17.09.2021

Herausfinden, wo genau es ist

Die Onlineplattform sMapshot bildet Tausende alte Luftbilder vor heutigen 3D-Kartendarstellungen ab, auch Hunderte aus dem Rheintal. Das ist nur möglich, weil Freiwillige historische und heutige Fixpunkte abgleichen.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Der Name des Onlineprojekts ist ein Wortspiel: sMap­shot klingt wie Snapshot, was Schnappschuss bedeutet. Die Webseite bietet aber alles andere als im Vorbeigehen gemachte Schnappschüsse. Wer sich den Namen für das Projekt ausdachte, hat mit dem englischen «map» gespielt, das für Landkarte steht. sMap­shot macht denn auch Abertausende Luftbilder (und auch einige terrestrisch aus erhöhter Position aufgenommene) zugänglich. Zoomt man ins Rheintal hinein, wird unsere Region über und über mit blauen Punkten gesprenkelt dargestellt. Jeder dieser Punkte steht für ein Luftbild der Gegend, das man sich nach einem Klick darauf anschauen kann.Die Aufnahmen stammen aus verschiedensten Archiven. So hat die ETH Bibliothek unter anderem Bilder der Swissair oder des Luftfahrtpioniers Walter Mittelholzer zur Verfügung gestellt. Ebenfalls aus der ETH Bibliothek stammt das Luftbildarchiv der ehemaligen Wild Heerbrugg mit vielen Aufnahmen grad aus dem Rheintal. Das Besondere an sMapshot ist: Die zu einem grossen Teil historischen Aufnahmen werden über einer aktuellen 3D-Kartendarstellung abgebildet und zwar deckungsgleich aus derselben Perspektive gesehen.sMapshot versteht sich als «partizipative Zeitmaschine»Die auf den Servern der Fachhochschule Yverdon gehostete Webseite versteht sich als «partizipative Zeitmaschine». Als Zeitmaschine, weil die historischen Bilder sich stufenlos zur heutigen Landschaftsdarstellung überblenden lassen. Dies zeigt eindrücklich, wie sich die Landschaft über die Jahre verändert hat. Partizipativ ist sMap­shot, weil jedermann eingeladen ist, bei der Georeferenzierung (der geografischen Zuordnung) der Bilder zu helfen. Das perspektivische Übereinanderlegen der Darstellungen ist nämlich nicht so simpel machbar. Es setzt voraus, dass die räumlichen Koordinaten der Kamera zum Zeitpunkt der Aufnahme bekannt sind. Und da kommen eben die freiwilligen Helfer ins Spiel: Sie verknüpfen die Luftbilder manuell mit der Visualisierung der heutigen Landschaft und ermöglichen so die Berechnung des Aufnahmeortes.Dazu grenzen sie in einem ersten Schritt den ungefähren Aufnahmeort und die Blickrichtung ein. Für eine möglichst genaue Übereinstimmung verlangt sMapshot im nächsten Schritt mindestens sechs auf beiden Darstellungen übereinstimmende Punkte. Das kann ein Gebäude sein, das schon lange steht (etwa eine Kirche), eine Strassenkreuzung, eine Brücke, eine markante Bergspitze … Den Rest erledigen leistungsstarke Rechner im Hintergrund.Wird’s schwierig, wird’s spannendDie freiwilligen Georeferenzierer wählen die zu bearbeitenden Bilder direkt auf der Karte aus, wo sie entsprechend den Angaben im Archiv bereits regional grob platziert wurden. Es finden sich darunter aber auch immer wieder Bilder, die sich nicht ohne Weiteres zuordnen lassen. Unter Umständen gehören sie gar nicht dahin, wo sie abgelegt worden sind. Oder sie sind spiegelverkehrt hinterlegt, was nicht minder Verwirrung stiften kann. Dann ist das Schwarmwissen der vielen Freiwilligen besonders gefragt. Irgendjemandem fällt womöglich ein Detail auf, anhand dem sich das Bild verorten lässt. Das Georeferenzieren wird in solchen Fällen zur reinsten Detektivarbeit – was es erst recht spannend macht.Zu sMapshot gehts hier lang.

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