19.03.2020

«Ich wäre mit dem Kopf durch die Wand gegangen»

Natascha Konrad ist die erste Absolventin des Ausbildungsverbundes, den 15 Rheintaler Altersheime lanciert haben.

Von js
aktualisiert am 03.11.2022
Krankenschwester zu werden, wie der Beruf damals hiess, war schon als Kind Natascha Konrads Traum. Doch weil die Ausbildung erst ab 18 möglich war und sie nicht so lange mit dem Geldverdienen warten konnte, lernte sie Fotoartikelverkäuferin. Später arbeitete sie in einer Bank – und mit vier heranwachsenden Kindern als Familienhelferin in der Spitex.Der Jüngste war noch in der Lehre, als sich in Rheintaler Altersheimen die Möglichkeit zur HF-Ausbildung abzeichnete. Im Herbst 2016 gründeten 15 Altersheime zwischen Altstätten und Thal einen Ausbildungsverbund. «Ich wäre mit dem Kopf durch die Wand gegangen, so sehr wollte ich diesen Beruf erlernen», sagt sie. Ihr Kopf blieb heil, denn die Türen der Rheintaler Altersheime standen weit offen. Ziel des Ausbildungsverbundes ist es, mehr diplomiertes Pflegepersonal für die Langzeitpflege zu gewinnen. Und Natascha Konrad wollte genau dies. Die Altstätterin war 47, als sie ihre zweite Lehre antrat. Diese bestand je zur Hälfte aus Theorieblöcken am Berufs- und Weiterbildungszentrum Sargans sowie aus Praxiseinsätzen im Altersheimverbund. Natascha Konrad arbeitete im «Geserhus» in Rebstein, in der Demenzabteilung im Haus Viva in Altstätten und zuletzt in der Spitex im Widnauer Alterszentrum Augiessen, wo sie auch bleiben wird. Den Vertrag hat sie bereits unterschrieben. Damit ist für den Ausbildungsverbund eine erste Etappe erreicht. Sechs weitere Studierende sind derzeit in Ausbildung. Weitere Bewerbungen sind erwünscht.Es geht darum, Menschen langfristig zu begleitenPflegefachleute HF arbeiten im Akutbereich in Spitälern und in der Langzeitpflege in Alters- und Pflegeheimen. Der Alltag unterscheidet sich stark: Während im Spital kranke Menschen behandelt und bald entlassen werden, geht es im Heim darum, eine Beziehung aufzubauen und die Menschen langfristig zu begleiten. «Wir machen nicht nur Körperpflege», sagt die HF-Absolventin, «wir beziehen die Lebensgeschichten mit ein, die den Alltag der Seniorinnen und Senioren prägen. Das ist echt spannend.»Jasmin Schmid, die den Ausbildungsverbund leitet, betont das Mehr an Kompetenzen und die höhere Verantwortung in der Langzeitpflege. Pflegefachpersonen in Heimen müssten oft entscheiden, ob und wann sie ärztliche Hilfe anfordern. Manchmal sei diese nicht gleich zur Stelle. «Das setzt mehr Empathie und Achtsamkeit voraus. Und deshalb eignen sich Quereinsteigerinnen mit Lebenserfahrung auch besonders gut für die Langzeitpflege.» Die Ausbildung zur diplomierten Pflegefachperson HF dauert drei Jahre. Angestellt werden die Studierenden von der Gemeinde Widnau, die das Zentrum Augiessen betreibt. Die Ausbildung geschieht im Turnus in Widnau, Diepoldsau, im «Geserhus», Rebstein, im «Fahr», St. Margrethen, im «Verahus», Balgach, im Haus Viva oder im Sonnengarten, beide in Altstätten. Die anderen Rheintaler Institutionen beteiligen sich finanziell am Ausbildungsverbund. (js)

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