Familie Baumgartner hat es hart getroffen. Sturmtief Uwe hat am Sonntag in Montlingen gewütet und ihr frisch renoviertes Haus beschädigt. So sehr, dass es nicht mehr bewohnbar ist. Wer nach einem solchen Sturm, nach einem Brand oder einem Hochwasser sein Dach über dem Kopf verliert, steht in der Regel nicht alleine da – sondern kann auf Unterstützung der Behörden zählen. Rolf Huber ist Gemeindepräsident der Politischen Gemeinde Oberriet, zu der das Dorf Montlingen gehört. Huber war am Tag nach dem grossen Sturm selber vor Ort. Und bot Hilfe an. «Verliert jemand aufgrund eines Naturereignisses seinen Wohnraum, ist die politische Gemeinde zuständig», sagt er. «Wir schauen, ob gerade etwas frei ist, im Notfall können die Personen vorübergehend auch in einem Hotel untergebracht werden.» Die Familie Baumgartner hat diese Hilfe abgelehnt. Sie kommt bei Nachbarn und Verwandten unter. Gemeindepräsident Huber sagt: «Das ist der Vorteil auf dem Land. Hier ist der Zusammenhalt stark.»Die Helferinnen und Helfer arbeiten Hand in Hand. Die Nachbarn packen mit an. «Es ist egal, welcher Ziegel von welchem Dach gefallen ist. Man hilft sich gegenseitig.» Wie lange die Arbeiten dauern werden, sei schwierig abzuschätzen, sagt Huber. «Immerhin sind die Wetteraussichten gut. Das ist Glück im Unglück.» Schneefall würde das Aufräumen erheblich erschweren.120 Schadenmeldungen bei der GVANicht nur die Baumgartners wurden vom Sturm getroffen. Huber schätzt die Schäden der anderen Quartierbewohner – beschädigte Dächer, Autos und Bäume – aber als «weniger tragisch» ein.Die kantonale Gebäudeversicherungsanstalt (GVA) meldet, die Schäden nach Sturmtief Uwe seien weniger schlimm als ursprünglich befürchtet. 120 Schadenmeldungen sind bisher eingegangen. Betroffen war vor allem Sennwald mit rund 60 Schadensmeldungen.Weitere 40 Schadenfälle betreffen die Gemeinde Oberriet. Die Schadensumme beläuft sich auf über 300000 Franken, wie Mediensprecherin Natalie Koller von der kantonalen Gebäudeversicherung gegenüber Radio Zürisee sagt. Zum Vergleich: Beim Sturmtief Burglind vor einem Jahr waren bei der St. Galler Gebäudeversicherung rund 2500 Schadenmeldungen eingegangen.Rolf Huber, der 2010 zum Gemeindepräsidenten gewählt wurde, hatte einen solchen Sturm in seiner Amtszeit noch nicht erlebt. Er erinnert sich aber an einen grossen Föhnsturm im November 1982 mit einigen Sturmschäden. «Wir leben im Rheintal, hier gibt’s immer wieder Stürme. Damit muss man leben.» Für solche Naturereignisse ist man eigentlich gerüstet. Die Häuser würden schliesslich nach dem neusten Stand der Technik gebaut, dazu gehört auch ein Blick in die Gefahrenkarte. «Eine hundertprozentige Garantie für Sicherheit gibt es nicht», sagt Huber, «weder bei einem Sturm noch bei einem Hochwasser.» Dass es ausgerechnet ein Quartier derart stark getroffen hat, sei wohl eine Ausnahme.Linda Müntener