12.11.2020

Ihr Backtalent hilft Kindern in Not

Die zwölfjährige Vera Graber verkauft Selbstgebackenes an Nachbarn und Bekannte. Den Erlös spendet sie an Unicef.

Lüchingen Wenn Vera Graber backt, ist sie gut vorbereitet. Auf der Anrichte in der Küche sind Eier, Mehl, Zucker und Schoggiwürfeli griffbereit, ebenso Backutensilien wie Schüssel und Förmchen. «Die Nachbarn haben Schoggi- und Heidelbeermuffins bestellt», sagt die Sechstklässlerin, während sie Rahm abmisst. Die Freude am Backen entdeckte sie während der Herbstferien. «In der ersten Woche habe ich mit einem Nachbarsmädchen jeden Tag einen Kuchen gebacken.»Was aus Spass begann, entwickelte sich zu einem Hilfs­projekt. Vera wollte weitere Re­zepte ausprobieren und weil zu jener Zeit ein Informationsschreiben der Unicef-Sternenwochen im Briefkasten lag, machte Sibylle Graber ihre Tochter auf die Aktion aufmerksam. Sie könnte doch Kuchen verkaufen und den Erlös spenden. Vera war begeistert von der Idee und setzte sich an den Computer, wo sie mit Excel-Tabellen einen Bestellzettel gestaltete. Was soll sie anbieten, wie viel wird das Gebäck kosten? Sie stellte Berechnungen an, verfasste ein Begleitschreiben und druckte Zettel aus, die sie im Quartier in die Briefkästen eingeworfen hat. Die Hühner können mit Eierlegen nicht mithaltenRasch folgten erste Bestellungen. Besonders beliebt sind Zopf und Gugelhopf. Auf die Frage, was sie am liebsten backt, antwortet Vera ohne zu zögern: «Alles!» Beim Zopfbacken sei es jedoch schade, dass sie keinen süssen Teig naschen könne. Mitte Oktober startete Vera ihr Projekt und backt pro Woche etwa fünf verschiedene Kuchen. Bei dieser Produktivität können die fünf Hühner der Familie nicht mehr mithalten. «Sie legen zu wenig Eier für mich», sagt Vera und lacht. Bei Engpässen erhält sie Eier von den Grosseltern, die ebenfalls Hühner halten. Weitere Zutaten kauft ihre Mutter ein. Die Kosten, die entstehen, versteht die Familie als Beitrag an die Sammelaktion. Manchmal verwöhnt Vera auch ihre zwei älteren Brüder und ihre Eltern mit einem Kuchen. Oder mit Schoggicreme, die mag ihr Papa besonders. Diverse Fähigkeiten sind gefragtBacken ist das eine. Gleichzeitig lernt die Schülerin, Verantwortung zu übernehmen und organisatorisch zu denken. In einem Ordner sammelt sie die Bestellzettel, und auch in ihrem Hausaufgabenbüchlein macht sie sich Notizen. Am 29. November heisst es: «Apfelroulade für Familie Eugster». Die Kundschaft zeigt sich grosszügigVon ihren Kunden erhält Vera viel Lob und Trinkgeld. Ein Nachbar zahlte den doppelten Preis für ein Beerentiramisu und sagte, sie dürfe den Rest behalten. Doch sie spendet die gesamten Einnahmen. Geschichten von Kindern, die am meisten unter den Folgen von Corona leiden, berührten Vera. «Darum möchte ich helfen.» Mehr als 400 Franken sind bereits zusammengekommen. Bis zu Weihnachten führt sie das Projekt weiter. Für Vera ist es eine Aufgabe, die sie von Herzen und mit Freude macht. Das Einzige, was ihr nicht gefällt, ist das Aufräumen nach dem Backen. Nach wie vor findet Vera Zeit, die Jugi zu besuchen und Ukulele zu spielen. Sie hat auch Ideen, wie sich ihr Projekt der selbst gebackenen Kuchen und Zöpfe noch besser vermarkten lässt. Vera hat Sternenwochen-Sammelmaterial bestellt – Flyer und Fahnen – damit sie bei schönem Wetter einen Strassenverkaufsstand aufstellen kann. Die Sternenwochen des Unicef-Hilfswerks sind eine Sammelaktion von Kindern für Kinder und finden vom 20. November bis Weihnachten statt. Teilnehmende Kinder zeigen mit ihrem Engagement ihre Solidarität für Kinder in Not.

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