17.01.2020

"Heute gibt es eine neue Klassenordnung"

Das Wirtschaftsforum 2020 begann mit einem spannenden Referat. Die Wiener Philosophin und Publizistin Isolde Charim sprach über die neue Klassenordnung und den in den Zehnerjahren aufgekeimten Populismus.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 03.11.2022
Isolde Charim liest aus dem Wifo-Titel (Probleme lösen - Wohlstand schaffen: Wie es uns auch in Zukunft gut gehen kann) nicht nur Optimismus, sondern auch die Sorge, der Wohlstand könne bedroht sein. "Wir müssen also über Bedrohungen sprechen", sagte sie.Und: "Heute gibt es eine neue Klassenordnung".Einerseits sei die Mittelklasse in der Bedeutung abgestiegen, Qualifikationen, Kompetenzen oder Fleiss seien nicht mehr so wichtig. Die Mittelklasse empfinde dies als tiefe Kränkung, für die es keine gesellschaftliche Heilung gebe. Neben der Mittelklasse gebe es eine neue Unterschicht, die meist migrantisch geprägt sei.Die Veränderungen, so Charim, seien jedoch nicht nur ökonomisch bedingt. Die Gesellschaft kenne zwei neue, bedeutende Ausschlusssysteme, die das Aufkommen des Rechtspopulismus begünstigt habe.1.: Die ökonomische, soziale und kulturelle Grenze zwischen Zentrum und Peripherie. Es gebe heute strukturschwache Regionen, in denen sich die Menschen von Politik und Wirtschaft vergessen fühlen.2.: Die staatsbürgerliche, nationale Frage zwischen innen und aussen, zwischen angestammt und fremd, migrantisch."Die Gesellschaft ist tief gespalten und hier hakt der Populismus ein", sagte Isolde Charim. Er sei aber nicht an einer Lösung interessiert, sondern er lege den Finger in diese Wunde und vertiefe diese sogar noch, indem er das Problem als Lösung präsentiere.Charim sagte, solche Probleme seien nur mit Solidarität zu bekämpfen. Eine Gesellschaft, die auf so vielen Ausschlüssen beruhe, habe keine stabile Grundlage. Es sei deshalb wichtig, die Demokratie zu erhalten.

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