16.04.2021

Heimsieg im Klosterwettbewerb

Mit dem Umbau des Altstätter Klosters Maria Hilf und dem geplanten Einzug von «Rhyboot» geht es vorwärts. Ein Altstätter Architekturbüro hat den Projektwettbewerb gewonnen.

Von Christoph Mattle
aktualisiert am 03.11.2022
Die letzten vier Schwestern im 500 Jahre alten Kloster denken über ihre Zeit hinaus. Ein Teil der geschützten, leerstehenden Räume soll bald der Verein Rhyboot mieten. Zuerst braucht es aber bauliche Veränderungen. Ein Architekten-Wettbewerb dafür wurde soeben abgeschlossen. Gewonnen hat ihn das Altstätter Büro Schwabegger & Zoller.Obwohl Rhyboot vor wenigen Jahren einen grossen Neubau im Altstätter Südquartier bezogen hat, sind die Platzverhältnisse sehr beengt. Im Kapuzinerinnenkloster Maria Hilf, das teils leer steht, ergibt sich die Möglichkeit, Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen einzurichten. Der grosse Garten mit Wald und Schutzgebieten innerhalb der Klostermauern erlaubt den Menschen von Rhyboot, sich vielfältig zu beschäftigen und zu entwickeln.Grosse Begleitgruppe und anonymer WettbewerbDas Kloster unter der Leitung von Frau Mutter, Schwester Angelika Scheiber, durfte in den letzten Monaten auf die Mithilfe einer ganzen Reihe von Externen zählen. Im Wesentlichen ging es darum, Ideen zu entwickeln, welchem Zweck das historische und unter Denkmalschutz stehende Klostergebäude einmal dienen könnte.Im letzten Herbst wurde eine Absichtserklärung unterschrieben. Der Verein Rhyboot soll Räume und Geländeflächen mieten können und Menschen mit Behinderung so neue Chancen eröffnen. Damit Menschen mit Behinderung im Kloster mit seinen kleinen Räumen und vielen Treppen einziehen können, sind aber Umbauten nötig.[caption_left: Das Areal innerhalb der Klostermauern umfasst 35000 Quadratmeter. Dazu gehören nebst den Gebäuden und der Kirche ein grosses Stück Naturschutzgebiet sowie ein kleiner Wald.]Die Gruppe der Externen hat unter dem Vorsitz der Frau Mutter die Anforderungen für die Anpassungen festgelegt. Dann wurden sieben Architekturbüros aus der Region eingeladen, in einem anonymen Wettbewerb ihre Ideen einzureichen. Die Unterlagen gingen an einen unabhängigen Rechtsanwalt. Im Singsaal des Klosters wurden alle Projekte ausgestellt und die Jury ging an die fordernde Arbeit, das beste Projekt zu bestimmen. Zum Wettbewerb eingeladen wurden bewusst auch junge Architekturbüros und solche, die bereits Erfahrung mit Klosterumbauten und ähnlichen Herausforderungen haben.Historische Räume werden rollstuhlgerecht erschlossenBei der anonymen Jurierung der sieben Projektideen gewann das Projekt mit dem Namen Clara. Bei der Öffnung der verschlossenen Couverts stellte sich he­raus, dass das Altstätter Büro Schwabegger & Zoller den Wettbewerb gewonnen hat. Gemäss dem Jurierungsbericht ist diesem Büro gelungen, mit wenigen, örtlich begrenzten Interventionen, die Klosteranlage zu erhalten.Auf der Ostseite führt ein neuer Eingang am richtigen historischen Ort in die Klosteranlage. Das einfach gestaltete Treppenhaus mit Zugang zum Innenhof und neuem Lift im Ostflügel ermöglicht, den Höhenversatz der Geschosse rollstuhlgerecht zu erschliessen.Die Verfasser schlagen vor, das aus dem 19. Jahrhundert aufgeklappte Dach zurückzubauen. Die Traufe des Südflügels wird auf den Zustand von 1850 abgesenkt, so kommt der Südflügel des ursprünglichen Klostergevierts wieder zum Vorschein.