Es nützt nichts, die Augen zu verschliessen. Und Schuldzuweisungen oder Forderungen bringen wenig. Gewalttätige Reaktionen verschlimmbessern die Ohnmacht.
Sich die Ohnmacht eingestehen
So will ich ehrlich meine Ohnmacht eingestehen, sie aushalten. Ich teile mit so vielen Menschen diesen Schmerz unserer Ohnmacht. Wir sind ratlos wegen so vieler weltweiter Konflikte. Wir können Katastrophen kaum verhindern und nur schwer bewältigen.
Wenn ich meine Ohnmacht spüre, steigen Fragen in mir auf. Kann mir jemand helfen? Wer hilft uns? Und ganz leise kommt der Zweifel auf: Bin ich, sind wir wirklich überall so machtlos? Bin ich, sind wir manchmal gar nicht so ohnmächtig, wie es scheint? Die Reaktionen und Hilfeleistungen bei den jüngsten Flutkatastrophen zeigen mir eine Richtung, aus der Ohnmacht zu finden.
Wenn uns das Wasser bis zum Hals steht, gilt es zuerst, Luft zu holen. Atmen. Schauen. Hören. Hilfe für das Nötigste suchen. Mich beeindruckt, wie bei den jüngsten Flutkatastrophen in Österreich, Tschechien und Polen sofort und grossherzig die Nachbarschaftshilfe und all die Katastrophen- und Hilfsorganisationen aktiv wurden. Unkompliziert wurde angepackt. Solidarität über viele Grenzen hinweg, auch beim nächsten Schritt, beim Aufräumen. Und eine riesige Zusammenarbeit beim Planen des Reparierens und Wiederaufbaus.
Mitgefühl und Sorge füreinander geben Kraft
In der Erfahrung von Hilfe, aber auch im Mitgefühl und in der Sorge füreinander finden wir Kraft, die lähmende Ohnmacht zu überwinden. Schon zufällige, wohlwollende Begegnungen schenken Zuversicht. Das ist wunderbar.
Und manchmal – mitten in einer Krise – sind es die kleinen Lebenszeichen. Das Wunder eines Grashalms oder eines Schmetterlings. Oder ich bleibe stehen und spüre meinen Atem und mir geht auf: Jeder Atemzug wird mir geschenkt. Das Leben ist und bleibt ein Geschenk. Das wünsche ich Ihnen – mitten in Ihren Ohnmachtserfahrungen – von ganzem Herzen.