29.05.2021

Hotelgrundstück wird versteigert

Weil die Planerin des Wellnessparks im Unterrechstein fünf Millionen Franken Schulden hat, werden elf Objekte vergantet.

Von Mea Mc Ghee und Jesko Calderara
aktualisiert am 03.11.2022
Mea Mc Ghee und Jesko CalderaraWohnungen im gehobenen Ausbaustandard und ein Hotel mit über 100 Zimmern samt Räumlichkeiten für Therapie- und Ärztepraxen: Seit mittlerweile über zehn Jahren gibt es in Unterrechstein bei Grub Pläne für einen «Wellnesspark Appenzellerland». Rund 50 Millionen Franken hätte das Vorhaben gekostet. Vor einigen Jahren wurde das Gebäude vis-à-vis dem Appenzeller Heilbad errichtet. Einige der Wohnungen fanden neue Besitzer – doch weder Hotel noch Ärztehaus wurden je realisiert. Stattdessen wurde über die Park Residenz Appenzellerland AG, vertreten durch den Zürcher Architekten Josef Blättler, ein Betreibungsverfahren eröffnet, das sich seit Jahren hinzieht. Nun ist für den 22. Juni in Heiden die Versteigerung von insgesamt elf Objekten terminiert.Die Versteigerung hätte ursprünglich im November 2019 stattfinden sollen, wurde dann aber verschoben. Die Schuldnerin hatte geltend gemacht, Investoren an der Hand zu haben. Zudem gab es eine Einsprache seitens eines Dienstbarkeitsberechtigten an Tiefgaragenplätzen, sagt Claudius Platzer, Leiter des Betreibungs- und Konkursamtes Appenzeller Vorderland. Das Obergericht hat die Einsprache abgewiesen, der Entscheid ist rechtskräftig. Aufgrund der Coronapandemie habe die Versteigerung nicht früher angesetzt werden können, nennt Platzer einen weiteren Grund für die Verzögerung. Nun lasse das Bundesamt für Justiz Versteigerungen unter Einhaltung von Schutzkonzepten wieder zu. Um den Teilnehmern grösstmögliche Sicherheit bieten zu können, findet die Gant im geräumigen Kursaal Heiden statt.Liechtensteinische Landesbank als HauptgläubigerinBis heute hat die Park Residenz Appenzellerland AG keinen Investor präsentiert, allerdings bleibt ihr bis zum Tag der Versteigerung die Möglichkeit, die nötigen Finanzen aufzutreiben. Claudius Platzer erklärt: «Einzig die Liechtensteinische Landesbank könnte die Versteigerung noch absagen.»Die Liechtensteinische Landesbank macht als Hauptgläubigerin bei der Betreibung auf Pfandverwertung rund 3,6 Millionen Franken geltend. Weitere Gläubiger mit Pfandrecht sind die Schweizerische Eidgenossenschaft, vertreten durch den Kanton Appenzell Ausserrhoden, sowie die Stockwerkeigentümer-Gemeinschaft. Insgesamt belaufen sich die Forderungen gemäss Claudius Platzer auf rund fünf Millionen Franken. Bei den elf Objekten, die zur Versteigerung kommen, handelt es sich konkret um zwei Aussenparzellen, zwei ausgebaute Wohnungen im zweiten Obergeschoss sowie Räumlichkeiten im Rohbau im ersten Obergeschoss über der Tiefgarage. Konkrete Steigerungsangebote liegen laut Claudius Platzer nicht vor, es gebe aber Interessenten. Die Liegenschaft befindet sich in der Kurzone, was die künftige Nutzung durch Gewerbetreibende einschränkt.«Es handelt sich um eine grosse Versteigerung, welche die Mitarbeit des gesamten Teams des Vorderländer Betreibungs- und Konkursamtes erfordert», sagt Claudius Platzer. Aufgerufen werden die Objekte sowohl einzeln als auch als Gruppe oder als Gesamtes. «Das bestmögliche Ergebnis erhält schliesslich den Zuschlag», erklärt Platzer das Gantverfahren.Suche nach Investor läuft weiterJosef Blättler zeigt sich auf Anfrage noch immer zuversichtlich, dass die Hotelpläne im Unterrechstein umgesetzt werden können. «Es wird aber ein Wettlauf mit der Zeit», sagt der Verwaltungsrat der Park Residenz Appenzellerland AG. Man arbeite zurzeit an verschiedenen Lösungsmöglichkeiten.So läuft noch immer die Suche nach möglichen Investoren. Gemäss Blättler liegt unterdessen die Zusage eines Anlagefonds vor. Geld sei allerdings noch keines geflossen. Es gebe aber einen schriftlichen Vertrag, sagt Blättler. Den Namen dieses institutionellen Anlegers verrät er allerdings nicht. Parallel dazu sucht der Zürcher Projektentwickler nochmals das Gespräch mit der Hauptgläubigerin, der Liechtensteinischen Landesbank. «Wir setzen alle Hebel in Bewegung, um hier eine Zwischenlösung zu finden», betont Blättler.Nur indirekt betroffen von der Versteigerung ist das Appenzeller Heilbad. Dessen Geschäftsführer Sandro Agosti bedauert jedoch, dass das Projekt «Wellnesspark» dadurch in Frage gestellt ist: «Die Ungewissheit, was in unserer unmittelbaren Nachbarschaft geschehen wird, beschäftigt uns.»Dass sich die Grundstücke in der Kurzone befinden und der Quartierplan ein synergetisches Vorhaben zum Heilbad vorschreibt, stimmt Agosti im Hinblick auf eine allfällige Nachfolgelösung zuversichtlich. Sie seien für jegliches Projekt offen, das einen wirtschaftlichen Betrieb vorsieht, betont er. Selbst aktiv werden kann das Appenzeller Heilbad nicht. «Wir stehen aber in regelmässigem Kontakt zu den Verantwortlichen der Park Residenz Appenzellerland AG und haben Hand geboten für die Kooperation mit einem allfälligen Investor oder Betreiber», sagt Agosti.

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