Gert BrudererUnter der Bezeichnung IG Antennenstopp Lüchingen-Marbach haben die Antennengegner eine eigene Webseite gestaltet, auf der massgebliche Unterlagen wie das Baugesuch, der Unterschriftenbogen für eine Sammeleinsprache, ein Musterbrief für Einzeleinsprachen sowie weitere Informationen abrufbar sind.Die IG hat klare Erwartungen. Von der Stadt Altstätten und der Gemeinde Marbach verlangt die Interessengemeinschaft einen eindeutigen Positionsbezug. Verschiedene Beispiele, auch jenes von Rebstein, hätten in der jüngeren Vergangenheit gezeigt, dass die kommunalen Behörden sich keineswegs hinter Paragrafen oder hinterm Kanton verstecken müssten, sondern sehr wohl im Interesse von Antennengegnern Stellung beziehen könnten.In Rebstein, wo mit 520 Unterschriften Druck gegen eine Antenne erzeugt worden war, nutzt der Gemeinderat eine Möglichkeit des neuen kantonalen Planungs- und Baugesetzes. Dieses erlaubt es den Gemeinden, den Bau von Mobilfunkantennen in der Wohnzone auszuschliessen. Wieso, fragt die IG Antennenstopp Lüchingen-Marbach, sollte auf Altstätter Gebiet nicht möglich sein, was sich andernorts durchsetzen lässt?Altstättens Stadtpräsident Ruedi Mattle verweist darauf, dass die Stadt ist in dieser Sache Bewilligungsbehörde und als solche zur Neutralität verpflichtet sei. Eine aktive Unterstützung der IG Antennenstopp Lüchingen-Marbach wäre nach Ansicht der Stadt rechtsstaatlich nicht opportun. Das schliesse natürlich nicht aus, dass sich der Stadtrat «insbesondere mit den baurechtlichen Fragestellungen von 5G-Antennen grundsätzlich auseinandersetzen wird und im Hinblick auf einen künftigen Entscheid zum Baugesuch auch muss», meint Mattle.IG will auch generell das Bewusstsein schärfenDer im IG-Kernteam engagierte Christoph Göldi, der von seinem Büro schon heute auf zwei nahe Antennenanlagen blickt, verweist auf die hierzulande sehr hohe Dichte von Antennen und eine genügende Abdeckung. Nach dem umstrittenen 5G komme irgendwann vielleicht 6G, dann 7G und 8G. In Ermangelung eines Bedarfsnachweises werde ein künstlicher Markt geschaffen, obschon die Unschädlichkeit von 5G nicht nachgewiesen sei.IG-Sprecher Niklaus Eschenmoser erinnert an die Auswirkungen von Treibhausgasen wie CO2 oder die aktuelle Diskussion über Pestizide. Lange Zeit werde nach dem Motto «Ja, ja, geht schon» verfahren, bis man (überraschend überrascht) erkenne, dass etwas falsch laufe. Das gleiche Fehlverhalten mit 5G zu wiederholen, sei nicht im Sinne der Bevölkerung. Der IG geht es somit auch darum, generell das Bewusstsein zu schärfen.Lidl bekam bereits Post von den GegnernIn unmittelbarer Lidl-Nachbarschaft herrscht bei Antennengegnern doppelte Unzufriedenheit: Nicht genug, dass die geplante Ostumfahrung mit einem neuen Kreisel von hier abzweigen solle, nun liege auch noch das Baugesuch für eine Antennenanlage vor.Weil Lidl von einem Versuch spricht und nicht zuletzt die Einstellung der Kundschaft zu einer 5G-Antenne direkt beim Laden erkunden will, hat die IG Lidl bereits schriftlich nachgeholfen und den Discounter ans eigene Leitbild erinnert.«Die Kundschaft, die Anstösser und Ihre Nachbarn wollen keine weitere Mobilfunkantenne», heisst es im E-Mail an Lidl. Zudem appelliert die IG an Lidls eigene Grundsätze, zu denen die Übernahme auch von ökologischer Verantwortung im täglichen Handeln gehört. Ausserdem wird Lidl auf sein Bekenntnis hingewiesen, dass ihm unter anderem gesunde Mitarbeiter wichtig seien.Die Medienstelle von Lidl bestätigt den Eingang des Schreibens auf elektronischem Weg. Mediensprecher Mathias Kaufmann sagt, aufgrund der Rückmeldungen zur Antenne werde intern das weitere Vorgehen diskutiert. In den nächsten Tagen falle ein Entscheid.Der landesweit, aber auch regional stärkere Gegenwind, der Antennenprojekten entgegenweht, hat viel mit Misstrauen zu tun. Als stossend wird empfunden, dass man gegen die technische Nachrüstung bereits bestehender Anlagen als Bürger machtlos ist, und die gebetsmühlenartige Berufung von Behörden aufs Baugesetz ärgert viele noch mehr. Hinzu kommt die Gefahr einer Grenzwerterhöhung durch die Hintertür, indem nicht mehr die maximale Leistung einer Sendeanlage als Massstab für die Belastung von Anwohnern gelten soll, sondern ein gemittelter Wert.Bereits jetzt wird mit rund 20 Einsprachen gerechnetGegen eine Antenne auf dem Lüchinger Lidl-Areal führt die IG auch den viel benützten Paragleiter-Landeplatz direkt beim Lidl sowie den optisch markanten Eingriff in die Landschaft ins Feld. Abgesehen davon wird der Wertverlust von Liegenschaften beklagt.Die Einsprachefrist endet am 26. Februar. Bereits jetzt ist mit rund 20 Einzeleinsprachen zu rechnen. In Rebstein hat Silvia Bucher die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen der irrigen Meinung sind, Einsprachen kosteten etwas. Das trifft aber erst nach dem Entscheid durch die erste Instanz zu – und auch nur dann, wenn man mit seiner Einsprache erfolglos ist.Zumal die für die Einspracheberechtigung massgebliche Distanz zur Antenne 1393 Meter beträgt, rechnet die IG mit einer grossen Beteiligung an der von ihr vorgesehenen Sammeleinsprache. Diese können nicht nur Hauseigentümer, sondern auch Mieter und Arbeitnehmende unterschreiben. Wie ernst es der IG mit ihrem Kampf gegen die Lidl-Antenne ist, zeigt ihr straffer Zeitplan. Letzten Sonntag Abend trafen sich Interessierte zu einer ersten Sitzung, drei Tage später fand bereits die nächste statt.Hinweiswww.ig-antennen-stopp.ch