18.10.2021

Holzkäufer «nöd z’fescht ploge»

Fast sieben Jahre verharrte der Holzpreis auf tiefem Niveau. Nun hat die Trendwende eingesetzt.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Der Preiszerfall begann mit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses am 15. Januar 2015. Waldbesitzer, also auch die Ortsgemeinden, entnahmen dem Wald folglich weniger Holz. Nun aber stellt Revierförster Josef Benz, Betriebsleiter der Forstgemeinschaft Mittelrheintal, wieder einen Trend in Richtung Vollnutzung fest. Das bestätigt Heinz Engler, Geschäftsführer des Verbandes Waldwirtschaft St. Gallen & Liechtenstein.Holz fürs ferne Ausland begünstigte den PreisschubStark nachgefragte Exporte in die USA sowie nach China, für Fertig- und Halbfertigprodukte, begünstigten den Preisschub. Vorübergehend wurden Spitzenpreise bezahlt. In den Forstbetrieben, also beim Rundholz, kamen die höheren Schnittholzpreise zeitlich verzögert an.Im Mai hätten aber auch die Preise für Rundholz, vor allem für Fichte und Tanne, zunächst leicht, aber kontinuierlich zu steigen begonnen, inzwischen liege das Plus etwa bei 20 Prozent, je nach Holzqualität, sagt Heinz Engler.Die Preise, die Waldbesitzern bezahlt würden, hätten erstmals wieder das Niveau von 2014 erreicht. Mit Blick nach vorn geht Engler von stabilen Preisen aus.Regionale Sägereien schätzen WinterholzDer in Lüchingen lebende Josef Benz sagt, die Forstgemeinschaft Mittelrheintal stelle dieses Jahr rund 700 Kubikmeter Holz für den Regionalmarkt bereit – für örtliche Sägereien innerhalb des Forstreviers. Das sei merklich mehr als im Vorjahr, was auf die Rückkehr zur Vollnutzung hinweist.Im November werde vor allem für den Export Holz gerichtet, während kleinere regionale Sägereien Dezember- und generell Winterholz vorzögen; es sei weniger schädlingsanfällig, besonders pilzresistenter.Mit den Holzabnehmern seien wie immer Jahresmengen vereinbart worden, sagt Josef Benz, sodass sie den Preisaufschlag in diesem Jahr kaum spürten. Neue Preisverhandlungen fänden im Dezember und Januar statt.Der Chef der Forstgemeinschaft glaubt nicht, dass die Preise weiter steigen, und hat eine grundsätzliche Haltung.Die Holzabnehmer der Region seien der Forstgemeinschaft gewogen und unterstützten sie bei Bedarf. Sie seien sozusagen «das Rückgrat des Betriebes»; sie «nöd z’fescht z’ploge» sei deshalb ein stetes Bemühen.Oberriet: Nicht mal die Hälfte der einstigen MengeUmgekehrt ist es für Ortsgemeinden natürlich schön, wenn das Holzgeschäft einträglicher ist. In eher bescheidenem Mass profitieren die Oberrieter von den gestiegenen Preisen, zum Beispiel die Holzrhode Kobelwald, die rund 64 Hektaren Wald besitzt. Präsident Andreas Kobler sagt, wegen früherer Sturmschäden sei die Nutzung noch immer stark eingeschränkt. Revierförster Robert Kobler erinnert an zwei besonders heftige Stürme in den Jahren 1982 und 1987. Wegen der enormen Schäden sei auf dem Gebiet der Politischen Gemeinde Oberriet der Jungwaldbestand heute recht hoch. Im Vergleich zur Holzmenge, die sich jährlich nutzen liesse, wenn die Stürme ausgeblieben wären, könnten nur knapp 50, vielleicht 40 Prozent dem Wald entnommen werden, sagt Kobler.Borkenkäfer zur Ausnahme ein eher kleines ProblemGrund zu (vorübergehender) Erleichterung haben Waldbesitzer auch mit Blick auf den Borkenkäfer.Nachdem er in den warmen, trockenen Sommern der drei letzten Jahre enormen Schaden angerichtet hatte, band die Feuchtigkeit in diesem Jahr den Schädling stark zurück. Das auf den Sommer hin erwartete vie-le Käferholz blieb weitgehend aus. Heinz Engler sagt, die Menge sei nicht einmal halb so gross ausgefallen wie im letzten Jahr.Das ist gut, denn Käferholz ist alles andere als lukrativ. Pro Kubikmeter wird nur ungefähr die Hälfte des sonst üblichen Holzpreises bezahlt.

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