13.08.2019

Hautle erfüllt sich den Traum von Hawaii

Michael Hautle durfte die Hawaii-Münze entgegennehmen – die symbolische Startberechtigung für den berühmtesten Triathlon der Welt.

Von Andrea Kobler
aktualisiert am 03.11.2022
Ironman Switzerland in Zürich Ende Juli: Nach Defekten schien für den Diepoldsauer Michael Hautle der Traum von Hawaii trotz starker Form ausgeträumt. Der 40-jährige Familienvater hatte seinen Kindern versprochen, nach siebenmonatigem, intensivem Training und Vorbereitungen auf den Ironman Switzerland die Familienferien ohne Training zu gestalten. Dies hatte er immer so gemacht und so war es auch diesen Sommer geplant.Es war Ehefrau Bianca, die recherchierte, ob es noch einen Weg nach Hawaii gibt. Schweden und Norwegen waren ausgebucht, beim Ironman Frankreich ging es bereits um die Qualifikation für Hawaii 2020 – und noch ein Jahr so intensiv trainieren, das wollte Michael Hautle nicht. So kam noch die Teilnahme am Ironman Tallinn in Estland in Frage. Die Aufgabe am Ironman Switzerland lag erst einige Stunden zurück, es war Sonntagabend und der Flug in die Ferien auf den übernächsten Tag gebucht. Nach dem erfreulichen Feedback der Airline kam auch das Rennrad ins Gepäck.Hartes Training auf der Ferieninsel KosDie griechische Insel Kos wurde für eine Woche zur Trainingsinsel für den Triathleten des Tri Top Teams Rheintal. Frühes Aufstehen statt Ausschlafen war angesagt. So schwamm Hautle morgens um 6 Uhr im 50-Meter-Pool des Nachbarhotels seine Bahnen und hängte später im Meer nochmals drei Kilometer an. Er absolvierte sein Lauftraining und trainierte auf dem Rennrad – die längste Ausfahrt war eine dreieinhalbstündige Inselrundfahrt. Um 10 Uhr gesellte sich Hautle meist zu seiner Familie und konnte die Ferien geniessen. Dies dank der Unterstützung von Freund Philipp Gubler, der die Trainingspläne erstellte, sowie Ehefrau Bianca und Lisa Stucki, welche die organisatorische Arbeit rund um die Reise nach Tallin übernahmen.Einen Tag nach der Ferienrückkehr flog Michael Hautle bereits an den Ironman in Tallinn – und gab sich zuversichtlich: «Ich hoffe, meine Leistung von Zürich nochmals abrufen zu können.» Damals war der Rheintaler bis zu seinem Defekt bei Kilometer 130 vorne dabei, die Qualifikation für Hawaii war in Griffnähe.In Tallinn wird, wie auch beim Ironman Hawaii, ohne Neoprenanzug geschwommen. Kurzfristig musste der erste Teil des Wettkampfes vom Meer in den See verlegt werden. Dies wegen eines Temperaturabfalls des Meers von 19 auf 6 Grad. Und wie schon in Zürich verliess Hautle das Wasser nach 3,86 Kilometern nach weniger als einer Stunde.Natürlich war ihm nach Zürich auch etwas bange vor der 180,2 Kilometer langen Radstrecke: «Dieses Mal wäre ich aber gewappnet gewesen, habe extra zwei Radschläuche, drei Gaskartuschen sowie ein Reparatur-Set eingepackt.»Bange Minuten hatten aber nur seine Familie und Freunde zu Hause, die das Rennen über eine App verfolgten. Dort wurde Michael Hautle während 45 Minuten nicht getrackt. Schliesslich erreichte er nach 4:40 Stunden mit dem Durchschnittstempo von 38,5 km/h die zweite Wechselzone.Auch der Marathon (42,195 Kilometer) lief optimal, so dass der Rheintaler Triathlet das Ziel nach 9:09 Stunden erreichte. Mit dem dritten Rang in seiner Altersklasse hatte er sein sportliches Ziel ebenfalls erreicht und konnte bei der Siegerehrung mit grosser Freude die Münze als Symbol für die Startberechtigung auf Hawaii entgegennehmen: «Für mich geht damit ein Traum in Erfüllung.»18 Stunden Training pro Woche – noch bis OktoberMichael Hautle begann relativ spät mit Triathlon. In seinen Jugendjahren feierte der gebürtige Rebsteiner mit den Kleinkaliberschützen von Heerbrugg den Schweizer Meistertitel, war Kickboxer und spielte Klarinette und Saxofon in der Musikgesellschaft.Als 30-Jähriger bestritt er drei Ironmans. Bei seiner Premiere verpasste der Diepoldsauer mit einer Zeit von 9:36 Stunden die Hawaii-Qualifikation um sechs Minuten. Danach wurden Michael Hautle und seine Ehefrau Bianca Eltern, der gelernte Feinmechaniker bildete sich zum technischen Kaufmann weiter.Im Jahr seines 40. Geburtstags visierte der Hobbysportler nochmals das Ziel Hawaii an. Dies war dank der Unterstützung seiner Familie, dem Umfeld sowie dem Arbeitgeber möglich. Michael Hautle arbeitete zwar weiterhin 100 Prozent, durfte aber zum Beispiel seine Mittagspause um eine halbe Stunde verlängern, um eine Trainingseinheit einschieben zu können. Insgesamt trainiert er rund 18 Stunden in der Woche, jetzt mit dem Triathlon von Anfang Oktober auf Hawaii vor Augen.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.