31.12.2018

«Ich bin fast ein bisschen ‘s Mami»

Die Stettfurterin Conny Gut betreut als «Contest Supervisor» jedes Jahr vier Kandidatinnen bei der Miss Universe Wahl.

Von Interview: Viola Stäheli
aktualisiert am 03.11.2022
Frau Gut, was sind Ihre Aufgaben bei der Miss Universe Wahl?Ich bin als «Contest Supervisor» dabei. Das bedeutet, dass ich vom Zeitraum der Ankunft bis zum Abend nach der Krönung für vier Teilnehmerinnen verantwortlich bin. Dieses Jahr waren dies die Misses aus Mauritius, Ungarn, Türkei und Barbados. Ich organisiere die Terminkalender für diese Frauen, helfe bei der Kleiderauswahl, löse Probleme wie Streitereien mit Zimmergenossinnen, suche nach verloren gegangenen Postpaketen und helfe bei allem, was sonst noch anfällt. Dieses Jahr bin ich zum Beispiel spätabends auf den Strassen von Bangkok herumgeirrt und habe nach einem Steamer für Miss Barbados gesucht, da ihr eigener, den sie mitgebracht hatte, kaputt war. Als Contest Supervisor sorge ich ausserdem dafür, dass es den Frauen an nichts fehlt und begleite sie überallhin.Sind Sie auch für die Sicherheit dieser vier Kandidatinnen zuständig?Ja, es gehört beispielsweise zu meinen Aufgaben, aufdringliche Leute fernzuhalten. Unterstützt werden wir Contest Supervisors dabei von zusätzlichem Schutzpersonal und der Polizei. Die Frauen stehen stets unter Kon­trolle und können sich nicht frei im Hotel oder auf der Strasse bewegen – Sicherheit hat höchste Priorität. Zu meinen Aufgaben gehört es aber auch, den Kandidatinnen selbst Sicherheit zu vermitteln. Ich habe ein offenes Ohr für sie und spreche mit ihnen über ihre Sorgen. Ich bin fast ein bisschen das «Mami».Wie sind Sie dazu gekommen?Die Anstellung als Contest Supervisor wird nicht ausgeschrieben, der einzige Weg zu diesem Job führt über einen bereits tätigen Contest Supervisor. So war das auch bei mir: In Kalifornien habe ich einen Contest Supervisor kennengelernt, und da ich mehrere Sprachen spreche, durfte ich sogleich einsteigen. Die diesjährige Wahl in Thailand war bereits meine vierte, bei der ich mithalf.Was gefällt Ihnen am Job?Bei der Miss Universe Wahl sind viele interessante Frauen dabei. Ich spreche gerne mit ihnen über ihr Leben und über das Land, aus dem sie stammen. Mit einigen Frauen ergibt sich eine sehr schöne Verbindung: Die diesjährige Miss Holland umarmte mich vor jedem Auftritt und Miss Myanmar schenkte mir eine Jadekette, weil sie sich für unsere Gespräche bedanken wollte.Was ist nervenaufreibend?Die Sicherheitsnadel hat für mich als Contest Supervisor eine neue Bedeutung erhalten: Sie ist wirklich die Rettung in Not. Ich helfe den Frauen bei der Livesendung bei den drei Kleiderwechseln und es kommt immer wieder vor, dass ein Knopf fehlt oder ein Reissverschluss klemmt. Und auch die Wahl des Abendkleides kann schwierig sein: Einige Kandidatinnen haben mehrere dabei und müssen sich vor Ort entscheiden. Oft will die Kandidatin ein anderes Kleid, als ihr Land ihr vorschreibt. Da gibt es häufig Tränen, da einige der Frauen unter enormen Druck stehen.Haben Sie auch die Miss Schweiz Jastina Doreen Riederer kennengelernt?Ja, aber leider wurde sie nicht mir zugeteilt. Ich hatte aber schöne Gespräche mit ihr. Sie erzählte, dass sie das Nationalkostüm selbst entworfen hat und dass sie mit der Agentur etwas kämpfen musste, damit sie an die Miss Universe Wahl kommen konnte.Nun sind Sie von Thailand wieder in Ihre Wahlheimat Kalifornien zurückgekehrt. Warum Kalifornien?Aufgewachsen bin ich in Stettfurt. Ich bin schon immer gerne gereist, und nachdem ich meinen Mann in Russland auf der Reise im sibirischen Zug kennengelernt habe, wollten wir mit dem Auto durch die USA fahren. Wir blieben im Silicon Valley in Kalifornien hängen, erhielten eine Arbeitsbewilligung und sind seit 30 Jahren dort.Was machen Sie beruflich, wenn Sie nicht gerade als Contest Supervisor arbeiten?Ich bin auf «Professional Organizing» spezialisiert. Ich helfe bei der Organisation von Büros oder Haushalten mit, damit effizienter gearbeitet werden kann.Interview: Viola Stäheli

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