24.09.2018

Herr über Flieger und Klänge

Markus Kopf übernahm vor zehn Jahren den Flugplatz Altenrhein und ist Gründer der Airline People’s. Dem Vorarlberger gehören ausserdem anderthalb Millionen Töne. Sogar Michael Jackson kaufte ihm welche ab.

Von Interview: Jeremias Büchel
aktualisiert am 03.11.2022
Interview: Jeremias BüchelHerr Kopf, Flüge müssen gut ausgelastet sind, damit sie sich rechnen. Wie sieht es auf der Wien-Linie aus? Wir streben eine Quote von 70 Prozent an. Und die erreichen wir auch. Mal sind die Flüge voll, mal nur zur Hälfte. Aber über das Jahr gesehen stimmt die Auslastung.Nachdem Sie die Linie nach Köln und Bonn einstellten, hatten Sie freie Kapazität. Konnte sie genutzt werden? Wir konnten mit unseren Reisebüropartnern das Charter-Angebot ausbauen und neue Feriendestinationen anfliegen. Zudem sind wir Ad-hoc-Charter geflogen, etwa für Fussballmannschaften zu internationalen Spielen oder für Firmen oder Geburtstagsgesellschaften. Wir springen auch manchmal für andere Airlines ein, wenn sie zu wenig Flugzeuge zur Verfügung haben.Ist der zweite Flieger damit genügend in der Luft? Man sagt ja, ein Flieger am Boden koste nur Geld.Diese Binsenweisheit stimmt eben nur zum Teil. Klar, ein Flugzeug am Boden ist teuer, aber ein schlecht ausgelastetes Flugzeug in der Luft kostet noch viel mehr. Da muss man schauen, dass die Balance stimmt.Sind Skibomber im Winter eine Möglichkeit, die Sommercharter zu kompensieren? Das ist in der Tat eine Möglichkeit. Die Weisse Arena AG Flims-Laax würde diesen Winter gerne Charterflüge von London nach Altenrhein durchführen, um Skifahrer aus Grossbritannien in die Bündner Berge zu bringen. Doch noch sind viele Fragen offen, gerade bezüglich Slots ab London. Wenn wir einen bekommen und die Flugzeiten passen, werden wir den Charter mit unseren Flugzeugen durchführen.In einer Studie der Fachhochschule St. Gallen hiess es, London wäre eine Liniendestination für Altenrhein.Das sehe ich anders. Für uns ist London eine Destination für die Privatfliegerei ab Altenrhein. Viele Businessjets haben London als Ziel. Aber Geschäftsleute und Touristen ab Altenrhein mit Linienflügen zu transportieren, ist keine Option für uns. Dafür ist die Konkurrenz im nahen Zürich zu gross. Von dort gibt es täglich zig Verbindungen nach London, so dass Flüge auch über den Preis verkauft werden müssen. Da wollen wir nicht mitmachen.Der Flugplatz ist an kein Drehkreuz wie Paris, Frankfurt oder London angebunden. Gibt es seitens der dort ansässigen Hubbetreiber kein Interesse, Altenrhein an ihr weltweites Netz anzubinden?Uns sind keine Interessen etwa von Air France oder British Airways bekannt. Es ist auch fraglich, ob das funktionieren würde. Die Zubringerflüge werden meist als Code-Share-Flüge betrieben, wobei sich mehrere Fluggesellschaften einen Flug teilen, um ihre Passagiere darauf buchen. Diese Flüge funktionieren ab Zürich, aber kaum ab Altenrhein. Finanziell sind Zubringerflüge auch nicht interessant; wir werden keine von uns aus anbieten.Sky Work gab kürzlich bekannt, den Betrieb einzustellen. Ergeben sich daraus Chancen für People’s? Wir führen ab sofort Charterflüge für einen Reiseveranstalter von Bern nach Preveza in Ost-Griechenland durch, bis Mitte Oktober. Das ist eine Destination, die wir für einen Reisebüropartner in Vorarlberg ab Altenrhein, Salzburg und Wien bereits anbieten.Eine Linie ab Bern zu bedienen, kommt nicht in Frage?Ich sehe keine Linie ab Bern, die wir übernehmen könnten. Unsere Flugzeuge sind deutlich grösser als jene von Sky Work. Es wäre schwierig, sie auszulasten. Und Bern ist operationell ein schwieriger Flughafen. Je nach Windverhältnissen kann man ihn nicht mit Instrumenten anfliegen.Weitere Charterflüge nächsten Sommer wären denkbar?Wir werden es prüfen. Da können sich Möglichkeiten ergeben, wenn Reiseveranstalter Interesse bekunden und die Flugzeiten in unseren Flugplan passen.Wie wichtig ist das WEF für den Flugplatz?Das Weltwirtschaftsforum bringt einen schönen Umsatz, das ist so. Lebenswichtig ist es aber nicht. Trotzdem freuen wir uns jedes Jahr darauf, viele Jets hier begrüssen zu dürfen. Es ist aber auch jedes Mal eine Herausforderung, so viele Jets zu parkieren.Noch etwas anderes: Sie sind Besitzer der Vienna Sym­phonic Library, einer Tonbibliothek für klassische Musik. Was hat es damit auf sich?Vereinfacht gesagt ist es eine Bibliothek mit Tönen, aus denen man Musikstücke zusammensetzen kann. Unsere Bibliothek umfasst über 1,5 Millionen Töne und ist die umfassendste der Welt. Mit unseren Tönen können Sie am Computer eine Oper spielen. Michael Jackson war zu Lebzeiten ein begeisterter Kunde, so wie viele andere Künstler. Auch Filmmusik wird oft mit unseren Tönen eingespielt. Oscar-Preisträger und Filmkomponist Hans Zimmer ist einer unserer grössten Kunden.Wie kamen Sie dazu? Ein Freund fragte mich vor gut zwanzig Jahren, ob ich in die Bibliothek investieren möchte. Das tat ich. Seither bin ich der Hauptinvestor. Operativ bin ich jedoch in der Vienna Symphonic Library nicht tätig. Ich bin zu hundert Prozent bei der People’s Air Group beschäftigt.

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