26.01.2021

«Ich bin Aktivistin bei Anonymous»

Adriana ist Veganerin und geht für das Tierwohl mit der Tierrechtsorganisation «Anonymous for the Voiceless» auf die Strasse.

Von ag
aktualisiert am 03.11.2022
Name: Adriana Alter: 21 Beruf: Vegane Ernährungsberaterin in Ausbildung Wohnort: AltstättenWie bist du auf Anonymous gestossen? Neun Monate nachdem ich vegan geworden bin, stiess ich auf ein Video von Ed Winters alias Earthling Ed. Er ist ein veganer Aktivist, der auf YouTube bekannt ist. Im Video sprach er mit Passanten und hinter ihm Stand eine Gruppe von Menschen, die Masken trugen. Meine jüngere Schwester erkannte die Masken sofort und erklärte mir, dass das Anonymous for the Voiceless ist.Was ist das für eine Organisation? Es handelt sich um eine Basisorganisation für Tierrechte, die sich auf Strassenaktivismus spezialisiert hat. Anonymous for the Voiceless ist weltweit tätig und hat über 100'000 freiwillige Mitglieder. An den Events werden sogenannte Cubes gebildet, bei denen die Aktivisten und Aktivistinnen in einer Würfel-Formation stehen. Dabei werden Guy-Fawkes-Masken getragen und ein Laptop oder Tablet gehalten, worauf Videos von Tierrechtsverletzungen abgespielt werden.Wie kam es zum ersten Kontakt? Ich habe mich über Anonymous informiert und auf der Webseite ihr nächstes Event entdeckt. Ich habe mich sofort angemeldet und einige Wochen später stand ich im Cube in Zürich. In der Schweiz gibt es mehrere Standorte, wo Anonymous-Events stattfinden. Die grössten Events sind in Basel, Biel und Zürich.Worum geht es bei den Events? Es geht ausschliesslich um Tierrechte. Die Videos sind aus Schlachthäusern, Laboren in denen Tierversuche gemacht werden, aus der Milch- und Eierindustrie, sowie der Fellindustrie und von der Gewinnung von Daunen, Wolle und Leder. Wir achten darauf, dass die Videos möglichst aus der Schweiz stammen, da oft gesagt wird, dass Verstösse gegen das Tierrecht in der Schweiz ja nicht passieren.Warum ist es dir wichtig, dich auf diese Weise zu engagieren? Ich glaube, anhand von Gesprächen am meisten bewirken zu können. Ich möchte den Menschen die Wahrheit zeigen, informieren und mit ihnen respektvolle Diskussionen führen. Oft hören Fremde eher zu als Verwandte und Freunde.Wofür stehen die Masken? Die Maske dient als Symbol gegen die Diskriminierung, Korruption, Ungerechtigkeit und Unterdrückung in jeder Form in unserer Gesellschaft.Hat jeder seine eigene Maske oder bekommt ihr eine am Event? Sie werden jeweils an den Events verteilt, ich habe aber meine eigene. Es sind immer Organisatoren mit dabei, die alles koordinieren und Musikboxen mitbringen. Auf einer Cloud können wir im Vorhinein die Videos herunterladen, die wir in Endlosschleife ohne Ton laufen lassen.Was fällt dir auf, wenn du in einem Cube stehst? Kinder bleiben oft stehen und wollen sich die Videos ansehen. Die Eltern nehmen sie dann aber bei der Hand und sagen ihnen, dass sie das nicht sehen dürfen. In dieser Situation sollte man sich die Frage stellen, weshalb sich ein Kind die Herstellung seiner Lebensmittel nicht ansehen darf.Machen dich solche Situationen wütend? Ich glaube, wenn du vegan wirst, trägst du generell Wut in dir. Das Ganze legt sich aber mit der Zeit und die negativen Gefühle lassen nach. Wenn aber jemand zu mir kommt und sagt: «Pflanzen haben auch Gefühle», nervt mich das, da es einfach ein bodenloses Argument ist. Meistens antworte ich sarkastisch auf solche Bemerkungen. Manchmal fühlt es sich auch unangenehm an, jemandem zu sagen, dass ich vegan bin. Das sollte nicht sein.Stehst du komplett hinter Anonymous? Total. Ich finde es vor allem gut, dass wir Menschen nur dann ansprechen, wenn sie sich die Videos länger ansehen. Wir laufen niemandem auf der Strasse hinterher und drängen keine Gespräche auf. Ich bin sicher, dass das der richtige Weg ist. Die Events sollen professionell sein.Was wünschst du dir von deinen Mitmenschen? Dass sie generell mehr zuhören, ihre Augen öffnen und vielleicht auch ihr Herz. Sie sollen vermehrt ihren Konsum hinterfragen und hinsehen, wenn Tiere leiden. Es wird Zeit, dass mehr Menschen beginnen, Verantwortung für ihr Handeln zu tragen.

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