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Interview 18.01.2025

«Ich bringe gern Menschen zusammen» – Die Erfolgsgeschichte des Wifo-Gründers Reinhard Frei

Sie lebten während 30 Jahren eine perfekte Symbiose: Reinhard Frei und das Rheintaler Wirtschaftsforum Wifo. Der 68-jährige Widnauer gründete die Veranstaltung. Zum Gespräch bringt er Fotos mit von der ersten Ausgabe im Jahr 1995.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 18.01.2025

Er führte sie durch stürmische Zeiten und machte sie zu einem Aushängeschild der Rheintaler Industrie. Der Erfolg des Wifos ermöglichte ihm seine berufliche Verwirklichung.

Reinhard Frei, wenn Sie sich auf den Fotos sehen, was trieb Sie um vor 30 Jahren?

Die «Rhema» lag damals am Boden. Ich erstellte für den Verwaltungsrat ein neues Konzept. Ich wollte mehr als eine Wald- und Wiesenmesse. Mit meinem wirtschaftlichen Hintergrund hatte ich zwei Anlässe im Kopf: Einen für die «Gwerbler», der den Zusammenhalt gegen innen – für die regionale Wirtschaft – stärkt: Den Gwerblertag. Und etwas Grösseres, das nach aussen strahlt und das Rheintal besser positioniert. Deshalb wollte ich auch ein Wirtschaftsforum organisieren.

Zeichnete sich nach der ersten Ausgabe ab, dass sich das Wifo-Konzept bewähren wird?

Es kamen über 300 Teilnehmende, das Zelt war voll, die Referenten überzeugten. Nach der Premiere wussten meine Frau Ruth, die von Beginn an mitwirkte, und ich: Ja, das funktioniert. Aber 30 Jahre lang? So weit dachte ich nicht, das wäre vermessen gewesen.

Wie würden Sie sich charakterisieren zu jenem Zeitpunkt?

Ich war 37 Jahre alt. Ein junger Kerli (lacht). Meine Frau Ruth und ich hatten zwei kleine Kinder, ein neues Haus und ein Jahr davor machte ich mich selbstständig. Ich musste etwas auf die Beine stellen, das erfolgreich war. Event- und PR-Bereich zu verknüpfen, darin sah ich meine berufliche Zukunft. Ich bringe gern Menschen zusammen. Wichtig war mir stets, die Gäste am Eingang zu begrüssen. Die Teilnehmenden sollten sehen: Da ist ein Gesicht dahinter, jemand, der das Wifo verkörpert.

Haben Sie aus der Wifo-Anfangszeit auch heute noch Wegbegleiter?

Ja, einige. Vier davon sind Karl Stadler, damals AGV-Präsident, Geri Schwarz, erster Wifo-Referent und ehemaliger NZZ-Wirtschaftschef, René Wuffli, ebenfalls langjähriger AGV Präsident und Stefan Frei von der Alpha RHEINTAL Bank, die in der «dunklen Stunde» des Wifos als Hauptsponsor die UBS ablöste. Viele weitere Menschen, viele Teilnehmende, begleiten mich heute noch – während all den Jahren habe ich nur Menschen dazugewonnen.
Was meinen Sie mit der «dunklen Stunde» ?

Das war 2008. Die «Rhema» kündigte unseren Mandats-Vertrag einseitig. Damals musste das Wifo erwachsen werden. Der Standort wechselte in das Sportzentrum Aegeten nach Widnau. Es zeigte sich, dass das Wifo eigenständig ist und nicht von der Messe lebt. Der Rheintaler Arbeitgeberverband (AGV) stand mir treu zur Seite, neue Sponsoren kamen hinzu und stärkten so das Wifo.

Wie hat sich das Image des Wifo über die Jahre entwickelt?

In der Deutschschweiz war es eine der ersten Wirtschaftstagungen. Dass bekannte Referenten teilnehmen, sprach sich herum. Der ehemalige deutsche Ministerpräsident Erwin Teufel stand bereits bei der dritten Wifo-Ausgabe auf der Bühne. Das half, weitere Referierende mit Niveau zu verpflichten. Dazu zählen auch zahlreiche Bundesräte. Die Besucherinnen und Besucher kamen je länger je mehr nicht nur aus dem Rheintal. Das Verhältnis der einheimischen und auswärtigen Gäste steht heute bei 50:50.

Wie gelingt es, grosse Namen zu engagieren?

Zu Beginn war viel Überzeugungsarbeit am Telefon nötig. Man musste sich durchfragen. Mit der Zeit musste ich mich nicht mehr erklären.

Über welche Rückmeldungen freuen Sie sich besonders?

Bei den Gästeumfragen stand oft: Super Veranstaltung, weiter so. Es gab viele Komplimente, auch wenn nicht immer alle Referierenden gefallen haben. Einer, der einen aussergewöhnlich guten Eindruck machte, war der ehemalige deutsche Bundespräsident Joachim Gauck. Nach seinem Auftritt blieb er noch lange und signierte Bücher.

Zum Wifo gehört auch der Preis der Rheintaler Wirtschaft. Welche Ausstrahlung hat diese Auszeichnung?

Der Preis wurde von Beginn an positiv aufgenommen. Ursprünglich hiess er «Key Trophy». Die Jury verstand es, Menschen und Firmen auszuwählen, die heute namhaft und gross sind. Der Preis ist weit über die Region hinaus bekannt – und: von 30 Preisträger-Firmen existiert nur eine nicht mehr.

Inwiefern ist das Wifo Familiensache bei Freis?

Es war 30 Jahre lang Thema am Esstisch. Zuerst mit meiner Frau Ruth, die vor allem zu Beginn dabei war, später auch mit unseren Kindern Alexandra und Benjamin, als sie in meiner Kommunikationsagentur «freicom» arbeiteten. Das war schön, dass meine Familie mitgeholfen und das Wifo und andere Events mitgetragen hat. Alexandra hat viele Jahre die Tagungs-Organisation geleitet.

Sind Sie gut im Loslassen?

Ja, ich denke schon.

Die Stabsübergabe steht bevor. Sie übertragen die Wifo-Leitung an Karin Krawczyk.

Genau. Ich sagte mir - auch als ich in der Politik war (Kantonsrat 1995 bis 2006) – nach einer gewissen Zeit braucht es Veränderungen. Das eröffnet Chancen, etwas Neues zu gestalten. Das lebt in mir weiter.

Wie bleiben Sie mit dem Wifo verbunden?

Geplant ist ein neuer Programm-Beirat, den ich im Aufbau unterstützen und präsidieren werde. Dieser Beirat diskutiert Thema, Inhalte und mögliche Referenten der kommenden Tagung. So kann ich mein Netzwerk weiterhin dem Wifo zur Verfügung stellen, aber eher hinter den Kulissen.

Gibt es etwas, das Ihnen zum Abschluss des Gesprächs noch besonders am Herzen liegt?

Es freut mich, dass sich das Wifo im Schosse der Galledia Event AG weiterentwickeln kann. Das ist ein beruhigendes Gefühl. Für den Industriestandort Rheintal soll das Wifo weiterhin ein Aushängeschild sein. Und ich hoffe, dass die Gemeinden, die Wirtschaft und die Öffentlichkeit das Forum weiter unterstützen.

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