Am Schalter bedient Esther Freund, die Gattin von Christian Freund, eine Kundin. Zwei Männer stehen mit Couverts in den Händen hinten an, reden miteinander, das übersichtliche Lokal wirkt sogleich gut besucht. Dass die Postfiliale auf treue Kunden zählen darf, nennt Christian Freund als Hauptgrund, weshalb sie sich so lange behaupten konnte. Filialen in grösseren Gemeinden wie Balgach, Au und Rebstein wurden vorgängig geschlossen. Doch nun kommt das Aus auch in Marbach. Partnerlösung im Dorfladen
Im Juni gab die Post mit einem Flyer in alle Haushalte bekannt, die Filiale an der Staatsstrasse
in Marbach zu schliessen und durch eine Partnerlösung zu ersetzen. Postdienstleistungen können künftig im Dorfladen der Familie Dintheer abgewickelt werden, wo eine gelbe Posttheke zum Einsatz kommt. Ein Modell, wie beispielsweise im «Rebster Markt» oder in Au bei «Go Poschta».
Das genaue Datum, wann die Partnerlösung ihren Betrieb aufnimmt, ist noch nicht bestimmt. Bis zum Start des neuen Dienstleistungsangebots bleibt die Post in Marbach unverändert in Betrieb.
Schliesst eine Postfiliale, ist das Bedauern gross. Für Christian Freund ist es zugleich der Schritt in einen neuen Lebensabschnitt. Sobald er in der Post die Lichter löscht, tritt er seine Frühpensionierung an. Vorerst mag der 61-Jährige nicht daran denken, Wehmut ist noch fern. Job nur dank der Frau möglich
Er mache seine Arbeit nach wie vor mit Freude. «Posthalter war mein Traumberuf, den ich verwirklichen konnte», sagt er und ergänzt: «Dank meiner Frau, die von Beginn an mithalf.» Die gelernte Zahnarztgehilfin, die in Berneck aufwuchs, folgte ihrem Mann frisch verheiratet nach Zürich, wo er seine Lehre gemacht hatte und Berufserfahrung sammelte. Als Christian Freund am 1. April 1989 die Posthalterstelle in seinem Heimatort Marbach antreten konnte, zogen sie zurück ins Rheintal und bauten die Postfiliale gemeinsam auf. Früher war es gang und gäbe, als Paar eine Postfiliale selbstständig zu führen. Das Paar wohnte mit der mittlerweile erwachsenen Tochter in der Wohnung oberhalb der Post-Räume. Diese Nähe erlaubte es den Eltern, Familie und Beruf vorteilhaft zu verbinden.
Die Tätigkeit des Posthalter-Paares hat sich während der Jahre stark gewandelt. Immer weniger Kunden nutzen aufgrund der Digitalisierung die Dienstleistungen der Post. Statt Briefe werden vermehrt E-Mails verschickt, E-Banking konkurriert die Zahlungen am Schalter. Pläne für die Zukunft
Momentan zählen zwei Teilzeitangestellte zum Team. Sie bleiben nach der Schliessung an anderen Post-Standorten beschäftigt. Esther Freund wird Teilzeit in der Pflege weiterarbeiten. «Der Betrieb auf der Post wird uns sicher fehlen», sagt Christian Freund. Er schätzt den Kontakt zur Bevölkerung. Durch seine Tätigkeit im Gemeinderat wurde er oft auch am Postschalter auf Gemeindegeschäfte angesprochen. Wobei auch das Amt im Rat nicht mehr lange dauert. Nächstes Jahr legt er es ad acta. «24 Jahre sind genug», sagt er und lacht. Christian Freund übt seine Beschäftigungen treu aus. Auch als Präsident des Baggerseevereins, wofür er sich künftig mehr Zeit nehmen kann. Ausserdem möchte er Sprachkenntnisse auffrischen – Französisch – da er in den Ferien mit seiner Frau oft ins Wallis reist. «Ich hoffe, es wird mir nicht langweilig», sagt er. «Und sonst hat meine Frau sicher Ideen.»