14.08.2022

Hedwig Scherrer - verkannte Künstlerin und Pionierin

Über die Besonderheit der vielseitigen Künstlerin berichtete am Sonntag im Museum Prestegg in Altstätten der Kurator der Hedwig-Scherrer-Stiftung, Peter Zünd.

Von Iris Oberle
aktualisiert am 02.11.2022
Am Sonntag lud das Museum Prestegg zur Vernissage der Sonderausstellung über die Male­-rin und Philanthropin Hedwig Scherrer ein. Eröffnet wurde der Anlass im Göttersaal des Museums mit drei Liedstücken, gespielt von Peter Zünd auf einem Tafelklavier. Auch Hedwig Scherrer (1878 – 1940) besass ein Bieger-Klavier. Sie benutzte es, um Trachtenlieder zu schreiben. Der perfekte Einstieg in die Vernissage. Nach der Begrüssung der Gäste und kurzen Vorstellung der Künstlerin durch Vorstandsmitglied Stefan Hildebrand fanden sich die Besu­chenden im Dachgeschoss der «Prestegg» ein, wo sich eine Übersicht über das Leben und die Werke von Hedwig Scherrer findet.Malerin, Komponistin, LiedschreiberinWohl kaum jemand kennt ihr Leben und die Werke besser als Peter Zünd. Rund 40 Jahre lang setzte sich der Kurator mit der vielseitigen Künstlerin ausei­nander und erstellte zu ihrem 80. Todestag eine ausführliche Dokumentation mit dem Titel «Hedwig Scherrer und ihr Verhältnis zur Kunst». An der Vernissage erzählte Zünd aus der Biografie der willensstarken und eigenständigen Persönlichkeit.[caption_left: Peter Zünd, Kurator der Hedwig Scherrer-Stiftung, eröffnete die Vernissage mit drei Liedern am Tafelklavier.]Geboren in Sulgen TG und aufgewachsen in St. Gallen wurde ihr musisches Interesse früh durch ihre Mutter geweckt. Schnell war klar: Hedwig wollte Kunstmalerin werden. Und so besuchte sie die Zeichnungsschule in St. Gallen, bildete sich in München weiter und schloss 1900 ihre künstlerische Ausbildung als Malerin und Illustratorin in Paris ab. Sie war eine der ersten akademisch ausgebildeten Künstlerinnen der Schweiz. Eine grosse Freundschaft verband Scherrer mit Frieda Kaiser, eine der ersten Frauen, die Medizin studierte. Beide hatten ähnliche Lebensziele: Sie setzten sich schon früh für die Gleichstellung der Frau ein und stellten sich in den Dienst der Öffentlichkeit. Hedwig Scherrer wirkte in der Friedensarbeit ih­res Vaters mit, setzte sich zur Nazizeit für die Aufnahme von Flüchtlingen ein und betreute Grenzschutzsoldaten im Zweiten Weltkrieg. Im Jahr 1908 bezog sie das selbst geplante Atelierhaus auf dem Montlinger Bergli. Erste Aufträge erhielt Scherrer für Illustrationen.[caption_left: Alltagstracht: Eine von vielen geschneiderten Trachten der Künstlerin.]Um 1925 kam die Trachtenbewegung auf. Fasziniert von dieser Kultur entwarf sie eigene Trachten und betreute die Rheintaler Trachtengruppe. Dazu gestal­tete sie Gesangs- wie Theaterproduktionen und komponierte neue Lieder. Das fehlte den Menschen im Rheintal. Das dazugehörige Liederbuch illustrierte sie.Um alles finanzieren zu können, stellte Hedwig Scherrer Miniaturen her. Ihre Bilder zeigen verschiedene Stile; sie tastete sich vom Jugendstil bis zum Expressionismus.Hinweis: Die Ausstellung über Hedwig Scherrer kann noch bis 25. September im Museum Prestegg besichtigt werden.www.prestegg.ch

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