04.08.2019

Hier soll’s keine Unfälle mehr geben

Die Einmündung der Burststrasse in die Kantonsstrasse wird um einige Meter versetzt. Heute beginnen die Arbeiten.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Seit etwa zwei Wochen steht an der Strasse zwischen Oberriet und Altstätten beim Abzweiger in den Burst hinaus ein Bagger. Der Kanton lässt die Abzweigung umbauen. Aus gutem Grund: Nach mehreren schweren Unfällen hat die Kantonspolizei diese Stelle als Unfallschwerpunkt deklariert, wo etwas unternommen werden muss, um die Kreuzung weniger gefährlich zu machen.Der letzte schwere Unfall ereignete sich im Frühling vor einem Jahr, am 11. März. Es war ein Föhnsonntag, der eine herrliche Weitsicht versprach. Der damals 70-jährige M. (er möchte nicht namentlich genannt werden) war mit seiner 68-jährigen Frau auf dem Weg nach Rüthi. Dort wollte das Ehepaar aus Altstätten dem Rhein entlang spazieren und die Aussicht ins Oberland geniessen.Laut der Medienmitteilung, die von der Kantonspolizei drei Stunden später verschickt wurde, fuhr zur selben Zeit ein 32-jähriger Autofahrer vom Burst her. Er wollte die Kantonsstrasse überqueren und auf der Hagenfurtstrasse weiter in Richtung Eichberg fahren. Dabei übersah er das von Altstätten mit 80 km/h nahende Auto von M. und fuhr diesem in die Seite.Dann lag der Geruch des Airbags in der LuftDie Kollision war heftig. Der Kleinwagen von M. wurde mehrere Meter ins Feld hinaus katapultiert. Das Auto des Unfallverursachers wurde um 270 Grad herumgeschleudert und kam schliesslich in Richtung Altstätten am Feldrand zu stehen.Die Kollision selbst bekam M. nicht mit. Das aus der Burststrasse herausfahrende Auto habe er kaum wahrgenommen, lediglich an eine auf ihn zukommende Bewegung im Augenwinkel erinnert er sich. Womöglich hat er dann durch die Wucht des Aufpralls das Bewusstsein verloren, wenn auch nur für Augenblicke. Die nächsten Eindrücke, an die sich M. erinnert, waren der Anblick wegrollender Autoteile und der Geruch der explodierten Sprengladung, die den Airbag aufgeblasen hatte.Weder M. noch seine Frau konnten sich selbst aus dem Wrack befreien. Die Feuerwehr musste beide mit Spezialwerkzeug herausschneiden. M. wurde danach mit mehreren gebrochenen Rippen von der Rega ins Kantonsspital St. Gallen geflogen. Seine Frau hatte Brüche am Becken und am Nasenbein und wurde von der Ambulanz ins Spital Altstätten gefahren.Heute hat M. kein eigenes Auto mehrMittlerweile sind beide genesen. Doch es habe lange gedauert, und die Zeit sei hart gewesen, betont M. Dabei hätten sie noch Glück gehabt, denkt er: Wäre das Auto aus der Burststrasse Sekundenbruchteile früher in die Kantonsstrasse gefahren, wäre M. unvermeidbar frontal in jenes hineingefahren, was möglicherweise den Motorblock in die Beine des Ehepaars geschlagen hätte. Womöglich hätte es sie das Leben gekostet.M. hat heute kein Auto mehr. Nicht weil ihn der Unfall traumatisiert hätte, sondern aus praktischen und wirtschaftlichen Überlegungen, wie er versichert. Er und seine Frau seien schon zuvor oft mit Bus und Bahn unterwegs gewesen. Weil ihr Haus über keinen eigenen Parkplatz verfügt und der gemietete wegen Eigenbedarfs des Eigentümers gekündigt wurde, verzichtete M. auf den Kauf eines neuen Autos. Wenn er dann und wann eines braucht, nutzt er eines der Carsharing-Angebote in Altstätten.Ob der Unfallverursacher an jenem Sonntagmorgen angehalten hat oder ohne zu halten in die Kantonsstrasse gefahren ist, geht aus der Medienmitteilung der Polizei nicht hervor. Auch M. weiss lediglich, dass der Mann zu Protokoll gegeben hat, ein Werbeschild am Strassenrand habe die Sicht in Richtung Altstätten eingeschränkt.Ein Stoppschild würde wohl nichts bringenM. ist froh, wird die Einmündung der Burststrasse nun ab dem Bahnübergang um ein paar Meter in Richtung Altstätten verlegt. Damit wird es künftig nicht mehr möglich sein, die Kantonsstrasse in gerader Fahrt zu überqueren. Zwar sollte bereits eine Änderung der Signalisation genügen, denkt M. Ein Stopp- statt des Kein-Vortritt-Schilds würde den Sicherheitshalt gebieten und den in die Kantonsstrasse Einbiegenden die nötige Zeit geben, sich zu vergewissern, dass tatsächlich weder von Oberriet noch von Altstätten her ein Fahrzeug naht.M. bezweifelt allerdings, dass sich jedermann an die Signalisation halten würde. Manch einer liesse sich von der scheinbaren Übersichtlichkeit mehrere Hundert Meter in beide Richtungen halt wohl doch zu einem Rollstopp verleiten. M. hält deshalb die Verlegung der Burststrasse für richtig.Die Bauarbeiten waren schon für 2017 vorgesehenDas Projekt des Kantons lag bereits im Herbst 2016 bei der Stadt Altstätten auf. Eigentlich hätten die Bauarbeiten, die nun an die Hand genommen werden, bereits vor zwei Jahren ausgeführt werden sollen, als der Kanton auch die Einmündung der Strasse von Montlingen her (knapp einen Kilometer weiter in Richtung Oberriet) umbaute. Einsprachen verzögerten die Arbeiten an der Burststrasse aber.Innert zehn Jahren hat es an dieser Stelle 15 teils schwere Unfälle gegeben. Zehn beim Überqueren der Kantonsstrasse, zwei beim Abbiegen, zweimal ist ein Auto auf ein anderes aufgefahren, einmal kam es beim Überholen zu einem Unfall. Die Zahlen der Kantonspolizei sind von 2017. Der Unfall, bei dem M. und seine Frau schwer verletzt wurden, ist also nicht mitgezählt. Auch nicht der Unfall, der sich am Vorabend ereignet hatte: Da hatte eine Frau, die von der Burststrasse her die Kantonsstrasse überqueren wollte, zwar zunächst gehalten; sie übersah das Auto, das von Altstätten nahte, aber trotzdem. Ein Atemlufttest ergab, dass die Frau angetrunken war. Da hätte freilich auch die Strassenverlegung nichts genützt.Hinweis: Die Bauarbeiten an der Burststrasse dauern voraussichtlich bis Ende August. So lange bleiben sowohl die Burst- als auch die Hagenfurtstrasse gesperrt. Der Verkehr auf der Kantonsstrasse wird mit einem Lichtsignal geregelt. 

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