Die Quitte ist ein altes Kernobst. Die Frucht ist zwar nur gekocht geniessbar, aber vielfältig verwendbar. Sie lässt sich gut zu Gelee oder Konfitüre verarbeiten. Das liegt am hohen Anteil der gelierenden Pektine. Auch als Dessert oder Gebäck sind die Früchte beliebt.Eine für Kernobst gefährliche Krankheit ist der Feuerbrand. Das Rheintal gilt als Befallzone, das Bakterium ist immer da. Es vermehrt sich dort besonders stark, wo es warm und feucht ist. «Die Quitte ist bei praktisch allen Sorten hoch anfällig», sagt Richard Hollenstein, Obstbauberater bei der Fachstelle Obstbau beim Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen (LZSG) in Flawil.Feuerbrand trat in der Schweiz zum ersten Mal 1989 auf. Bald geriet die Quitte in Verruf. Sie galt als Infektionsherd für Apfel- und Birnbäume. Folglich setzten immer weniger Betriebe auf Quittenkulturen. Es werden weniger Früchte angebaut, als Verarbeiter und Konsumenten kaufen würden.Es gibt keine weitere Quittenkultur im Rheintal«Wir haben uns an den Quittenanbau herangewagt», sagt Simon Lässer, Geschäftsführer des Fahrmaadhofs in Diepoldsau. Es gibt nur wenig Obstanbaubetriebe im Rheintal. Niemand von ihnen pflanzt Quitten an. «Wir wollten keine bestehenden Anlagen gefährden.»Dieser Umstand war ein Pro. «Wir wussten um die Anfälligkeit der Quitte», sagt Richard Hollenstein, der den Fahrmaadhof im Projekt beriet. «Es stehen nicht viele Obstbäume in der Nähe.» Die Infektionsgefahr ist daher eher gering. Zum Entscheid, es mit genau der Obstsorte zu versuchen, trug auch das Angebot eines Grossverteilers bei, die Früchte abzunehmen. Dem Risiko, dem Feuerbrand nicht Herr werden zu können, stand die nicht gedeckte Nachfrage als Vorteil gegenüber.Im Herbst 2014 legte der Fahrmaadhof eine erste Plantage in der Nähe des Tierferienheims Fahrwinkel an. Schon bald zeigten sich Probleme mit dem Feuerbrand. Seitdem es verboten ist, das Bakterium mit dem Antibiotikum Streptomycin zu bekämpfen, liegt der Hauptaugenmerk auf dem manuellen Bekämpfen. «Befallene Äste rissen wir heraus», sagt Simon Lässer. Im Winter 2018 versuchte es der Landwirtschaftsbetrieb mit einer zweiten Plantage. «Wir hofften an der alten Rhybrücke auf bessere Bedingungen. Die Lage ist windoffener.» Feuchtigkeit trocknet dort schneller ab.Kosten und Ertrag standen im MissverhältnisInsgesamt hatte der Fahrmaadhof 2000 Quittenbäume gegen Feuerbrand zu schützen. «Wir hatten keine Mittel, die Anlage gesund zu halten», sagt Simon Lässer. Die biologischen waren zu schwach, die manuellen zu aufwendig. Hinzu kamen andere Krankheiten und Hagelschäden. Kosten und Ertrag standen im Missverhältnis. Den Entscheid aufzugeben, fällte der Fahrmaadhof im vergangenen Herbst. Nach der Ernte wurden die Bäume ausgerissen, gehäckselt und verbrannt.Der Versuch, sich im Quittenanbau zu etablieren, misslang dem Landwirtschaftsunternehmen. «Wir haben einen finanziellen Verlust. Der gehört dazu, wenn man etwas Neues ausprobiert», sagt Simon Lässer. «Es hätte mich gefreut, wäre es gelungen», sagt Richard Hollenstein. «Wir hätten die Nachfrage besser durch hiesigen Anbau decken können und nicht mehr so viele Früchte importieren müssen.Auf der freien Fläche wachsen jetzt Heidelbeeren heran. Ihre Nachfrage ist auch gross. «Wir haben bereits Erfahrung mit Erdbeeren und können beide Arten auch gut direkt vermarkten.»Der Heidelbeerstrauch ist kein Wirt des Feuerbrand. «Das ist die zweite Krankheit, bei der die Gesetzgebung einen Anbau wohl bald verunmöglicht», sagt Simon Lässer. Die Nummer 1 sei der Befall mit der Weissen Fliege. Dieser Schädling wirkt sich auf den Ertrag von Rosenkohl aus. «Entwickelt sich die Gesetzgebung so weiter, folgen noch mehr kaum zu bekämpfende Krankheiten. Der Anbau verlagert sich ins Ausland.»