Vor etwa einem Jahrzehnt wurde der Pilz mit dem unschuldigen Namen «Falsches weisses Stengelbecherchen» in die Schweiz eingeschleppt. In den letzten Jahren nimmt deshalb das Eschensterben massive Ausmasse an. Der Pilz lässt den Baum langsam absterben. «In der Wintersaison vom Oktober bis März sind wir beim Rheinunternehmen fast ausschliesslich mit dem Fällen von Eschen beschäftigt», sagt Sascha Kobler, der als Revierförster das Rheinunternehmen, den Rheintaler Binnenkanal und die Gemeinden Rüthi und Lienz betreut.Abholzungen derzeit an mehreren OrtenNatürlich pflege man aber jeweils gleich auch die Waldabschnitte, aus denen man die kranken Eschen heraushole. Besonders auffallend und mit Folgen ist der Eingriff, wenn es sich um Gebiete handelt, die ausschliesslich mit Eschen bestückt sind. «Gerade im Berggebiet kann das verheerende Folgen haben. Es kann auf diesen freien Flächen zu Rutschungen und Steinschlag kommen», sagt Kobler. In der Plona war dies kürzlich der Fall. Zurzeit ist das Rheinunternehmen damit beschäftigt, in Salez kranke Eschen zu entfernen. Ab Januar wird von Diepoldsau bis Kriessern eine Eschenallee gefällt werden müssen. Auch unsere österreichischen Nachbarn kämpfen mit den vom Stengelbecherchen verursachten Schäden. Sie fällen zurzeit viele Hundert Bäume in Höchst und Gaissau entlang des Alten Rheins. Praktisch gegenüberliegend, in St. Margrethen, im Gebiet Eselschwanz, wird ebenfalls ausgerodet.Kranke Eschen fallen irgendwann einfach umKranke Eschen bedeuten für Menschen durchaus eine Gefährdung. Die Bäume können bis zu 40 Meter hoch werden. Sind sie vom Pilz befallen, verstopft dieser die Leitungsbahnen der Blätter, Zweige sterben ab und mit der Zeit auch die Wurzeln. Die Eschen haben dann keinen Halt mehr und fallen einfach um. «Vor allem dort, wo sie in der Nähe von Strassen, Wanderwegen, Brücken und Durchlässen zur Gefahr werden und auch grössere Schäden verursachen, fällen wir sie», sagt Josef Benz, der als Revierförster für das Gebiet von Thal bis Lüchingen zuständig ist. Sie seien seit etwa fünf Jahren damit beschäftigt, befallene Eschen zu entfernen.«In Mischwaldgebieten ist das etwas weniger heikel, aber wenn grössere leere Flächen entstehen, besteht die Gefahr, dass sich Neophyten wie etwa der Sommerflieder einnisten und die Gebiete verstrauchen, beispielsweise auch mit Brombeeren oder der Gemeinen Waldrebe, umgangssprachlich als Niele bekannt», sagt Benz. Deshalb wird aufgeforstet. Linden, Eichen und Nussbäume bieten sich je nach Bodenbeschaffenheit an. Revierförster Sascha Kobler sagt, man habe auch gute Erfahrungen mit Spitz- und Bergahorn gesammelt. Denn vor den Eschen wurden Ulmen stark dezimiert, auch durch einen Pilz, der vom Ulmensplintkäfer verbreitet wurde, der zur Gattung der Borkenkäfer zählt. Allerdings war die Ulme in unseren Wäldern weniger verbreitet. «Eschen machten bei der letzten Zählung rund vier Prozent des Schweizer Waldbestandes aus. Diesen Anteil werden sie nicht mehr erreichen», sagt Stefan Buob vom St. Galler Kantonsforstamt. Das ist bedeutend, wenn man sich vor Augen führt, dass rund ein Drittel der Fläche der Schweiz mit Wald bedeckt ist. Die Esche war einst der zweithäufigste Laubbaum. Inzwischen ist sie bereits auf Rang drei abgerutscht.Ein positiver Umstand ist zumindest, dass das Holz auch vom befallenen Edelholzbaum noch gebraucht werden kann. Das Hartholz, das fest, aber trotzdem dehnbar und elastisch ist, wird als Möbelholz, für Sportgeräte, Stile von Werkzeugen, Parkettböden und als Treppenbelag verwendet. Dass es als Nutzholz beliebt ist, zeigt sich auch daran, dass der Preis nicht gesunken ist, obwohl es in grossen Mengen auf den Markt kommt.Resistente Sorten zu züchten, könnte helfenZumindest gewisse Lichtblicke gibt es aber beim jetzigen Eschensterben. Rund zehn Prozent der Bestände überlebte in Deutschland, wo die Krankheit früher einsetzte. «Man erkannte, dass es widerstandsfähige Eschen gibt und versucht nun auf eidgenössischer Ebene eine solche Sorte zu züchten», sagt Forstingenieur Buob. Das jedoch sei ein langwieriger und schwieriger Prozess. Vorläufig würden mehr Eschen gefällt, als nachwachsen. Es wird also Jahrzehnte dauern, bis sich die Eschenbestände erholen.Da sich der Baum aber sehr gut behaupten kann, dürften resistente Sorten wohl irgendwann ihr Comeback haben. Zumal sie vitaler als andere Baumsorten sind. Nach dem Sturm Lothar, vor etwas mehr als zwanzig Jahren, ging die Sorge um, dass die Schweiz «veresche», weil die Eschen viele «Windwurfflächen» besetzten. Absperrungen sind zu beachtenWinterzeit ist gleich Holzsaison. Entsprechend intensiv wird geholzt, wenn der Boden idealerweise gefroren ist. Und dafür müssen manchmal Wanderwege oder gar Strassen gesperrt werden. «Wir stellen vermehrt fest, dass unsere Hinweisschilder ignoriert und die Abschrankungen einfach umgangen werden», sagt Revierförster Sascha Kobler. Immer öfter tauchen dann Spaziergänger und Mountainbiker auf Holzschlag-Plätzen auf. In dieser Wintersaison sei es deswegen schon zweimal beinahe zu einem schwerwiegenden Unfall gekommen.«In unübersichtlichen Gebieten ist es einfach nicht möglich, überall einen Aufpasser hinzustellen, bevor der Baum fällt», sagt Kobler. Zumal Erholungssuchende oft auch abseits der Wege durch den Wald streifen würden. «Wir geben uns Mühe, Absperrungen so zu setzen, dass man andere Wege gehen kann oder sogar um das Gebiet herumkommt», erklärt der Revierförster. Zudem würden die Tafeln entfernt, sobald keine Gefahr mehr bestünde. «Über Nacht bleiben die Tafeln, wenn die Wege blockiert sind. Auch dann kann es gefährlich werden, wenn sich das Holz verschiebt oder sich Äste lösen, die unter Spannung stehen.» Im Gespräch mit Fehlbaren merke er, dass sich viele der Gefahren gar nicht bewusst seien. Förster Kobler weiter: «Wenn man zur Absperrung kommt und keine Maschine hört, wird trotzdem gearbeitet, und es kann im Handumdrehen gefährlich werden.»