15.04.2021

Hier sind 52 Arten heimisch

Schulkinder halfen dabei, auf dem Brunnenplatz in Kobelwald einen Garten mit heimischen Kräutern anzulegen.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Folgt man dem Weg von Oberriet nach Kobelwald, durchquert man das Aueli. Es ist reich an heimischen Pflanzen und Blumen. Am Brunnenplatz, wo der Wiesenweg ins Dorf mündet, fällt den Einheimischen und Wanderern seit einigen Tagen ein bunter Gartenhag ins Auge. Die Viertklässler von Stefan Ammann haben Steckenzwerge bemalt und an die Holzbretter montiert.Die fröhlich dreinschauenden Zwerglein wecken bei den Passanten Neugier und animieren, einen Blick über den Hag zu werfen. Dieser offenbart, dass sich auf dem Brunnenplatz des Verkehrsvereins noch mehr verändert hat. Wo einst das Vieh darauf wartete, vom frischen Quellwasser trinken zu dürfen, ist ein Kräutergarten entstanden. Auf einer Fläche von etwa 50 m2 wachsen 250 junge Pflänzchen in 52 einheimischen Arten.[caption_left: Kräuterpädagogin Sarah Planchet-Schläpfer kann auf die tatkräftige Unterstützung der Primarschule Kobelwald zählen. Die Viertklässler von Stefan Ammann (rechts) vollendeten den Gartenhag mit selbst gestalteten Steckenzwergen.]So weit sich Sarah Planchet-Schläpfer zurückerinnern mag, träumt sie davon, einen Kräutergarten anzulegen. Er sollte öffentlich zugänglich sein und vermitteln, wie reich Kobelwald an einheimischen Kräutern ist, sowie welchen Nutzen sie für die Menschen haben. «Die Lehrerin meines Sohnes war sofort Feuer und Flamme, als ich ihr meine Idee erzählte», sagt sie.Entstanden ist erst einmal der von den Steckenzwergen behütete Kräutergarten. Er ist in ein langfristiges Konzept eingebettet, an dem sich auch die Primarschule Kobelwald beteiligt. «Wir möchten einen Kräuterpfad vom Aueli durchs Dorf bis zur Kristallhöhle anlegen», sagt Sarah Planchet. Im Garten darf man die Pflanzen anschauen, beschnuppern, abzeichnen, fotografieren und Ideen sammeln, wie man sie verwenden kann. «Aber bitte stehen lassen», sagt die Kräuterpädagogin. «Ernten darf man sie auf den Wiesen entlang des Kräuterpfads.»Einheimische Pflanzen sind robuster als ihre «Einwanderkolleginnen». An das hiesige Klima sind sie gewöhnt und können Schnee und Frost im April gut verkraften. «Sie enthalten Stoffe, an die unser Organismus gewöhnt ist und die unserem Stoffwechsel keine Probleme bereiten», sagt Sarah Planchet.Sie sagt auch: «Ich möchte das alte Wissen schärfen und Kindern zeigen, wie sehr sie mit ihrer direkten Umwelt verbunden sein können.[caption_left: Sarah Planchet-Schläpfer hat noch viele Ideen, wie sie den Kräutergarten weiter aufwerten kann.]Als die Kindergärtler und Unterstufenkinder zum Beispiel die jungen Pflänzchen in den Boden setzten, erklärte ihnen die Kräuterpädagogin, dass ein Gärtner den Mutterboden gegen ein spezielles Sand-Kies-Erde-Gemisch ersetzt hatte. Einige Kinder waren erstaunt, dass Brennnessel, Löwenzahn, Gänseblümchen, Günsel, Schafgarbe und Wilde Möhre vor ihrer Haustür wachsen. «Es sind keine Unkräuter, wir können sie wie bekanntere Küchenkräuter einsetzen.» Bald weiss wohl jedes Kind in Kobelwald, dass man aus Spitzwegerich Hustensirup herstellen kann und ein einzelnes Blatt als Wundpflaster wirkt. «Brennt künftig die Haut eines Kindes wegen einer Brennnessel, legt es ein Spitzwegerichblatt auf. Bald brennt die Stelle nicht mehr.»Damit Spaziergänger oder Schulklassen leicht erfahren, wie die Pflanzen heissen, haben die Fünft- und Sechstklässler Steine beschriftet. Je eines von drei Exemplaren einer Kräutersorte ist mit Namen gekennzeichnet. Die anderen beiden darf man suchen.Damit die Pflänzchen gut gedeihen und den Schulkindern in Erinnerung bleiben, beteiligt die Schule sich an der Pflege. Sarah Planchet hegt den Kräutergarten ausserdem mit Freundinnen und dem Verkehrsverein. «Ich wünsche mir, dass aus dem Brunnenplatz ein Freiluftschulzimmer wird», sagt sie. «Eine Schulklasse oder eine andere Gruppe versammelt sich um den Quellbrunnen, im Garten wachsen die Kräuter, auf der Steinmauer ergänzt ein Duftweg das sinnliche Lernen und alles ist auf einer Infotafel beschrieben. Sarah Planchet: «Ich habe noch ganz viele Ideen.»HinweisEin Crowdfunding zum Projekt läuft bis 30. April unter www.lokalhelden.ch/kraeutergarten-kobelwald

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