04.04.2018

«Ich rede nicht so viel wie er»

Bernhard Thurnherr aus Heiden wird immer wieder mit dem Schnurri der Nation verwechselt. Tauschen mit dem TV-Mann würde er aber nie.

An einem Freitagabend klingelt bei Bernhard Thurnherr, Swisscom-Mitarbeiter aus Heiden, das Telefon. Am anderen Ende ist der Verantwortliche eines Unternehmens. Er fragt Thurnherr an, ob er die Moderation eines Firmenanlasses übernehmen würde. Thurnherr winkt ab, sagt, er sei nicht die Person, für die ihn der andere halte. Der Mann bleibt aber hartnäckig – er denkt zuerst, Thurnherr wolle ihn abwimmeln. Erst nach nochmaliger Erklärung gibt der Anrufer klein bei.«Ich respektiere meinen Namensvetter für die Arbeit, die er jahrelang am TV gemacht hat», sagt Bernhard Thurnherr. Es sei eine Qualität, wenn man sich als Zuschauer nicht über das Personal am TV aufregen müsse. Thurnheer, langjähriger Moderator der Quizshow «Tell Star» und der Unterhaltungssendung «Benissimo», habe ihn mit seiner Art angesprochen, lobt der 63-Jährige. Ebenso habe er den TV-Mann auch als Sportkommentator geschätzt.Einladung zu «Benissimo»Wann merkte Bernhard Thurnherr erstmals, dass es da einen Journalisten gibt, der gleich heisst wie er, auch wenn sich die beiden leicht anders schreiben? «Das war in den 70er-Jahren, Beni arbeitete damals noch am Radio», erinnert sich der 63-Jährige, der seit seiner Kindheit ebenfalls Beni gerufen wird. Eine Nachbarin zwei Häuser weiter habe ihn eines Morgens allen Ernstes gefragt, ob er jetzt auch als Radiosprecher arbeite. In den Folgejahren eroberte Bernard Thurnheer die Bildschirme von Herrn und Frau Schweizer und erhielt vom Boulevard den Ehrentitel «Schnurri der Nation». Vor dem TV-Gerät verfolgte Thurnheers Namensvetter die Karriere von «Beni national» – und kam mit ihm sogar einmal in Kontakt. «Vor einigen Jahren erhielt ich aufgrund unserer Namensgleichheit eine Einladung in eine ‹Benissimo›-Jubiläumssendung», blickt Thurnherr zurück. Bei der After-Show-Party lernte er Thurnheer kurz kennen. Mehr als ein, zwei Sätze konnten die beiden Benis aber nicht wechseln, zu gross war der Ansturm auf den TV-Moderator. Anspielungen auf seinen Namen und Fragen dazu waren dafür jahrelang an der Tagesordnung. Der Mann aus Heiden reagierte darauf oftmals mit Humor und Sprüchen wie: «Beni Thurnheer? Ja, das ist mein älterer Bruder.» Beni Thurnheer lebte im medialen Rampenlicht, kam als Kommentator vieler internationaler Fussballspiele und anderer Sportanlässe in der ganzen Welt herum. So faszinierend Bernhard Thurnherr das Leben seines TV-Namensvetters findet, so wenig hätte er mit ihm tauschen wollen. «Aus dem Stand heraus eine Sendung moderieren oder ein Fussballmatch kommentieren – das könnte ich nie. Dafür bin ich viel zu zurückhaltend und verfüge zudem nicht über das nötige Fachwissen – das ist nämlich eine anspruchsvolle Aufgabe», sagt Thurnherr, dessen Neffe beim Westschweizer Fernsehen arbeitet – sinnigerweise als Sportreporter. Generell rede er nicht so viel wie sein Namensvetter, lacht Thurnherr – er ist privat gerne in der Natur und kümmert sich um seinen Husky oder seine Bienenzucht. «Bloss bei politischen Diskussionen, da kann ich richtig in Fahrt kommen.»«Ich habe Beni gern»Um TV-Star Beni Thurnheer ist es in den letzten Jahren merklich ruhiger geworden. Er moderiert keine Sendungen mehr, sondern kommt nur noch zu vereinzelten Einsätzen als Sportkommentator. «Ich bedauere das und finde, dass er bis heute nicht vollwertig ersetzt ist», sagt Bernhard Thurnherr aus Heiden. Ein Sven Epiney beispielsweise könne Beni in Unterhaltungsshows nicht das Wasser reichen – er komme zudem schlicht zu oft am TV. «Und im Sport interessiert es bald mehr, ob jemand gelbe Unterhosen anhat, als was er leistet», kritisiert er. Als ein Beispiel dafür nennt Thurnherr das öffentliche Zelebrieren der Liebe von Skirennfahrerin Lara Gut und Nati-Fussballer Valon Behrami. Beni Thurnheer habe diesbezüglich immer die richtige Balance gefunden, sagt der 63-Jährige, der zusammenfassend sagt: «Ich hatte Beni als Kommentator einfach gern – nicht wegen unserer Namensgleichheit, sondern wegen seiner Art.»Daniel Walt

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