-Walzenhausen. Am traditionellen Wettbewerb nahmen über achtzig Athleten den Kampf gegen den Berg und die Natur auf.

Von Gerhard Huber
aktualisiert am 03.11.2022
Am Feldherrenhügel, etwa nach drei Vierteln der Lachener Fassdaubenstrecke, herrschte eine Stimmung wie bei grossen Skiklassikern. Etwa dreihundert Zuschauer liessen sich das Rennen in Lachen, den grossen Fassdaubenklassiker der Region, nicht entgehen. Und konnten sich wieder über die seltsamen Figuren, die verschiedenen Techniken, die gekonnten Schwünge und die spektakulären Stürze amüsieren, die freilich keine Verletzungsfolgen nach sich zogen.Beinahe in Zeitlupe und SchrittgeschwindigkeitDenn anders als am Lauberhorn und in Kitzbühel spielt sich ein Fassdaubenrennen beinahe in Schrittgeschwindigkeit, in Zeitlupe, ab. Nur mühsam konnten die teilnehmenden Ritter von der traurigen Gestalt ihre Haltung bewahren. Allzu oft und wiederholt musste Bekanntschaft mit der aktuellen Beschaffenheit und dem Geschmack des Lachener Schnees gemacht werden, wenn die Helden des Tages kopfüber aus den stecken gebliebenen Fassdauben stürzten. «Wenn ich doch nur eine Bindung hätte! Oder Stahlkanten», brachte einer der Fahrer sein Dilemma auf den Punkt. Denn bei diesem Ren­- nen, das gestern Sonntag in den 42 Jahren des Bestehens des Fassdaubenclubs Lachen zum 21. Mal mit diesmal mehr als ausreichendem Schnee stattfinden konnte, dürfen keine eigenen Bretter, sondern nur die vom Veranstalter gestellten Fassdauben verwendet werden: also weder Wunderwachs noch Zauberbelag, weder Stahlkanten noch Bindung. Nur eine normale Mostfassdaube, deren Lauffläche mit Epoxid­harzfarbe bestrichen wurde. Nur ein zerschnittener Feuerwehrschlauch als Fussschleife. Nur ein Holzstock als Balancier- und Stützhilfe. Und normalerweise keine Trainingsmöglichkeit.Den Kampf gegen die Schwerkraft aufgegebenKein Wunder, dass die meisten Teilnehmer im Kampf gegen die Schwerkraft bald aufgeben mussten und willig in den weissen Schnee sanken. Die Gravitation erwies sich stärker als das Gleichgewicht. Wer bis zum Ziel noch die trockensten Hosen hatte, der gewann mit Sicherheit in seiner Klasse. Denn ausgefahren wurden vier Kategorien: Mädchen und Jungen sowie Männer und Frauen über sechzehn Jahre. Und die gefühlt nur um ein wenig kürzere Piste als die Skandalabfahrten im schwedischen Aare war gerade dieses Jahr schwierig zu bewältigen. «Der Schnee ist heute an der Oberfläche nass und schwer», fachsimpelte Rolf Eisenhut als Präsident des Fassdaubenclubs: «Aber wenn diese Schicht dann weggefahren wird, dann wird die Strecke noch richtig schnell werden. Präpariert haben wir nicht, nur die Fahrspur mit den Skiern durchgetrippelt.» Schneller wurde es dann wirklich, als der tobende Föhnsturm im Laufe des Nachmittags erkaltete und der zunächst strahlend blaue Himmel zuzog. Wer gewonnen hat? Völlig egal. Auf Zeiten, Ränge und Siegerlisten gibt man bei den Fassdaubencracks nicht viel. Hauptsache Spass.Gerhard HuberWeitere Bilder: www.rheintaler.ch

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.