01.12.2019

Heiden ist heiss aufs Eis

Ob mit Schlittschuhen an den Füssen oder Glühwein in der Hand – das Eisfeld ist ein Treffpunkt für das ganze Dorf.

Von Stephanie Martina
aktualisiert am 03.11.2022
Am Mittwoch müssen in Heiden die Hausaufgaben warten. Denn es ist der erste schulfreie Nachmittag, an dem im Dorf das Eisfeld geöffnet hat. Eigentlich erst ab 14 Uhr. Doch viele Kinder stehen bereits eine halbe Stunde vorher vor dem Eingang. Initiant Tobias Funke ist unkompliziert. «Lassen wir sie aufs Eis!», sagt er mit einem Lächeln zu seinen Mitarbeitern. Innert Kürze verwandelt sich die idyllische Anlage mit Blick auf den Bodensee in einen Spielplatz. Funke freut es. Seit diesem Jahr ist er Präsident des neuen Vereins «Für Heiden», der den Betrieb des Eisfeldes organisiert. Davor hat der Heidler die Anlage auf eigene Faust betrieben.Funke tauscht bei den Heizstrahlern die Gasflaschen aus. Er sei nicht nur Vereinspräsident, sondern packe auch gern mit an. Die Eisbahn sei sein Herzensprojekt, sagt er. Auch deshalb, weil er neben einem Eisfeld aufgewachsen sei. «Gefühlt habe ich meine ganze Kindheit auf Kufen verbracht.» Obwohl Funke derzeit 80 Stunden pro Woche arbeitet, wirkt er entspannt. Einen Moment lang schaut er dem Treiben auf dem Eis zu. «Es ist noch alles wie vor 30 Jahren», sagt er. «Die Kinder spielen Fangis, und frisch verliebte Jugendliche treffen sich auf der Eisbahn für ein bisschen Winterromantik.»Ein Begegnungsortfür HeidenWährend sich die Kinder auf dem Eis austoben, plaudern ihre Mütter hinter der Bande. Alexandra Rossatti und ihre Freundin Alexandra Pisano stehen an einem hölzernen Bartisch und trinken Kaffee. «Das Eisfeld ist ein Treffpunkt für das ganze Dorf», sagt Rossatti. Das hört Initiator Tobias Funke gern. «Wir möchten Heiden hier zusammenbringen. Die Kinder können mit ihren Freunden spielen, und die Erwachsenen treffen sich mal abseits von Elternabenden.» Er ist stolz, dass ihm und seinem Team das gelingt und sie im Dorf und der Umgebung auf viel Unterstützung zählen können. Das zeige sich jeweils bereits vor der Eröffnung. Letztes Jahr habe der FC Heiden beim Aufbau geholfen, dieses Mal die Handballer der BSG Vorderland. «Für sie war es selbstverständlich, dass sie uns unterstützen. Sie kamen gleich mit zwölf Helfern, obwohl wir nur sechs gebraucht hätten.»Chrömle mitdem SackgeldDass sich das Eisfeld im Dorf etabliert habe, merke er auch bei der Schlittschuhvermietung, sagt Funke weiter. Noch im ersten Jahr habe kaum jemand in Heiden Schlittschuhe gehabt. Jetzt, im dritten Winter, kämen immer mehr Besucher mit ihren eigenen. Das zeige ihm, dass die Leute fest davon ausgehen würden, dass es auch in Zukunft eine Eisbahn geben werde. «Letztes Jahr kam am 25. Dezember ein kleiner Bub aufs Eisfeld und zeigte mir stolz seine neuen Schlittschuhe, die er sich vom Christkind gewünscht hatte. Das freute mich sehr.»Für den Verleih ist Christian Zürcher, den alle Hitch nennen, zuständig. Vor allem die Kinderschuhgrösse 33 ist gefragt. Mehrmals täglich putzt Hitch, der auch Eismeister ist, die 850 Quadratmeter grosse Fläche mit einer Maschine. «Es ist herzig, wie mir die Kinder zuwinken. Wenn ich hupe, lachen sie laut. Das ist grossartig.» Den wohl strengsten Job hat Rolf Köster. Er arbeitet am Kiosk, schenkt Glühwein aus und füllt Ketchup in Hotdogs. An diesem Mittwoch sind aber Süssigkeiten der Dauerbrenner. «Wie viele Gummifröschli bekomme ich dafür?», fragt ein Mädchen und streckt Köster einen Einfränkler entgegen.Peter Jucker aus Grub AR hat soeben einen Punsch geholt und sitzt mit seiner vierjährigen Enkelin Ladina auf einer Bank. «Sie steht noch nicht so sicher auf ihren Schlittschuhen. Deshalb legen wir eine Pause ein», erklärt Jucker. Er giesst Punsch in einen zweiten Becher und gibt ihn seiner Enkelin. «Pass auf, es ist noch heiss.» Nachdem sie sich aufgewärmt haben, gehen sie – samt Stützrobbe – zurück aufs Eis.

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