07.04.2020

Historisches Altarbild ist wieder makellos

Das Altarbild aus der früheren Kapelle des Trüeterhofs hat die Katholische Kirchgemeinde Thal restaurieren lassen. Es ist auf 1706 datiert.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Der Trüeterhof am Fusse des Buechbergs hat eine bedeutsame Geschichte. Erbaut wurde er 1573. Der Landsitz wechselte mehrmals die Besitzer. Er gehörte zunächst dem St. Galler Hans Schlumpf. Das Damenstift Lindau kaufte das Anwesen im Jahr 1709. Josef Anton Lutz erwarb es im Jahr 1803.Die Stiftsdamen bewohnten den Trüeterhof und richteten im Dachstock eine Kapelle ein. Über dem Alter hing ein 1,20 mal 1,70 m grosses Gemälde. Es stellt die Ölbergszene am Hohen Donnerstag dar und zeigt Jesus im Garten Gethsemane.Der Industrielle Hermann Tobler kaufte die Liegenschaft 1936, räumte die Kapelle und verkaufte die Kultgegenstände. Das Altarbild blieb im Besitz der Familie Lutz. An Fronleichnamsprozessionen von Thal in die Jakobuskirche Rheineck schmückte das Bild einen Segensaltar – zunächst an der Thalerstrasse (Haus Prokosch) und nach dem Bau der Theresienkirche (1933) vor dem Haus des Advokaten Lutz an der Poststrasse in Rheineck.Ölbild aus dem Trüeterhof gehört der KirchgemeindeDas Gemälde gilt als sehr wertvoll und ist im Besitz der Katholischen Kirchgemeinde Thal. Es lagerte im Archiv auf dem Estrich und war stark beschädigt. Der Holzrahmen war wurmstichig und instabil. Die Leinwand schimmerte durch die Farbschicht und die Oberfläche hatte eine Dreckpatina.Lokalhistoriker Erwin Halter regte an, das Kunstwerk zu restaurieren. Er hatte die Kirchgemeinde Thal von 1980 bis 2000 präsidiert und übergab das Gemälde vor acht Jahren der Pfarrei Thal. Er selbst hatte es im Mai 2005 zu treuen Händen von Anna Stauder, der Pflegetochter des Ehepaars Lutz, erhalten.Dieser Tage schloss René Zürcher, Kunsthändler und Restaurator in Thal, seine Arbeit ab. Die einstige Strahlkraft des Bildes ist zurück. Das Ergebnis erfreut Erwin Halter. «Mit dem Gemälde können wir einen Beitrag leisten, Lücken zwischen den Generationen zu überbrücken», sagt er. Die Pfarrei habe eine 1300-jährige Geschichte. Diese sollte sie unbedingt weitergeben. «Arbeiten wir mit den Kunstwerken und vermitteln Werte ebenso wie die Geschichte, sind Arbeit und Geld nicht vergebens investiert.»Mit dem Gemälde arbeiten möchte Albert Kappenthuler. Er ist Pastoralassistent in Heiden. Das Altarbild sei kein Kunstwerk, das die Paritätische Kirche Thal dauernd schmücken werde, sagt er. Es wird jeweils in der Karwoche ausgestellt. Am Karfreitag wollte Albert Kappenthuler in der Liebfrauenkirche in Heiden eine Meditation gestalten, mit den Gläubigen das Altarbild aus dem Trüeterhof betrachten. Die Andacht fällt der Coronapandemie wegen aus und wird verschoben.Mit dem Bild hat sich der katholische Theologe eingehend befasst. Der Name des Malers ist nicht bekannt. Er dürfte das spätbarocke Kunstwerk im Jahr 1706 geschaffen haben. Die Jahreszahl steht unter dem Wappen in der unteren linke Ecke des Bildes. Es ist jenes des Franz Benedikt von Baden (1644 – 1707). Er dürfte das Altarbild kurz vor seinem Tod dem Damenstift Lind-au geschenkt haben.Der Engel deutet mit Kreuz den Leidensweg Jesu anAuch der Titel des Ölbildes steht nicht eindeutig fest. Möglich wäre «Jesus am Ölberg» oder auch «Jesus im Garten Gethsemane». Der erste Eindruck erinnert an eine klassische Darstellung der Ölbergszene, wie sie im Matthäusevangelium beschrieben ist. Jesus betet und schwitzt Blut. Das Gemälde ist verblüffend ähnlich mit dem Bild von Jacopo di Paolo Marieschi (1711 – 1794) mit dem Titel «Christus am Ölberg». Marieschis Werk ist einige Jahrzehnte jünger, zeigt aber einen ähnlichen Aufbau.Im rechten Teil beider Bilder ist eine Menschengruppe. Es sind Häscher mit Judas, die Jesus gefangen nahmen. Links im Trüeterhofbild ist ein Engel. Er hält keinen Kelch, wie in der Ölbergszene üblich. «Der Engel zeigt Jesus das Kreuz und deutet ihm seinen bevorstehenden Leidensweg an.» Auch sind Dornenkrone, Fessel, Kette, Lanze und die drei Nägel abgebildet. Die Marterwerkzeuge heissen «arma Christi». Sie besagen, Jesu habe die Waffen, mit denen er gefoltert wurde, benutzt, um die Menschen zu erlösen. Dass Jesus im Garten Gethsemane eine Vision seiner bevorstehenden Folterung hatte, sei nicht biblisch. «Sie entstammt der Volksfrömmigkeit.»

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