23.10.2019

Hautle ist ein Ironman

Der Ironman auf Hawaii war für den Diepoldsauer Michael Hautle bis zuletzt ein Abenteuer.

Von Andrea Kobler
aktualisiert am 03.11.2022
Andrea Kobler Triathlon Michael Hautle hat es geschafft: Er freut sich, das einjährige Abenteuer mit dem härtesten Eintagesrennen der Sportwelt zu Ende geführt und damit seinen Traum verwirklicht zu haben. Doch das Logo des Ironmans, ein M mit einem Punkt obendrauf, würde er sich deshalb nie tätowieren lassen: «Ich bin auch jetzt derjenige, der ich vorher schon war.» Vieles klappte dabei nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Rund zwei Wochen vor dem Abflug wurde er im Training von einem Auto angefahren. Sein Rad erlitt Totalschaden, Kollege Mathias Nüesch lieh ihm seines für Hawaii aus. «Das war für mich eine der schönsten Gesten auf dem Weg nach Hawaii, sehe ich es doch alles andere als selbstverständlich an, dass Mathias mir sein Rennrad zur Verfügung stellte», so Hautle dankbar. Der Flug nach Hawaii fiel wegen Problemen mit dem Triebwerk des Flugzeuges und zweimaligem Verschieben schliesslich aus – Michael Hautle landete mit einem Tag Verspätung auf der Insel im amerikanischen Zentralpazifik. Auch kämpfte er nach den ersten Trainings gegen Übelkeit beim Schwimmen, Krämpfen beim Laufen und der Ausnahmezustand in Kona, wo er übernachtete, mit Massen von Trainierenden auf der Strasse ab morgens um 5 Uhr war nicht wirklich sein Ding.Schwimmen neben SchildkrötenSchliesslich aber stand der Athlet des Tri Top Team TTT Rheintal morgens um 7 Uhr mit 2500 weiteren Athleten, davon 57 Schweizerinnen und Schweizer, am Start des Weltmeisterschafts-Rennens. Während seiner Akklimatisationszeit auf Hawaii hatte er das Schwimmen im welligen Meer mit Schildkröten und Delphinen in Sichtweite mehrmals trainiert. Nach 3,86 km und 1:03 h stieg er, nach der Schwimmstrecke vom Kailua Pier in der Bucht von Kailua-Kona aufs offene Meer und zurück, aus dem Wasser – und war mit seiner Leistung zufrieden.Launischer Mumuku-WindDann wollte er auf der 180,2 km langen Radstrecke mit 1400 Höhenmetern durch Lavafelder etwas Tempo herausnehmen, wurde doch für den Nachmittag eine extreme Hitze erwartet. Die Bedingungen auf dem Rad und beim Laufen waren noch extremer, als es sich Michael Hautle vorgestellt hatte. Der Mumuku-Wind zeigte sich launisch. So musste das Rad bei hoher Konzentration wegen der vielen seitlichen Windböen gut festgehalten werden. Beim Wendepunkt schüttete es wie aus Kübeln. Jetzt wusste der Rheintaler Triathlet, dass er sein Ziel, unter zehn Stunden ins Ziel einzulaufen, kaum erreichen würde: «Ich setzte mir als neues Ziel, den Ironman zu geniessen und unter den Daylight-Fini-shern zu sein.» «Nur nicht stehen bleiben»Deshalb ging der Rheintaler auch den abschliessenden Marathon nicht so schnell wie gewohnt an. Er lief mit 4:50 min/km los, lief die ersten sechs Kilometer gut: «Dann wurde es auf dem Queen K Highway mit rund 40 Grad Celsius so heiss, dass ich mich fühlte, wie wenn ich in eine Wand laufen würde. Diese Stelle war für mich die grössere Herausforderung als das berühmt-berüchtigte Natural Energy Lab, da wir dort von den vielen Menschen am Strassenrand und mit lauter Musik angefeuert wurden.» Michael Hautle nahm sich jetzt vor, 5:50 min/km zu laufen und sagte sich: «Nur nicht stehen blieben.» Haifischzahn für Sohn DarioDies gelang ihm ebenso, wie das Ziel bei Tageslicht zu erreichen. «Ich kam ohne grosse Blessuren an, war aber im ersten Moment enttäuscht, dass ich mehr als eine Stunde länger benötigte als in Tallin, wo ich mich für Hawaii qualifizierte. Der Respekt vor dem Rennen war so gross, dass ich nie ans Limit ging.» Schliesslich belegte der 40-Jährige in 10:14 Stunden den 128. Rang von 283 Klassierten seiner Altersklasse, wurde 700. von total 2373 Finishern. «Als Finisher auf Hawaii habe ich mir einen Traum erfüllt. Es freut mich, dass viele Leute an mich geglaubt haben und gleichzeitig stolz sind, dass ich mein gesetztes Ziel durchgezogen habe.» Ein Traum erfüllt hat sich auch für Sohn Dario, dem der Papa einen Haifischzahn aus Hawaii mitbrachte.

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