11.08.2022

Heiss, heisser, Marteria

Bereits zum dritten Mal trat der Rapper aus Norddeutschland am Lustenauer Szene-Open-Air auf.

Von Monika Linder
aktualisiert am 02.11.2022
Die Speerspitze des Deutsch-Rap beehrte das Rheintal. Seine Alben haben Gold und Platin geholt, Echos und sechs Radio-1Live-Kronen. Vor allem aber hat er die deutsche Popmusik verändert. Letzten Herbst hat der gebürtige Rostocker mit «5. Dimension» sein zehntes Studioalbum veröffentlicht, auf dem er von der Nacht erzählt und das Feiern feiert. Was das für ihn bedeutet, wie er die Zeit vor und nach Corona erlebt hat, ob er lieber im Studio oder auf der Bühne steht, hat uns der Ausnahmekünstler vor seinem Auftritt am 4. August am Szene-Open-Air in einem Interview erzählt. Wo spielst du lieber: Ganz grosse Festivals oder lieber klein und fein? Marteria: Das ist eine sehr schwierige Frage, da gibt es glaube ich keine richtige Antwort. Man liebt beides sehr. Riesige Shows, grosse Bühnen, riesiger Wahnsinn. Genau so liebt man auch den kleinen Club, in dem der Schweiss von der Decke tropft.An Schweiss mangelt es im Moment am Alten Rhein ja nicht.  Ja, er tropft vom Himmel. Für mich ist es meine dritte Soloshow hier am Szene-Open-Air, ich bin ja schon seit zehn Jahren mit dabei und immer wieder gebucht worden. Dass solche Connections über so viele Jahre bestehen bleiben, ist auch immer wieder cool. Hier ist auch ein wunderschöner Ort für ein Festival direkt am Alten Rhein. Es ist ja ein Grenzfluss. Wir sind in Österreich und gleich da drüben ist die Schweiz. Vor zehn Jahren habe ich hier der Hälfte meiner Crew das Angeln beigebracht. Vorher waren wir auch noch im Fluss am Baden. Denn man hält es ja eigentlich nicht aus, so gefühlt bei 50 Grad im Schatten.Du trittst schon zum dritten Mal in Lustenau auf. Wie sind deine Erinnerungen an das Publikum? Trotz Hitze sind die Leute am Szene-Open-Air richtig gut drauf und es macht immer Spass.  Beim ersten Mal waren wir nach dem Gig noch mit der Menge am raven und danach sind wir alle total abgestürzt im Clubbereich des Festivals. War auf jeden Fall etwas heftig damals. Wir kennen das alles schon und ich bin froh, wieder hier zu sein.Wenn so viel Zeit zwischen der Veröffentlichung des Albums und der Tour vergeht – coronabedingt – hat man da noch Bock, auf die Bühne zu gehen? Oder hast du schon wieder neues Material im Kopf für das nächste Album?  Ich bin nicht der Künstler, der jedes Jahr ein Album produziert. Wenn ich eine Platte mache, dauert es schon ein bisschen, damit es auch eine gute, intensive Scheibe wird. Ein Album ist ein Meisterwerk, das man in der Musik kreiert. Da muss man viele Emotionen zeigen, nicht nur eine Seite darstellen. Du gibst deine Seele preis und ich bin jetzt nicht der Typ, der rumrennt und die ganze Zeit Texte schreibt. Und heute sind wir hier, um das zu tun, was wir an unserem Job am meisten lieben: Live vor Leuten aufzutreten. Wir sind glücklich, dass wir nach den paar Jahren Auszeit endlich wieder auf die Bühne können.Wie waren die ersten Auf­tritte nach so langer Zeit? Ich rede auch oft mit anderen Künstlerinnen, Künstlern und Bands und alle haben das Gefühl, es ist einfach noch krasser geworden nach Corona. Die Leute gehen noch heftiger ab als vorher und es kommt so viel mehr Action. Die haben richtig Bock, weil man ja so lange nicht mehr so richtig abfeiern konnte. Vor allem nicht als Zuschauermenge. Und zusammen bei einem Festival abgehen ist halt schon geiler als nur mit zehn Nasen. Das ist auch Teil unseres Jobs, dass die Leute so ein Erlebnis nicht vergessen. Wenn sie dann in einer Woche immer noch davon reden: Mensch, das war geil – die Show von Caspar, BHZ oder Marteria am Szene-Open-Air zu sehen. Dann haben wir unseren Job gut gemacht. Und um das geht es ja an so einem Festival, dass wir auf der Bühne so richtig Gas geben und den Leuten das zurückgeben, was sie jetzt schon so lange nicht mehr hatten. Eine gute Zeit und geile Erinnerungen. Mehr als nur RapBiografie Marteria ist ein talentierter Fussballer und spielte in seiner Jugend in der deutschen U15/16/17-Nationalmannschaft. 1995 beginnt er zu rappen. Er absolviert die Schauspielschule. Mit seinen Kollegen GabReal, Jö’ic, Mobla und DJ Focut gründet er die Rap-Crew «Warn Direct». Ein Talentscout entdeckt ihn als Model, er zieht nach New York und arbeitet für Marken wie Hugo Boss und Diesel. Im Jahr 2000 unterschreibt er als Marsimoto einen Plattenvertrag. Marterias erstes Album «Halloziehnation» erscheint unter seinem Pseudonym Marsimoto. 2007 Er­scheint das zweite Album «Base Ventura» unter dem Künstlernamen Marteria. 2012 startet er mit Yasha und Miss Platnum das Projekt «Lila Wolken». Neun Alben später gehört er zu den erfolgreichsten Künstlern Deutschlands. In der Schweiz tritt er am 15. Dezember im Zürcher Hallenstadion auf.  

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