Benjamin SchmidViele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer arbeiten gern daheim. Das zumindest legen Studien nahe. Doch sind wirklich so viele vom Arbeiten von zu Hause aus angetan? Wie sehen es die Arbeitgeber? Wir haben bei verschiedenen Firmen nachgefragt.Verbesserung der Work-Life-Balance«Während des Lockdown waren gut 25 Mitarbeitende im Homeoffice tätig», sagt Stefan Räbsamen, Mitglied der Geschäftsleitung der RLC Architekten AG Rheineck, «derzeit sind es noch einige Mitarbeitende, insbesondere Projekt- und Bauleiter, die auf der Baustelle im Einsatz stehen und für mobiles Arbeiten eingerichtet sind.»Homeoffice bietet für den Arbeitnehmer eine Erhöhung der Flexibilität, eine Verbesserung der Work-Life-Balance und fördert die Produktivität. Gleichzeitig ist aber auch ein hoher Grad an Selbstständigkeit und Disziplin erforderlich. «Für den Arbeitgeber verändern sich gewisse Arbeitsprozesse – und die Herausforderung an die Führung und Kontrolle des Teams wird grösser», sagt der Architekt. In seiner Branche, wo interdisziplinäre Teams täglich zusammenarbeiten, bleibt der persönliche Austausch immens wichtig. Obwohl der Lockdown den Weg in die Digitalisierung beschleunigt habe, seien die Reaktionen auf Homeoffice gemischt: Einige Mitarbeitende schätzen die Vorteile des Homeoffice, andere sind froh, wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren zu dürfen. «Unser Ziel ist es, die Arbeitsplätze weiterhin darauf auszurichten und Tools einzusetzen, sodass mobiles Arbeiten gefördert wird», sagt Stefan Räbsamen, «sei das im Homeoffice, unterwegs oder auch auf der Baustelle.»Win-win-Situation für alle Mitarbeitenden«Wir hatten während des Lockdown Homeoffice», sagt Andreas Schmid, Vorsitzender bei der Raiffeisenbank Diepoldsau-Schmitter. Die Bank sei am 17. März in den minimalen Bankbetrieb übergegangen. Das heisst, alle Mitarbeitenden wurden in zwei Teams aufgeteilt – und davon waren jeweils nur jene Mitarbeitenden auf der Bank, deren Anwesenheit zwingend nötig war. Ab dem 11. Mai wurden die einzelnen Teams wieder aufgestockt und verstärkt. Zurzeit arbeitet noch die Hälfte pro Woche von zu Hause aus. Da es allgemein sehr gut funktioniert habe und es auch für die Mitarbeitenden abwechslungsreich sei, sieht Andreas Schmid darin eine Win-win-Situation. Dank Zeitersparnis beim Arbeitsweg und lockererem Kleidungsstil sowie vereinfachten Abläufen und speditiven Sitzungen möchten die Mitarbeitenden weiterhin die Möglichkeit haben, einen Teil der Arbeit im Homeoffice zu erledigen. Allerdings: «Je länger der Lockdown anhielt, umso mehr wollten die Mitarbeitenden wieder ins Geschäft kommen», sagt der Bankleiter, «ihnen fehlte vor allem der persönliche Austausch.» Homeoffice kann sinnvoll seinFür Reto Halter, Inhaber der Halter Personal Consulting GmbH in Rebstein, war das Homeoffice eine neue und gewöhnungsbedürftige Situation. Die Ablenkung durch andere Mitarbeitende reduziere sich, man sei fokussierter und möglicherweise kreativer und effizienter. «In gewissen Fällen kann Homeoffice die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördern», sagt Reto Halter. «Stellt es für Arbeitnehmer wie Arbeitgeber eine Win-win-Situation dar, kann es nur sinnvoll sein.» Ob dies zutrifft, muss jeweils im Einzelfall angeschaut werden. Denn Homeoffice kann die Familiensituation belasten, wenn sich Wohn- und Arbeitsplatz nicht räumlich voneinander abgrenzen lassen. Wenn sich der Arbeitnehmer im Homeoffice grundsätzlich unwohl fühlt, weil soziale Kontakte fehlen oder weil er sich mit der selbstständigen Arbeitsweise schwertut, eignet sich diese Arbeitsform für ihn und letztlich auch für den Arbeitgeber nicht. Nicht alle Berufe Homeoffice-tauglichDerweil in einigen Firmen die Möglichkeit auf Homeoffice bleiben wird, eignen sich andere Berufe überhaupt nicht dafür. So war Werner Ritters Anwaltsbüro in Widnau während der gesamten Zeit offen und in Betrieb. «Wir hatten kein Homeoffice während des Lockdown», sagt der Rechtsanwalt, «deshalb konnten wir keine Erfahrungen sammeln.» Die Vorteile vom wegfallenden Arbeitsweg, der freien Einteilung der Arbeit und der Arbeitszeit sowie der höheren Ruhe und Konzentration wiegen die Nachteile nicht auf. «Zum einen müssen die Mitarbeitenden vor Ort zusammenarbeiten und zum anderen behindert das Homeoffice den Kontakt mit Klientinnen und Klienten», sagt Werner Ritter, «dazu kommt die nur zum Teil vorhandene Infrastruktur zu Hause.» Homeoffice beschränke sich deshalb auf die Erledigung dafür geeigneter Arbeiten. Das Bedürfnis dafür ist nach seinen Feststellungen gering.