13.05.2022

Hippiezeit auf die Bühne geholt

Mit dem Dreiakter «Love and Peace in der Gemeindeverwaltung» lässt das Dorftheater Widnau alte Zeiten aufleben.

Von Max Pflüger
aktualisiert am 02.11.2022
Max Pflüger Im Widebaumsaal sitzen rund 230 gespannte Zuschauer und warten. Dann erlischt das Licht. Eine bekannte Melodie stimmt mit ein paar Takten passend auf das Kommende ein: « If You’re Going To San Francisco. Be Sure To Wear Some Flowers In Your Hair.» Mit dem Dreiakter «Love and Peace in der Gemeindeverwaltung» holt das Dorftheater Widnau die goldene Hippiezeit der Siebziger- und Achtzigerjahre in die Gegenwart zurück.Die Komödie von Andreas Weninger ist ursprünglich auf Hochdeutsch geschrieben und in einem bayrischen Landratsamt angesiedelt. Für die Widnauer Aufführungen hat die Theatergruppe den Text auf Dialekt umgearbeitet und die Handlung ins hiesige Gemeindehaus transferiert. Das Stück hat damit bestimmt an Regionalität und Aktualität gewonnen und ist für das einheimische Publikum attraktiver und witziger.Alle sind im WahlkampffieberIn der Widnauer Gemeindeverwaltung herrscht ein reges Kommen und Gehen. Der beliebte Gemeindepräsident Bernhard Obermoser (Bruno Zahnd) muss sich der Wiederwahl stellen. Im Gemeindehaus gibt man sich die Klinke in die Hand: Der weniger beliebte Wichtigtuer und grossmaulige Wahlkampfleiter Marcel Spirig (Gianni Ceraolo), die säuerliche Gemeindesekretärin Elfriede Steiner (Anita Durot), die oppositionelle Emanze Heidi Storchenegger (Ursi Wildhaber), der verkrampfte und konservative Gemeinderat Fritz Graf (Roger Frischknecht), der sensationslüsterne Rheintaler Reporter Timo Schreiber (Peter Stäuble) und die selbstverliebte Sängerin Gaby Stern (Simone Willi), sie alle tragen zu den Irrungen und Verwirrungen im wahlkampffiebrigen Gemeindehaus bei.Haschkekseim GemeindehausUnd dann taucht die alte Jugendliebe von Bernhard Obermoser auf: Uschi Bloomberg (Susi Miara). Ein altes, in der Blütezeit ihres Lebens hängengebliebenes Hippiemädchen, das in der Pubertät und in den Siebzigerjahren stecken geblieben ist. Und sie bringt auch gleich ihre Tochter Aurora Bloomberg (Nadja Mauro) mit. Diese soll gar eine Tochter von Bernhard Obermoser sein. Was seine Gattin Bärbel (Corinne Pozzan) und seine eheliche Tochter Lotte (Marie Helen Diefenthaler) nun gar nicht freut.Damit ist Konfliktpotenzial zur Genüge vorhanden. Und dass Uschi Bloomberg ganz besondere Kekse mitgebracht hat, macht die Lage zwar sehr viel friedlicher, zunächst aber nicht unbedingt einfacher. Gemeindepräsident Obermoser flieht über den Rhein ins benachbarte Ausland, wo er sich beim Angeln inkognito wähnt. Derweil geniesst seine Entourage die Kekse. Ungewollt bekifft sich die ganze Gesellschaft und man kommt sich kreuz und quer näher.Die Fortsetzung sei an dieser Stelle nicht breitgeschlagen, denn auch künftige Theaterbesucher sollen noch das Vergnügen der Überraschung haben.Tolle Umsetzung der StoryDas Stück wurde von den Widnauer Laienschauspielern gut umgesetzt. Die vielen Wortspiele, die alle im Geschlechterkampf hüben und drüben gängige Vorurteile bedienen, kommen an und bewirken im Publikum immer wieder herzliches Lachen. Alle Schauspielerinnen und Schauspieler haben während der Proben mit Regisseur Andreas Neusser ihre Figuren intensiv erarbeitet und bringen sie auf der Bühne voll zur Geltung.Erwähnenswert ist Susi Miara, welche die Figur des alternden Hippiemädchens mit ihrem bunten Kostüm und der passenden Schminke hervorragend interpretiert. Als besonders gelungene Szene darf der Tanz- und Liebesauftritt der vormals spröden Sekretärin mit dem sonst so grossspurigen Wahlkampfleiter hervorgehoben werden. Das gab Applaus auf offener Szene. Doch auch alle anderen Akteure und Akteurinnen trugen zum guten Gelingen und zum tosenden Schlussapplaus viel bei.HinweisWeitere Vorstellungen: Samstag, 14. Mai, Dienstag, 17. Mai, Donnerstag, 19. Mai, Freitag, 20. Mai, und Samstag, 21. Mai, jeweils um 19.30 Uhr, sowie Sonntag, 15. Mai um 16.30 Uhr. Reservationen auf www.dorftheater.ch oder www.eventfrog.ch

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