[caption_left: So sah das Kapuzinerinnenkloster gemäss einem Holzschnitt im Jahr 1873 aus.]Das Dachgeschoss mit neuer Konstruktion ist richtig konstruiert und erhält für die Be­lichtung beidseitig angeordnete Schleppgauben. Sie orientieren sich an den historischen Stichen. Der bestehende Singsaal aus dem 20. Jahrhundert im Garten bleibt vorläufig erhalten und kann später abgebrochen oder ersetzt werden. Mit verschiedenen Eingriffen erhalte die Klosteranlage wieder einen schönen, gut proportionierten Innenhof, stellt der Jurybericht fest.Jetzt geht es an die Schaffung des BauprojektsIn weiteren Schritten ist nun die Projektorganisation zu definieren. Zusammen mit dem Siegerbüro soll ein Bauprojekt erstellt werden. Parallel dazu sind Fragen der Trägerschaft auszuloten, für die Zeit, wenn im Kloster einmal keine Schwestern mehr leben. Heute ist das Kloster mit den vier Schwestern alleinige Eigentümerin der ganzen Anlage. Ebenso geht es um die Finanzierung der Umbauten.Bis heute operiert das Kloster sehr klug, indem es die leerstehenden Räume vermietet. Das alte Institutsgebäude mietet seit Jahren die Schulgemeinde Altstätten, in mehreren weiteren Räumen ist die Medienstelle des Bistums eingemietet.[caption_left: Seit über 500 Jahren wirken hier Schwestern. Eine von ihnen, Maria Bernarda Bütler, wurde 2008 vom Papst heiliggesprochen. Der oberste Stock des Klostergebäudes würde zurückgebaut in den ursprünglichen Zustand. Als Ersatz kommen Dachgauben zum Einsatz.]Jurymitglieder, Experten und eingeladene ArchitekturbürosSeit vielen Monaten arbeiten viele Personen intensiv an der Neuorientierung des Klosters. Sie bildeten die Jury für die Prä­mierung der eingereichten Projektideen: Schwester Angelika Scheiber, Frau Mutter (Vorsitz); Walter Hess, Klosterberater, Oberriet; Regula Graf, kantonale Denkmalpflege, St. Gallen; Nik Bucher, Architekt BSA, Fachpreisrichter, St. Margrethen; Margrit Mattle-Lindegger, Sachpreisrichterin, Altstätten, und Hugo Kaufmann, Sachpreisrichter, Altstätten.Beratende Experten waren: Claudius Luterbacher, Bischöflicher Kanzler, St. Gallen; Patrick Benz, Geschäftsführer Rhyboot; Beni Heeb, Präsident Rhyboot, sowie Alexander Solmberg, Verantwortlicher Finanzen Kloster Maria Hilf. Die Organisation und die Vorprüfung standen unter der Leitung von Werner Binotto, Architekt, der als ehemaliger Kantonsbaumeister umfassende Erfahrungen bei derartigen Projekten mitbringt.Die sieben zum Projektwettbewerb eingeladenen Architekturbüros sind ausser dem Sieger Schwabegger & Zoller, Architekten, Altstätten: Finger Architekten sia gmbh, David Hutter, René Finger, Christian Weber, Manuel Baumann, Tatjana Legrottaglie; Johannes Florin Architektur GmbH, Maienfeld, Tabea Voigt, Johannes Florin; Bänziger Lutze Architektur AG, Berneck; Sandra Endres, Björn Lutze, Markus Bänziger, Regula Steiger; ARGE Archraum Architekten, Altstätten, und Emma_Architekten, Mitarbeit Eva Lässer, dipl. Architektin BSc; ARGE Huser Schnell Architekten AG, Altstätten, und Wister GmbH, Balgach; und ARGE Roger Graf/Arian Fröhlich, Altstätten, Lynn Graf, Katrin Scheiwiller, Arian Fröhlich, Roger Graf.

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