29.11.2019

«Ich möchte etwas hinterlassen»

Am 7. Widnauer Wirtschaftsapéro erzählte ein Klavierflüsterer 130 Unternehmern aus seinem bewegten Leben.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Die Gemeinde lädt im Zweijahrestakt zum w’éco-apéro ein. Er ist ein Dank an die ortsansässigen Unternehmen für die Zusammenarbeit und ihre Treue zum Standort Widnau. Die Unternehmen stemmen die Wirtschaft; der Chef eines international tätigen Betriebs ebenso wie die selbstständig erwerbende Inhaberin eines Fusspflegestudios.Mitten unter ihnen bellte es im Widebaumsaal plötzlich. Der Hund des Referenten meldete sich. Aber nur kurz, sonst gehörte die Aufmerksamkeit des Publikums uneingeschränkt seinem Herrchen. Arno Stocker sei ein Mutmacher, ein Mensch, der dem Leben mit Ehrgeiz und Schalk begegne, sagte Gemeindepräsidentin Christa Köppel, als sie den Referenten vorstellte.Trotz Widerständen eine Vision verfolgenDies seien wertvolle Eigenschaften in einer Zeit, in der es am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Horizont Herausforderungen zu bewältigen gelte.Arno Stocker, seit der Geburt 1956 spastisch behindert, ist ein international renommierter Klavierstimmer und -restaurator. Wie er auf einem Stuhl auf der Bühne Platz nahm und mit ruhiger Stimme aus seinem Leben erzählte, liess die Zuhörenden Anteil nehmen an einer Biografie, die von Widerständen geprägt ist, aber auch dem Willen, Visionen zu verfolgen.Stocker wollte singen wie der italienische Opernsänger Caruso und spielen wie der ukrainische Pianist Horowitz. Das waren unerreichbare Wünsche, überwand er doch erst als Schüler seine Sprachblockade und auch das Klavierspiel war mit seinen verkrampften Händen mit Hürden verbunden. Doch er stellte sich den Schwierigkeiten und es gelang ihm, seine besondere musikalische Begabung trotz Behinderung auszuleben; als Klavierstimmer.Er begegnete prominenten Künstlern wie Placido Domingo, Maria Callas und dem Pianisten Horowitz. Auf positive Erfahrungen folgten Rückschläge. Heute ist er Klavierrestaurator und baut Instrumente, zugeschnitten auf die Kundschaft. Er sieht es als seine Aufgabe, Menschen mit Kultur in Verbindung zu bringen. Und möchte eine Spur hinterlassen. «Eine Idee, auf der aufgebaut werden kann», sagte Stocker. Er wandte sich an das Publikum: «Sie führen ihr Unternehmen doch auch, weil Sie eine Vision haben.»Nach zustimmendem Applaus der Unternehmer signierte Arno Stocker am Büchertisch an der Seite seiner Frau Karin und des gemeinsamen Hundes seine Autobiografie «Der Klavierflüsterer». Die Gäste des Wirtschaftsapéros nutzten die Gelegenheit für ein paar persönliche Worte mit dem Referenten und tauschten sich untereinander sowie mit Mitgliedern des Gemeinderates aus, verpflegt von einem reichhaltigen Buffet.

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