Monika von der LindenMarkus Pfister sitzt im Pfarreizentrum und spricht über seine zu Ende gehende Amtszeit als Präsident der Kriessner Katholiken. Er erinnert sich an eine seiner ersten Amtshandlungen. Es war im Mai 2008. «Ich durfte das neue Pfarreizentrum einweihen», sagt er. Erst bei der zweiten Abstimmung hatten die Kirchbürger dem Neubau knapp zugestimmt. «Heute sagen auch die Gegner, das Pfarreizentrum passe gut ins Dorf.»In Markus Pfisters zwölfjähriger Amtszeit bearbeitete er mit dem Verwaltungsrat viele kleinere und grössere Projekte. Die Kirche liess die Kirchgemeinde von innen reinigen, die Orgel renovieren und das Pfarrhaus sanieren. Seelsorgerinnen und Seelsorger kamen oder verliessen die Pfarrei.Zu Beginn war die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden in einem Seelsorgeverband geregelt. Bald gründeten fünf Pfarreien die Seelsorgeeinheit Blattenberg – und seit Januar 2018 ist Kriessern mit vier weiteren Kirchgemeinden im Zweckverband Blattenberg organisiert.«Die Leitung einer Kirchgemeinde wurde im Laufe der Jahre professionalisiert», sagt Markus Pfister. Zum Beispiel erwarte jeder Seelsorger regelmässig ein Mitarbeitergespräch. Der Zweckverband sei gleich einem KMU. Er bringe dem Präsidenten aber gleichzeitig Entlastung. So sind zum Beispiel nur noch der Mesmer und sein Stellvertreter bei der Kirchgemeinde angestellt, alle anderen Mitarbeiter beim Zweckverband.Urs Wüst will die Kirchgemeinde lenkenEine einschneidende Veränderung wird es geben, sollte einmal kein Präsident oder keine Präsidentin gefunden werden. «Solange wir das Amt besetzen können, schieben wir es hinaus, dass der Administrationsrat einen Kurator einsetzt oder es gar zur Fusion kommt», sagt Markus Pfister. Die Fusion zwischen den Kirchgemeinden auf dem Gebiet des Zweckverbandes (Rüthi-Lienz, Oberriet, Kobelwald, Montlingen-Eichenwies und Kriessern) möchte Urs Wüst verhindern. Er strebt an, an den Erneuerungswahlen vom 8. September, Präsident und Mit-glied des Kollegienrates zu werden. «Ich möchte die Kirchgemeinde dahin lenken, dass wir das Dorfleben im Sinne der Kirchbürger erhalten», sagt Urs Wüst.«Sollte es zur Fusion kommen, wird das Interesse der Bürger an den Geschäften zurückgehen», sagt Markus Pfister. Er vergleicht die Kirche mit der Schule: «Vor der Fusion nahmen etwa sechzig Kriessner an der Schulbürgerversammlung teil, heute sind es nur noch fünf.» Wichtig sei, das Dorfleben nicht verändern zu wollen, sagt Urs Wüst. «Die Leute mögen es so, wie sie es gewohnt sind. Wir dürfen sie nicht vertreiben.»Das Kirchenleben findet nicht allein im Gotteshaus statt. Markus Pfister war seinerzeit der Auslöser dafür, dass der Rhema-Gottesdienst nicht länger eine Feier nur von Reformierten blieb. «Die Kosten wurden damals als Argument genannt», sagt er. «Das Geld käme aber wieder rein, falls man das Opfer für einen guten Zweck aufnehmen würde. «Es sollte selbstverständlich sein, dass die Seelsorger an Dorfanlässen teilnehmen. Sie wollen ja auch, dass die Leute zu ihnen kommen», sagt Urs Wüst.Niemand im Rat wollte nachrückenDer einzige Kandidat gab erst zwei Wochen vor der Nomination seine Absicht bekannt. Wegen Zeitmangels hatte er gezögert. «Ich habe mein Soll für das Gemeinwohl erfüllt», sagt der ehemalige Verwaltungsrat und Feuerwehrkommandant (siehe Kasten). Ausschlaggebend für seine Zusage war einerseits die Unterstützung seiner Familie, die in Kriessern einen Gastrobetrieb führt.Andererseits war es eine Zusage des Rates: «Niemand wollte nachrücken», sagt Markus Pfister. «Aber alle sind bereit, mehr Aufgaben zu übernehmen und somit das Pensum in Grenzen zu halten.» Der Präsident wendet pro Woche vier bis sechs Stunden auf. Das entspricht einem Pensum von 15 Prozent.Markus Pfister ist stolz, stets auf eine sehr aktive Pfarrei zählen zu können, in der viel Freiwilligenarbeit geleistet wird. «Wir sind eine kleine Kirchgemeinde und haben die wohl grösste Ministrantengemeinschaft», sagt er. 51 Kinder und Jugendliche zählt sie. Drei von ihnen haben sich jüngst zum Ministrantenleiter und Lektor ausbilden lassen. «Die Atmosphäre ist bei uns sehr gut. Mit den Ministranten kommen auch die Eltern in die Kirche», sagt Urs Wüst. Im dualen System gibt der Verwaltungsrat den Rahmen für eine befriedigende Pfarreiarbeit.Bis Ende des Jahres will Markus Pfister alle Pendenzen erledigen. «Ich habe eine schöne Zeit erlebt und bedaure nicht, das Amt angenommen zu haben», sagt er. «Ich würde es wieder machen und gehe mit einem guten Gefühl. Das habe ich, seitdem ich weiss, dass Urs Wüst sich zur Wahl stellt.»