12.01.2021

Ich und unser Planet

Im Zusammenhang mit einem Zeitungsbeitrag über vegane Ernährung habe ich auf der WWF-Website die Möglichkeit genutzt, meinen persönlichen ökologischen Fussabdruck zu ermitteln. Es sieht sich ja jeder gern darin bestätigt, dass er etwas richtig macht. Meine Zuversicht war mindestens so gross wie ein Elefant. Dieser Vergleich ist zwar unpassend, passt aber zu meiner Einschätzung, die Erde wäre deutlich besser dran, würden alle so leben wie ich.Zum Nachteil dieses Texts ist die Pointe leider schon erahnbar. Natürlich läuft es darauf hinaus, dass ich dumm dastehe. Da nützt es mir nichts, dass ich kaum Fleisch esse, nicht fliege, vergleichsweise wenig Kilometer mit dem Auto zurücklege, auf weite Reisen seit Jahren verzichte und grossmehrheitlich lokal und ökobewusst einkaufe.Der «Fussabdruckrechner» klärt mich auf: Würden alle Menschen so leben wie ich, bräuchten wir die Ressourcen von 1,75 Planeten. Und als nächstes lese ich: Würden alle so leben wie wir hier in der Schweiz, wären es 2,4 Planeten. «Na also», fährt es mir durch den Kopf, «ich bin auf dem richtigen Weg.»Vor 45 Jahren, in der Sek, kam einst der Lateinlehrer freudestrahlend auf mich zu, in der Hand meine Lateinprüfung. Obwohl ich schon zwei oder drei Einer bekommen (und eigentlich längst aufgegeben) hatte, glaubte der Lehrer hartnäckig an mich. In aufgeräumter Stimmung meinte er, als er das Prüfungsblatt vor mich auf den Tisch legte: «Drabliibe, es chunnt!» Ich dachte schon, den grossen Coup geschafft zu haben und blickte erwartungsvoll auf die Note. Es war eine -2, also eine 1,75. Kommt Ihnen diese Zahl bekannt vor?

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