Es war tüppig am Mittwochabend im Saal des Hotels Sonne. Und die Gemüter erhitzten sich immer mehr, je länger diskutiert wurde.
Bereits letzte Woche hatte die Stadt in der Kirche Lüchingen zum Auftakt des öffentlichen Mitwirkungsprozesses die Linienführung der Ostumfahrung erneut vorgestellt. «Erneut», weil sie seit letztem Herbst bekannt ist. Damals hatte die Bürgerschaft die Weiterführung der Planung aus dem Budget gekippt und eine vorgezogene Mitwirkung verlangt. Nun steht als Alternative auch eine Unterführung der Kriessernstrasse unter dem Bahnübergang beim Bahnhof hindurch im Raum. Und zwar in einer Variante mit einem unterirdischen Kreisel und in einer mit einem oberirdischen Kreisel anstelle der heutigen Kreuzung direkt beim Bahnhof.
In Lüchingen kamen um die 80 Interessierte. Diesen Mittwoch im «Sonnen»-Saal waren es rund 100. Die Diskussion lief hier allerdings in eine andere Richtung. In Lüchingen hatten sich vor allem Befürworter einer Unterführung zu Wort gemeldet (Ausgabe vom 18. Juni). In Altstätten protestierten einzelne Anwohner der Kriessernstrasse nun aber vehement gegen den Bau einer solchen.
«Eine Unterführung zieht nur noch mehr Verkehr an»
Alt Stadtrat Ruedi Dörig etwa. Bis zu 700 Lastwagen führen pro Tag an seinem Haus vorbei. Oder stünden dort, wenn die Bahnbarriere unten sei. Und wenn sie wieder losführen, bringe dies die Häuser zum Beben:
Sogar den Fernseher schüttelt’s durch.
Eine Unterführung kommt für Dörig nicht in Frage: «Die zieht nur noch mehr Verkehr an.»
«Ein Wahnsinnsverkehr ist das, auch wenn die Barrieren nicht unten sind», klagte Josef Zünd, der schräg vis à vis dem Fussballplatz wohnt. Einen Todesfall habe es bereits gegeben. Mehr dürfe es nicht geben. «Die einzige Lösung ist die Ostumfahrung», so Zünd.
«Von und ins Städtli fährt doch keiner aussen rum»
Andere hingegen denken, dass das Problem eigentlich ein anderes sei, weswegen auch die Lösung anders aussehen müsse: Der Grossteil des Verkehrs sei hausgemacht, also Start- und Zielverkehr in Altstätten, meinte Sabine Frommenwiler. Und da nütze die Umfahrung nichts: «Man fährt doch von und ins Zentrum nicht über die Umfahrung.» Sprich: Der Verkehr würde sich weiterhin am Bahnübergang stauen. Deswegen ist ihrer Ansicht nach nicht die Umfahrung, sondern die Unterführung die richtige Lösung.
Ruedi Dörig wirft einem Teil der Unterführungsbefürworter Eigeninteressen vor. Sabine Frommenwiler etwa, die Miteigentümerin eines Grundstücks in der Nähe des Fussballplatzes ist, wo die Ostumfahrung durchführen würde. Oder den Bauern. Sie seien unsolidarisch und wollten lediglich den Boden nicht abtreten. Benno Hasler vom Färbertrinerhof im Riet draussen hält dagegen:
Für eine sinnvolle Lösung würden wir Bauern durchaus Hand bieten und Boden geben.
Sinnvoll ist für Hasler aber, das Problem zu lösen, wo die Ursache liegt, und die sieht er im Bahnübergang. Den gelte es aufzuheben und den Verkehr unten durch zu führen. So argumentieren auch Initianten der Unterführungsvarianten, unter anderem Alt Stadtrat Hugo Kaufmann und der frühere FDP-Ortsparteipräsident Peter Amsler:
Das Umfahrungsprojekt ist aus der Zeit gefallen – so etwas darf man heute nicht mehr bauen, wenn es eine andere Lösung gibt.
Welche Lösung für einen tatsächlich «enkeltauglich» sei, müsse jeder für sich selbst ausmachen, beendete Stadtpräsident Ruedi Mattle die Diskussion. Die Resultate des Mitwirkungsprozesses werden im Oktober an einer weiteren Veranstaltung bekannt gegeben.
Hinweis: Auf https://mitwirken-altstaetten.ch/ostumfahrung hat die Stadt Pläne und Berichte zum Herunterladen bereitgestellt. Auf derselben Plattform kann man auch seine Meinung zu den Varianten einreichen.