06.03.2020

Heimat in der Fremde

Als ich vor einigen Wochen in der Millionenstadt Dhaka – der Hauptstadt Bangladeschs – ankam, fühlte ich mich recht fremd. Alles war anders, als ich es gewohnt war.

Von Paul Hoch
aktualisiert am 03.11.2022
Es begann bereits am Flughafen: Es gab Unmengen Leute, alles wirkte sehr improvisiert und mir war nicht gleich klar, wo ich hin musste. Auch ausserhalb des Flughafens, im lauten und dichten Verkehrsgewühl des 17 Mio. Einwohner zählenden Dhaka, wirkte so gar nichts vertraut. Müll säumte die Strassenränder und neben manchen modernen, gläsernen Hochhausfassaden standen zerfallende, unfertige Häuser als harter Kontrast. Und da nach Bangladesch eher selten Touristen und damit westlich aussehende Menschen kommen, wurde ich von manchen Einheimischen sehr lange und fasziniert angeschaut. Auch diese Tatsache trug definitiv dazu bei, dass ich mich am ersten Tag in jener riesigen Stadt fremd fühlte.Ich begann zu überlegen, wie es wohl Leuten ergeht, die aus einer anderen Region unserer Welt zu uns in die Schweiz kommen. Was ist ihnen hier wohl fremd? Was überfordert sie? Und was stellt für sie umgekehrt etwas Vertrautes dar?Doch zurück zu meiner Bangladesch-Erfahrung: Nach einigen Tagen in Dhaka legte sich bei mir das Gefühl des Fremdseins relativ schnell. Ich begann Leute kennenzulernen und mich an die veränderte Umgebung zu gewöhnen. Und als ich mit einem einheimischen Christen dann an einem Sonntagabend in den Gottesdienst ging, war in jener Kirche plötzlich alles sehr vertraut.Der Ablauf jener katholischen Messfeier war schliesslich völlig ident mit dem, wie wir auch in unserer Seelsorgeeinheit Gottesdienst feiern. Mein Christsein bot mir also mitten in einer ganz ungewohnten Umgebung etwas, das mir ein Gefühl von «Zu Hause» vermittelte.Im Rahmen der jährlich wiederkehrenden ökumenischen Kampagne – von Brot für alle und Fastenopfer – werden wir in der Fastenzeit zu Solidarität mit Menschen aufgerufen, die weit weg leben und deren Alltag und Umgebung uns fremd sind. Die Informationen zu den Projekten der Fastenzeitaktion lassen uns die Umstände weit entfernt Lebender vielleicht ein bisschen weniger fremd erscheinen. Und: Unsere Solidarität mit Menschen etwa in Asien oder Afrika kann zwischen ihnen und uns etwas Vertrautes schaffen, nämlich das Menschsein und die Sorge um andere.Paul HochPastoralassistent in Widnau

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.