22.09.2019

Heuriger mit Wiener Schmäh

Am Samstagabend fühlten sich die Besucher der Galerie art dOséra wie bei einem typischen Wiener Heurigen.

Von Susi Miara
aktualisiert am 03.11.2022
Susi MiaraDer echte Wiener Heurige ist so bekannt wie das Wiener Riesenrad. Vor allem bietet er gemütliche Atmosphäre, feine Weine und Musik, nach Möglichkeit die für Wien typische Schrammelmusik.Die Idee, genau diese Stimmung ins Rheintal zu exportieren, hatte Bruno Fink aus Vorarlberg, ein treues Mitglied des Vereins art dOsera. Natürlich weiss er, wovon er spricht. Er selbst hat achteinhalb Jahre in Wien gelebt und war an manch einem Heurigen dabei. Da er ausgerechnet noch mit dem richtigen Musiker befreundet ist, stand einem typischen Wiener Abend auf der Schweizer Seite des Rheins nichts mehr im Weg. Kaum zu übersehen war Martin Ortner mit seiner Gitarre. Und auch seine gewaltige Stimme kam in der grossen Galeriehalle gut zur Geltung. 37 Jahre lang war der emeritierte Professor Mitglied der Wiener Symphoniker. Seine grosse Leidenschaft gehört jedoch dem Wienerlied, der Schrammelmusik. Schliesslich sei sein Ururgrossvater Finanzberater des Fürsten Metternich gewesen. Als ausgebildeter Opernsänger und früheres Mitglied des Symphoniker Schrammel Quintetts war man auf seinen Auftritt gespannt. Eine Fangemeinde hat er bereits. Es fiel nämlich auf, dass viele Besucher aus Vorarlberg nach Diepoldsau pilgerten, um ihn zu hören. Die Wiener Mundart zu verstehen war nicht immer einfach und man musste sich bei manch einem Lied richtig konzentrieren. Martin Ortner bediente sich seines Repertoires, das über 1000 Lieder und Texte aus der goldenen Wiener Zeit bis heute beinhaltet. Alte und neue Wiener Lieder, teilweise selbst geschrieben oder aktualisiert, vor allem aber gespickt und mit echtem Wiener Schmäh. Mit dabei Komponisten wie Arik Brauer, Roland Neuwirth oder Karl Hodina, Lieder aus der Sammlung von Eduard Kremser, Liebeslieder, politische Lieder, traurige und lustige Lieder, viele bekannte Lieder zum Mitsingen und einfach zum Dahinträumen.Speziell war auch seine 15- saitige Alt Wiener Kontra Gitarre mit zwei Hälsen. «Vor allem die neun chromatisch gestimmten Basssaiten sind schwer zu spielen», sagt der Meister. Die seien nur mit dem Daumen bespielbar. «Sie geben der Musik aber die richtige Fülle», erklärte er. Passend zur Musik war auch das reichhaltige Heurigenbuffet mit kaltem Braten, Schweineschnitzel und Wiener Würstchen. Eben ein Wiener Abend mit Weinseligkeit, Melancholie bis Todessehnsucht, gespickt mit schwarzem Humor.

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