Das trifft es nicht schlecht, denn die schmalen Blätter sind sternförmig angeordnet. Die Wildform wächst an Küsten, vor allem rund ums Mittelmeer und vor Nordafrika. Dort siedelt er sich gerne auf Trittflächen an, was zeigt, dass er mit verdichtetem Boden klarkommt. Trotzdem wächst er am besten in humoser Erde. Dort ist er eine einfache und problemlose Kultur. Die Pflanzen können mehrmals und in milden Lagen wie dem Rheintal sogar den ganzen Winter hindurch beerntet werden.
Hirschhornwegerich kann im Balkonkistli, Topf, Garten- oder Hochbeet angebaut werden. Im Berggebiet ist der Sommeranbau ideal, in milden Tallagen gedeiht er am besten übers Winterhalbjahr. Da er ein Pfahlwurzler ist, sät man direkt dorthin, wo man ihn haben möchte. Hat man zu dicht gesät – was bei dem feinen Samen schnell passiert – ist das Ausdünnen eine heikle Mission, weil sich mehrere Pflanzen miteinander verheddern. Alternativ kann man mit dem feinen Samen selbst Saatbänder herstellen. Für die Überwinterung im Freiland hat sich als Saattermin der Reifezeitpunkt von Holunderbeeren bewährt.
Möchte man nur die jungen Blätter als Salatzutat verwenden, sät man relativ dicht in Reihen im Abstand von 15 Zentimetern. Wer auch einmal grössere Pflanzen als Gemüse zubereiten möchte, sollte für jede Pflanze einen Platz von 30 mal 30 Zentimetern reservieren. Möglich ist auch beides: Zuerst in 15 Zentimeter-Reihenabstand säen und später jede zweite Reihe abernten und ausreissen.
Die Pflänzli sind anfangs filigran und wachsen in den ersten Wochen ziemlich langsam. Sie legen erst richtig los, wenn sich die Pfahlwurzel gebildet hat. Deshalb muss man am Anfang das Unkraut im Schach halten. Später ist die Kultur problemlos.
Der Geschmack ist witterungs- und bodenabhängig, er hat «Terroir». Bei Hitze und Trockenheit schmeckt der Wegerich leicht bitter, im kühleren Winterhalbjahr und bei ausreichender Wasserversorgung ist sein Aroma eher mild. Auf humosem Boden sind die Blätter zarter, auf nährstoffarmen Böden werden sie faserig.
Eveline Dudda, Hinterforst