01.11.2018

Ihre Puppen machen Theater

Ein Bühnenvorhang und eine Kasperlifigur – klassisch und simpel begann die Erfolgsgeschichte der Puppenbühne. 20 Jahre danach ist der Gschichtli-Plausch für die Kleinen zu einer grossen Nummer angewachsen.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Ein voller Saal mit zappligen Kindern wird augenblicklich ruhig, wenn sich der Vorhang der Puppenbühne Balgach lüftet. Den Frauen hinter der Kulisse gelingt es stets aufs Neue, die Mädchen und Buben mitten in eine Geschichte hineinzuziehen. Rahel Widmer ist seit dem Neustart vor 20 Jahren dabei. «Zum Jubiläum geht es uns nicht anders als in anderen Jahren», sagt sie. «Es macht immer noch Freude.»1998 übernahmen vier Frauen die Aufführung des Puppentheaters von der Gruppe Junger Mütter. «Wir wählten dazu eine Kasperli-Geschichte, mit roter Zipfelmütze und Tri-tra-trallalla», sagt Rahel Widmer. Ein einfacher Holzrahmen und Vorhang bildeten die Kulisse. Lilo Rüdlinger stiess ein Jahr später dazu, bereits mit neuen Ideen, wie die Bühne erweitert werden kann.Heute verfügen die Frauen über ein funktionales Bühnenbausystem mit Harrassen, Brettern, Rolluntersetzern und vielen Tüchern. Es gilt die Devise: «Jede bringt von zu Hause mit, was nötig ist.»Theaterstück pädagogisch geschickt wählenDie wichtigste Entscheidung der Puppenbühne, jene nach dem neuen Theaterstück, fällen die Frauen jeweils Anfang des Jahres. Aus Erfahrung wissen sie, dass Märchen eher schwierig zu spielen sind. «Da müssen wir wahnsinnig aufpassen, dass die Kinder aufmerksam bleiben», sagt Lilo Rüdlinger. Beim Kasperli sei das anders, da läuft immer was. Mit markanten Hauptfiguren könne man ausserdem eingreifen, wenn es laut werden sollte. Mit den Jahren erhöhten die Puppenspielerinnen das Niveau stetig. «Doch wir mussten uns irgendwann sagen, wir sind Amateure, wir dürfen auch einfach mal zufrieden sein», sagt Rahel Widmer.Die Gruppe vervollständigen Angelika Suntinger, Barbara Thurnheer, Anita Karg, Judith Kehl und Simone Maier. Jede Frau spielt eine Figur und steckt viel Aufwand und Herz in die Vorbereitungen. Die Kleider für die Figur nähen sie selber und helfen sich gegenseitig beim Basteln für den Bühnenbau. Da Licht- und Tontechnik grössere Posten im Budget darstellen, konnten dieses Jahr erstmals Sponsoren gefunden werden, die bei der Finanzierung halfen. Der Lohn für die Frauen bleibt bescheiden, sie gönnen sich einzig ein gemeinsames Nachtessen. Die sonstigen Einnahmen fliessen in den Fundus der Puppenbühne.Mit Geschichten Generationen berührenUnzählige Balger Kinder sind mit den beliebten Theaterauffüh­rungen aufgewachsen. Das blieb auch in den Nachbargemeinden nicht unbemerkt. Die Anfragen für auswärtige Auftritte häuf­- ten sich. Die Puppenbühne beschränkt sich auf eine überschaubare Anzahl Vorführungen in drei Dörfern. Die Frauen haben alle eine Familie und möchten die Aufführungen innerhalb von drei Wochen abgeschlossen haben. Ein wichtiger Termin ist dabei jener in der Heilpädagogischen Schule Heerbrugg. Dort erfüllen sie sich den Wunsch nach einem sozialen Projekt, der grosse Dankbarkeit auslöst und Kinder in verschiedenen Altersstufen berührt.Schöne Erinnerungen hat Lilo Rüdlinger auch an einen Gast­auftritt im Altersheim. Die Geschichte von Kalif Storch gefiel. Erzählen habe etwas Zeitloses für alle Generationen, sagt sie. «Aber mit dem Kasper wären wir nicht zu den Senioren.» Wie lange bleiben die langjährigen Puppenspielerinnen der Gruppe noch treu? «Solange wir auf dem Boden knien und wieder aufstehen können, machen wir weiter», sagt Rahel Widmer mit Humor. «Momentan sind wir noch beweglich genug.»HinweisPuppenbühne Balgach, «Dä chlii Ritter und sis gross Problem»:Schulhaus Berg, Balgach: Mittwoch, 7. November; Bibliothek St. Margrethen: Samstag, 10. November; Pfarreizentrum Kriessern: Mittwoch, 14. November; Aufführungen jeweils um 14 Uhr und 15.30 Uhr.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.