Altstätten 16.09.2024

Helga Schneider im Diogenes Theater: Keine regt sich so schön auf wie sie

Der fasnächtliche Urknall ist in Altstätten fest verankert. Am Samstag folgte im Diogenes Theater der komödiantische Urknall mit Helga Schneider, vielen noch bekannt als Mitglied der legendären Acapickels, aber längst erfolgreich als Solokünstlerin unterwegs.

Von pd
aktualisiert am 16.09.2024

Im ausverkauftem Haus begeisterte die bekennende «Zürischnure» das Publikum im neusten Stück «Sweet&Sauer» mit virtuoser Wortakrobatik, schrill und schräg und immer an der Grenze des noch Zumutbaren. Mit dem Cüpli, als ständigem Begleiter, zog sie los, um billige Hotels, ihren Umzug vom Zürcher Kreis 5 auf das Land, nicht mehr konforme Witze und vieles, was nicht erwähnenswert ist und doch gesagt werden muss, bildhaft zu erzählen und in unwiderstehliche Pointen zu verpacken.

Ein Kulturschock

Die Kunstfigur Helga Schneider, mit wasserdichter, unverwüstlicher, gleichsam unverkennbarer Frisur ist eine kleine Naturgewalt in der Schweizer Comedyszene, steht seit rund 35 Jahren auf der Bühne und setzt Botschaften ab, die dem alltäglichen Leben entspringen. So ist denn der Umzug von der Stadt auf das Land, in das Säuliamt, ein kleiner Kulturschock:

Da schaust du auf dem Fenster und siehst nur Grün, die Vögel zwitschern und die Ruhe erschlägt einem fast

Und all das führt zu einem Schreibstau, weil ja nichts mehr läuft. «Im Kreis 5 konnte ich vor die Türe stehen und schon hatte ich einen 20-minütige Nummer». Sie geniesst zwar die frische Luft auf dem Land, sie müsse jetzt einfach doppelt so viel rauchen, damit es wieder gleich «stinkt» wie im Kreis 5.

So schöne Aufreger

In «Sweet&Sauer» lässt Helga Schneider mächtig Dampf ab und es ist vergnüglich anzusehen, wie sie sich den ganzen Abend hindurch, über zwei Stunden lang, so herrlich schön aufregen kann: Über Alltagssituationen, das «grusige» Beseli im Hotel-WC («Ich verstehe nicht, warum man dieses nicht alle zehn Jahre wechseln kann»), Kleinkinder mit herabhängenden dicken Windeln, den Staus am Bahnhof, im Tram und sogar vor der Himmelspforte. Sie erzählt und witzelt, vergnügt sich an den Cüplis, welche letztlich doch nur Rivella ist, und eigentlich hat das Programm gar nie so richtig begonnen bevor es dann schon fertig ist. Das Publikum dankte es ihr trotzdem mit mächtigem Applaus.                 


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