09.09.2018

Helene Fischer war’s!

Die Wirkung eines Halbtons, ein singender Barista, Sittenbild einer Sechsergondel und ein ausgeraubtes Casino Baden: Der Bühne Marbach gelang am letzten Freitag ein überraschungsreicher Abend.

Von Thomas Widmer
aktualisiert am 03.11.2022
Thomas WidmerDer Jubiläumsanlass «30 Jahre Bühne Marbach» stand ganz im Zeichen des Dankes – an das Publikum, die Mitglieder, die Sponsoren, Gönner, Spender und Behörden. Zum runden Geburtstag stattete der Verein Kulturkreis Marbach die Bühne mit einer modernen Beleuchtung aus und auf den Tribünenbänken luden mobile Sitzpolster mit Lehne zum überraschungsreichen Abend. «Von Tuten und Blasen» – der Saxofonist Peter Lenzin als musikalischer Erzähler nahm die Wortkargheit und Geldnöte eingefleischter Jazzmusiker auf den Arm. Das vierjährige Jazzerkind spricht zum ersten Mal in seinem Leben: «Die Nudeln sind zu weich.» Die Mutter: «Endlich redest du! Warum hast du vorher nie etwas gesagt?» «Bisher war alles in Ordnung.» Sagt der Arzt zum Jazzer: «Sie haben noch drei Monate zu leben.» Darauf der Jazzer: «Aber wovon?» Dann ein feiner Seitenhieb auf die Freejazzer: «Sobald den Leuten die Musik zu gefallen beginnt und die erste Gage aufs Konto fliesst, wechselt der wahre Freejazzer die Band.» Dazwischen liess Lenzin seine Meisterschaft aufblitzen, mal melancholisch, mal expressiv rockig. Und mit «Es wott es Frauele z’Märit gah» zeigte er den Unterschied zwischen Dur und Moll. «Ein halber Ton bewirkt, dass das Fraueli deprimiert zu Hause sitzen bleibt.» Zum Schluss gab’s eine wunderschöne Eigenkomposition.Der Schällepuur aus der GlaskugelEin Profi-Barista, der zur Gitarre singt: Elias Segmüller faszinierte das Publikum mit Cover- und eigenen Songs und verwöhnte es in der Pause mit Drinks. Die quirlige Luzerner Sopranistin und Kabarettistin Lisa Brunner verwob volkstümlichen Humor mit brillantem Gesang und Klavierspiel. Charakterstudien von Typen, die aus der Sechsergondel ihren Senf dazugeben, sinnlich-derbe «Euphorismen» («Prinzerole-Schoggi mit dä Zäh wägrächele, Bouillon bis zum letschte Buechstabe vom Löffel schlürfe, än Naseböögge verwütsche, wo herter isch als dä Räscht...»). Trotzdem liessen sich die Gäste den Appetit nicht verderben. In der Pause überraschte Bühnentechniker Jürgen Ruckdeschl mit leckeren Pita-Broten. Bei der anschliessenden Verlosung gab es Tickets von Kleintheatern zu gewinnen. Eine der schönsten Bescherungen war der Auftritt der 17-jährigen Kantischülerin Rebekka Bolt, die das Publikum gekonnt in ihre Zaubertricks einbezog und für Verblüffung und Lacher sorgte. So musste im Ausschlussverfahren ein Casino-Baden-Räuber ermittelt werden. Helen Fischer war’s – und ihre Schuld war dank eines nachträglich geöffneten Couverts eindeutig erwiesen. Oder wie kam die von einer Zuschauerin still gewählte Seite 107 plötzlich ins leere Buch «Was Männer über Frauen wissen»? Als der vom Publikum diskret gewählte Schällepuur einer uneingeweihten Testperson aus der Glaskugel entgegenstrahlte, hatte die sympathische Zauberin das Publikum vollends in der Tasche.

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