Monika von der LindenSeit einem Jahr hat die Katholische Kirchgemeinde St. Margrethen keinen Präsidenten mehr. Der Katholische Administrationsrat St. Gallen setzte Othmar Gerschwiler als Kurator ein. Seine Aufgabe besteht darin, die Kirchgemeinde in Zusammenarbeit mit dem Verwaltungsrat zu leiten und einen Nachfolger für den per Ende 2019 zurückgetretenen Martin Stankowski zu finden. In seiner Suche war Othmar Gerschwiler erfolgreich. An der für den 8. April geplanten Bürgerversammlung schlägt der Kirchenverwaltungsrat Giovanni Vietri der Bürgerschaft zur Wahl vor.
Giovanni Vietri, als frohe Neujahrsbotschaft für Katholisch St. Margrethen bezeichnet Othmar Gerschwiler Ihre Kandidatur als Präsident der Kirchgemeinde. Warum kommt Ihr Entscheid gerade jetzt?Giovanni Vietri: Steter Tropfen höhlt den Stein. Othmar Gerschwiler hat mich immer wieder gefragt. Es gab mit Roland Kluser einen möglichen Kandidaten. Er wäre in meinen Augen besser geeignet. Er hat sich neu orientiert, das Präsidium kommt für ihn aktuell nicht in Frage.
Was motiviert Sie?
Der Auftrag Othmar Gerschwilers läuft Ende April aus. Die Alternative zu meiner Kandidatur wäre ein Zusammenschluss mit einer anderen Kirchgemeinde.
Das wäre wohl Rheineck. Au gehört zum Dekanat Altstätten, Rheineck wie St. Margrethen zu Rorschach.
Die Fühler sind meines Wissens in keine Richtung ausgestreckt.
Was widerspricht einer Fusion?
Es ist fraglich, ob sich die Kirchbürger mit einem grösseren Gebilde identifizieren und ob sie uneingeschränkt weiter mitbestimmen könnten.
Die Eigenständigkeit der Kirchgemeinde ist nun allein an Ihre Kandidatur gekoppelt.
Es wäre schade, verlöre St. Margrethen seine Eigenständigkeit. Die Kirchgemeinde hat viel Potenzial. Im Verwaltungsrat sind ausserdem alle übrigen Sitze mit engagierten Leuten besetzt.
Sie wären im Fall Ihrer Wahl der dritte Präsident, der die Notbremse zieht. Im Jahr 2012 war es Michael Rüesch und eines später war es Martin Stankowski. Schwelt in der Kirchgemeinde St. Margrethen ein alter Konflikt?
Im März 2013 schlug die Bürgerversammlung Martin Stankowski vor und wählte ihn am gleichen Abend zu ihrem Präsidenten. Damals gab es schon Probleme, das Amt zu besetzen. Ich sähe es als vermessen an, zu sagen, worin der Grund besteht. Ich täte den Menschen unter Umständen unrecht.
Weshalb ist das Präsidium der Kirchgemeinde so wenig attraktiv?
Es fällt stes leichter, zu kritisieren, als selbst Initiative zu ergreifen. Wer eine Opposition führt, der muss nicht als ein Gremiumsmitglied Ergebnisse liefern. Ich habe das Amt nicht gesucht. Mit Job, Familie und Feuerwehr mangelt es mir nicht an Tätigkeiten. Ich vergleiche das Präsidium mit meiner Zeit im Jugendklub. Wir sassen nicht nur rum und konsumierten. Wir nahmen das Heft in die Hand. Ich engagiere mich lieber, als dass wir fusionieren müssten.
Wie sehen Sie Ihre Rolle als Präsident?
Als Koordinator. Der Verwaltungsrat funktioniert sehr gut. Grosse Brocken gibt es nicht zu bewältigen.
Was sollte sich in der Kirchgemeinde ändern?
Es kommen immer neue engagierte Leute in der Kirchgemeinde auf. Es wäre schön, wären mehr von ihnen bereit, auch ein Mandat zu übernehmen. Viele bräuchten nur über ihren Schatten zu springen und sich zutrauen, ein Amt auszuüben. Dies nicht zu tun ist zwar legitim, aber schade.
Sie gehörten dem Kirchenverwaltungsrat bis jetzt nicht an. Ist das ein Vor- oder Nachteil?
Ich bin unbelastet. Das ist ein Vorteil. Ich möchte nicht zurückschauen, sondern meine Energie für die Zukunft einsetzen. Es wäre ein Nachteil, würde der Rat ausgewechselt. Mit ihm bleibt das Hintergrundwissen erhalten. Ich glaube nicht, dass ich auf ein eingeschworenes Gremium treffe. Ich bringe das nötige Rüstzeug mit. Diesbezügliche Erfahrung habe ich nicht. Es wird sich zeigen, ob es funktioniert.HinweisDie Präsidentenwahl ist für die Kirchbürgerversammlung am 8. April angesetzt.