04.11.2021

«Ich bereue die Zeit im Amt nicht»

Seit dem 1. Oktober ist Felix Wüst nicht mehr Thals Gemeindepräsident. Nun schaut der 57-Jährige nach vorne.

Von Perrine Woodtli
aktualisiert am 03.11.2022
«Blendend.» So beschreibt Felix Wüst seine aktuelle Gefühlslage. Der 57-Jährige sitzt entspannt in einem Park in St. Gallen, die Sonne strahlt ihm ins Gesicht. «Wortwörtlich blendend.» Er sei vor Kurzem aus den Ferien zurückgekehrt. Wo er war, will er nicht sagen. Wo er aber bis zum 30. September war, das ist bekannt. Felix Wüst war bis Ende September Thals Gemeindepräsident. Knapp zwei Jahre übte er das Amt aus. Im Februar dieses Jahres teilte der FDPler dann seinen vorzeitigen Rücktritt mit.«Seit Herbst 2020 ist mei-ne Arbeit als Gemeindepräsident nicht einfacher geworden», schrieb Wüst damals in einer Mitteilung. Die Zusammenarbeit im Gemeinderat sei zunehmend schwieriger geworden. Wüst verwies zudem auf ein anonymes Schreiben, das herumging. In diesem hiess es, dass Wüst keine Führungsqualitäten habe, die Abläufe noch nicht kenne und Angst vor der Bürgerversammlung habe. Der sechsköpfige Gemeinderat bestätigte daraufhin die Differenzen. Diese hätten sich ergeben, da die Meinungen zwischen dem Gemeindepräsidenten und den Ratsmitgliedern deutlich auseinandergingen, was die Amtsausführung betreffe.Von einem Teil im Rathaus verabschiedetÜber seine Zeit im Rathaus will Wüst heute nicht mehr gross reden. «Das ist Vergangenheit», antwortet der Thaler auf mehrere Fragen. Wie die letzten Wochen im Amt gewesen seien, dazu wolle er nicht in die Tiefe gehen. Wurde er verabschiedet im Rathaus? «Von einem Teil.» Bereuen tue er seine Zeit als Gemeindepräsident nicht. «Das Gemeindepräsidium war eine spannende Geschichte und eine gute Erfahrung. Eine, die mir ebenfalls weiterhilft im Leben.» Der Gemeinderat habe während seiner Amtszeit vieles gut gemacht. Konkreter wird er nicht. Das sei alles vergangen. «Das ist Geschichte. Ich blicke nun in die Zukunft», sagt Wüst. «Für mich stehen nun alle Zeichen auf Neubeginn. Im Leben geht es immer ums Weiterkommen.»Mit dem Neubeginn meint er seinen neuen Job. Bevor der Wirtschaftsinformatiker 2020 das Thaler Gemeindepräsidium angetreten hatte, führte er das auf IT spezialisierte Beratungsunternehmen Nowis in Staad. Dieses übergab er nach seiner Wahl seiner Geschäftspartnerin. Er werde dort nun wieder einsteigen, sagt Wüst. Zudem hat er gemeinsam mit zwei Partnern kürzlich eine neue Firma gegründet. Diese spezialisiert sich auf IT- und Cybersecurity. Wüst sagt: «Eine neue Herausforderung, auf die ich mich sehr freue. Ich bin sehr motiviert.»Das Unternehmen, dessen Namen Wüst noch nicht bekannt geben kann, biete national wie international verschiedene Dienstleistungen und Beratungen an. Ziel sei es unter anderem, Schwachstellen bei den Kundenfirmen zu finden und Sicherheitslücken zu schliessen. Man biete zudem ein Rechenzentrum an, in welchem die Kunden ihre Daten bei höchster Sicherheitsstufe speichern oder lagern können.Das Thema Cybersecurity werde von vielen Firmen leider immer noch stiefmütterlich behandelt, sagt Wüst. «Dabei kann ein Hackerangriff den Tod für ein Unternehmen bedeuten. Dies haben wir inzwischen mehrfach erfahren.» Man wolle die Unternehmen sensibilisieren und bewirken, dass sie sich ausreichend um die Sicherheit ihrer Daten kümmern. «Und zwar vorgängig und nicht erst, wenn es zu spät ist. Wir wollen den Firmen helfen, denn für Cyberkriminalität und den Verlust von Daten gibt es keine Versicherung.»Er wird seine Stimmedem FDP-Mann gebenEr habe gleich nach seiner Rücktrittsankündigung überlegt, wie es für ihn beruflich weitergehen soll, sagt Wüst. «Es war klar, dass ich zurück in die IT-Branche gehe.» Nun freue er sich darauf, das Unternehmen weiter aufzubauen. Mit dem neuen Beruf habe er nun auch wieder mehr Zeit fürs Privatleben, sagt der passionierte Wanderer. «In meiner Freizeit bin ich in den Bergen anzutreffen. Hochtouren sind ein super Ausgleich.»Seit Wüst sein Büro im Rathaus geräumt hat, gibt es eine Vakanz im Thaler Gemeindepräsidium. Der Chefsessel ist noch leer, nachdem im ersten Wahlgang für die Ersatzwahl niemand das absolute Mehr erreicht hatte. Wer Wüsts Nachfolge antreten wird, entscheidet sich am 28. November. Zur Wahl stellen sich Mathias Gehring (SVP) und Simon Diezi (FDP). Selbstverständlich verfolge er den Wahlkampf, sagt Wüst. «Es interessiert mich sowohl als ehemaliger Gemeindepräsident als auch als Einwohner von Thal, wer gewinnen wird.»Wen wird er wählen? «Ein FDPler wählt einen FDPler.» Aber wie es auch immer komme: Er freue sich für seinen Nachfolger, der das Amt übernehmen könne.

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