Himmlischer Papierkorb

Ich sitze in meinem Büro. Von draussen höre ich einen Presslufthammer. Ich bin genervt, denn eine Erkältung macht mir zu schaffen und meine Versuche, einen anständigen Text aufs Papier zu bringen, lassen mich verzweifeln. Aus meinen Hirnwindungen ist rein gar nichts herauszuquetschen. Immer wieder betätige ich die Löschtaste auf meiner Computertastatur und lösche das, was ich mühsam eine Minute zuvor formuliert habe. Irgendwann reicht es mir und ich verfrachte gleich das ganze Dokument in den digitalen Papierkorb. Ich werfe es weg.Das habe ich von einem Mentaltrainer einmal gelernt. Wenn man nicht zur Ruhe kommt, sollte man eine Möglichkeit finden, sich von dem Ärger und der Anspannung auf kontrollierte Art zu befreien. Das ist zum Beispiel eben, ein Dokument in den Papierkorb zu verschieben – es wegzuwerfen. Wenn ich dazu auch noch ein bisschen schimpfen kann, fühle ich mich danach leichter und befreiter. Die Aufgabe habe ich zwar noch nicht erledigt, im Gegenteil: Ich muss wieder ganz von vorne beginnen. Aber ich fühle mich freier, weil ich mit dieser Aktion auch ganz ehrlich vor mir selber zugebe, dass ich im Moment gerade am Ende meiner Möglichkeiten bin.Dieses «Wegwerfen» können wir aber auch noch in einen tieferen, spirituellen Zusammenhang stellen. Die Bibel schlägt ausgefallene und originelle Methoden vor, um mit Grenzerfahrungen klarzukommen.Es gibt einen Satz, der uns dazu herausfordert, den eigenen Ärger und die Anspannung nicht bei uns festzuhalten. Petrus schreibt in seinem ersten Brief: Werft alle eure Sorge auf ihn, denn er kümmert sich um euch (1 Petr 5, 7)! Damit gemeint ist natürlich Gott. Er kümmert sich um uns. Wenn Sie also mal wieder am Limit sind und nicht mehr weiterwissen, dann werfen Sie Ihre Sorgen auf Gott. Die Sorgen lösen sich dabei nicht einfach in Luft auf, aber wir können Dampf ablassen und uns dadurch leichter und freier fühlen.Ramona Casanova-BaumgartnerPastoralassistentin in Rebstein