08.09.2020

Im Fussball auf dem Boden geblieben

Der FC Rebstein, von der Startniederlage erholt, siegt in Diepoldsau 2:1. Der rechte Aussenverteidiger Marcel Dürr hilft 77 Minuten mit.

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 03.11.2022
Rebsteins Spieler, mit einer 0:4-Niederlage gegen Widnau II in die Saison gestartet, beginnen in Diepoldsau im gleichen schwachen Stil. Sie sind nach einer halben Stunde heilfroh, nur 0:1 im Rückstand zu liegen. Dann wendet sich das Blatt. «Ich weiss nicht, weshalb wir so schlecht in diesen Match gestartet sind», sagt Marcel Dürr, der rechte Aussenverteidiger, «und ich weiss auch nicht, warum es nachher besser klappte. Aber eins weiss ich: Wir haben immer mehr zweite Bälle erobert.»Zweite Bälle? Eine Mannschaft schlägt weite Zuspiele in die gegnerische Innenverteidigung. Dort wird der Ball entweder vom Gegner abgewehrt oder vom Mitspieler weitergeleitet. Das ist der sogenannte zweite Ball, und diesen gilt es zu erkämpfen. Genau auf diese Weise übernimmt Rebstein allmählich das Spieldiktat, erzielt kurz vor der Pause durch Taras Zinko den Ausgleich und in der 64. Minute durch Philip Baumgartner den Siegtreffer.Schnelligkeit ist ein Trumpf des 28-jährigen MarbachersMarcel Dürr spielt auf der rechten Seite, kämpferisch, diszipliniert, gradlinig. Seine Defensivaufgabe gegen den erfahrenen Stürmer Sahin Irisme erfüllt er tadellos. Einsatzfreude und Schnelligkeit sind die Pluspunkte des Verteidigers, der gern öfter in die Offensive gehen würde, in diesem Spiel aber kaum dazu kommt.Weil er in den Waden den Ansatz von Krämpfen spürt, lässt er sich in der 77. Minute auswechseln. Barfuss geht er zum Nebenplatz und versucht, mit lockerem Auslaufen den ersten Schritt zur Besserung zu tun. Aber das Geschehen auf dem Feld fesselt ihn zu sehr und es zieht ihn als Zuschauer an die Bande.Zuerst im Turnverein – wie die ganze Familie DürrDer heute 28-jährige Single wächst in Marbach auf und ist, wie die ganze Familie, Mitglied beim STV Marbach. Er geniesst dort eine gute sportliche Grundausbildung, hat aber immer auch den Fussball im Hinterkopf. Dreimal steigt der Kleine beim FC Rebstein ein, zweimal aber auch wieder aus.Im B-Juniorenalter klappt es dann, die Fussballkarriere beginnt. Die Bindung zu seinem ersten Verein verliert er aber nie. Vor fünf Jahren hilft er dem STV Marbach beim Gesa-Cup über 110 Meter Hürden aus. Er will seine Zeit partout nicht verraten, aber das Internet hilft: Er brauchte damals 20:44 Sekunden, was ihm persönlich zwar keinen Spitzenrang, dem Verein aber Platz zwei eintrug.Start in der 5. Liga bei Rebsteins Team vierSein Werdegang ist typisch für einen geerdeten Menschen, für einen, der sich gut einschätzen kann. Er beginnt bei Rebsteins vierter Mannschaft in der 5. Liga als flinker Flügel. «Ich hatte dort gute Kollegen, es gefiel mir ausgezeichnet.» Drei Jahre später steigt er zufällig ins Team II in die 4. Liga auf.«Da hat mich der Ehrgeiz gepackt», erinnert er sich. Aber es dauert wieder etwa drei Jahre, bis der grosse Moment kommt: Trainer Andy Giger holt ihn in die erste Mannschaft, die in der 2. Liga spielt. «Ich war der typische Einwechselspieler, bei Spielbeginn auf der Bank und dann irgendwann dort eingewechselt, wo Not am Mann war.» Mittlerweile ist er schon seit drei Jahren Stammspieler, meistens als Aussenverteidiger. «Hauptsache, ich darf spielen.»In Beruf und Hobby geht Dürr hoch hinausIm Fussball ist er auf dem Boden geblieben. Im Beruf hat er höhere Sphären erreicht. Nach dem KV schloss er an der Fachhochschule St. Gallen das Studium in Wirtschaftsinformatik mit dem Bachelor ab, jetzt arbeitet er am Hauptsitz der St. Galler Kantonalbank als Businessanalyst.Noch höher hinaus geht es bei seinem Hobby, dem Kitesurfen, wo er auf dem Wasser auf einem kleinen Brett steht, von einem Lenkdrachen gezogen wird und dabei in die Luft springt. Am 2. Oktober 2019 – er hat Job und Wohnung aufgegeben – startet er zu einer Weltreise mit offenem Ende, um sein Hobby zu geniessen. Im Februar 2020 pfeift ihn Corona zurück.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.