12.09.2022

«Ich hätte da mal eine Frage»

Ein Heerbrugger Kantischüler durfte ins Bundeshaus reisen und Bundespräsident Ignazio Cassis eine Frage stellen.

Von Nina Hagmann
aktualisiert am 02.11.2022
«Herr Bundespräsident, Ignazio Cassis, wie alt waren Sie, als Sie sich das erste Mal für Politik interessiert haben?» – «Monsieur Président fédéral, quel est votre Quotidien?», dies sind zwei der Fragen, die zwölf ausgeloste Jugendliche und junge Erwachsene dem Bundespräsidenten Ignazio Cassis persönlich stellen durften. Aus der ganzen Schweiz nahmen sie am letzten Donnerstag die Reise nach Bern auf sich, um an der Fragerunde teilzunehmen, zu der sie eingeladen wurden. Darunter war auch der 15-jährige Tobias Bächi aus Haag, Schüler der Kantonsschule Heerbrugg. Seine persönliche Frage: «Wie stehen Sie zum Bau von Solaranlagen in den Alpen für die erneuerbare Energieproduktion?» [caption_left: Kantischüler Tobias Bächi konnte dem Bundespräsidenten eine Frage stellen.  Bild: Nina Hagmann]Überrascht vom noblen RestaurantEingeladen hatte der Dachverband Schweizer Jugendparlamente (DSJ) über die Online-Plattform «engage.ch». Mit dem Projekt sollen junge Menschen in der Schweiz eine Möglichkeit erhalten, um sich auf nationa­ler Ebene in die Politik einzubringen. Morgens um 9 Uhr beginnt Tobias’ Reise. Ob er nervös sei? Nein, nein. Der Bundespräsident ist auch nur ein Mensch: «Ich freue mich darauf, ihm meine Frage zu stellen.» Am Bahnhof Bern werden alle Teilnehmenden von Projektleiter Niculin Detreköy abgeholt. Gemeinsam spazieren alle ins Restaurant Luce. Dort wird gegessen, bevor im Hotel Bernerhof der Bundespräsident empfangen wird. Im Restaurant angekommen, staunen die Jugendlichen über den noblen Raum und das Serviettchen mit Weinglas, Wasser und «Biberli» am Platz jedes jugendlichen Fragestellers, jeder jugendlichen Fragestellerin. «Ich habe mir das alles etwas einfacher vorgestellt», gibt Tobias zu. Unerfreut über den überraschenden «Luxus» ist jedoch niemand. Erwartungsvolle Stimmung liegt in der Luft. Man tauscht sich über Politik oder den Alltag aus. Aufmerksam beobachten die Schülerinnen und Schüler, wie Reporter mit Kamera und Mikrofon eintrudeln und Kamerapositionen und Mikrofone testen, um den Bundespräsidenten im optimalen Winkel aufzunehmen – und sich kein Wort aus dem Mikrofon entgehen zu lassen, in das er spricht. Als Ignazio Cassis den Raum betritt, wird’s plötzlich ruhig, die Jugendlichen unterhalten sich fast ehrfürchtig nur noch im Flüsterton. Dann endlich ist es so weit. Der Bundespräsident Cassis grüsst die Anwesenden mit einem herzlichen «Buon­giorno a tutti!» Unter der Leitung von Sara Schmid, Co-Geschäftsführerin des Dachverbands Schweizer Jugendparlamente, findet eine Stunde lang der Austausch zwischen dem Bundespräsidenten und den jugendlichen Politin­teressierten statt. Geantwortet wird von Ignazio Cassis jeweils in der Sprache des Fragestellenden. Dabei sind Deutsch, Französisch und Italienisch vertreten. Er nimmt sich jeweils viel Zeit für eine ausführliche Antwort und streut gerne eigene Erfahrungen aus seiner Jugend ein.In den meisten Fällen, so auch bei Tobias’ Frage, holt der Bundesrat in politischer Manier weit aus. In Cassis’ Worten ist die Energiegewinnung durch Photovoltaik mehr Hoffnung als Tatsache. Er erläutert den aktuellen Stand, nämlich, dass un­sere heutige Energiegewinnung aus 60 % Wasserkraft, 30 % Kernkraft und 7 % erneuerbarer Energie besteht. [caption_left: Ignazio Cassis erzählte auch Persönliches aus seiner Jugend.  Bild: Nina Hagmann]Die Antwort des Bundesrats lässt einiges offenEr wies darauf hin, dass man in einer Demokratie als Politiker Prozesse zwar beschleunigen, aber nicht allein vorantreiben könne. Daher müsse zuerst ein Reifeprozess in der Gesellschaft geschehen, wobei er allerdings die Hoffnung auf die junge Generation setzt, für die Nachhaltigkeit ein grosses Thema ist. Auch erhöhte Energiepreise könnten ihres dazu beitragen. Tobias bedankt sich für die ausführliche Antwort, obwohl diese ja auch einiges offenlässt. Von seiner menschlichen Seite zeigt sich Cassis beim anschliessenden Posieren, er nimmt das optimale Positio­nieren der Jugendlichen gleich selbst in die Hand. Er bedankt sich bei allen Jugendlichen und erwähnt, wie wichtig es sei, dass sich junge Menschen in die Politik einbringen.Mit diesen Eindrücken und einer geschenkten Schoggi reist nun Tobias Bächi mit dem Zug wieder nach Hause. «Die Schoggi werde ich lange aufbewahren», sagt Tobias. 

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