26.11.2019

Harter Einstieg, tolles Ende

Superbike-Fahrer Dominic Schmitter schaut auf seine erfolgreiche Saison zurück.

Von Gerhard Huber
aktualisiert am 03.11.2022
Der Altstätter Dominic Schmitter wurde dieses Jahr Seriensieger und Meister in der Schweizer Superbike Meisterschaft. Er stand bei Rennläufen in der Internationalen Deutschen Meisterschaft IDM auf dem Podest. Dazu kamen Polepositions und der Titel des schnellsten Schweizers auf dem Superbike.Was war dieses Jahr Ihr schönster und welches Ihr bitterster Moment?Dominic Schmitter: Das hat beides mit meinem Sturz bei der Saisonvorbereitung in Spanien zu tun, wo ich Ende März abgeflogen bin. Meine rechte Hand war praktisch zertrümmert. Der spanische Arzt sagte mir, da könne man nur mehr alles versteifen, was das Ende meiner Karriere bedeutet hätte. Ich liess dann erst nach meiner Rückkehr in die Schweiz operieren, wo man mir die vielen Knochenbruchstücke mit 18 Schrauben und zwei Platten wieder zusammengefügt hat. Auch nach der Operation konnte ich noch einige Zeit meine Finger nur minimal bewegen. Ich hatte noch nie so eine schwerwiegende Verletzung, dachte, es sei vorbei mit meinem Sport, das Leben sei vorbei. Doch dank der Kunst meiner Ärzte sass ich fast zwei Monate später beim SM-Wochenende in Dijon wieder auf dem Bike. Und als ich dort gleich den Rundenrekord für Motorräder brechen konnte, war das auch mein schönster Moment dieser Saison. Das war wirklich ein kleines Wunder.Sie haben in Dijon und allen weiteren Läufen der Schweizer Meisterschaft das Qualifying gewonnen und konnten vom ersten Startplatz wegfahren. Sind Sie auch mit den Rennen zufrieden?In der Schweizer Superbike- Meisterschaft habe ich jedes Rennen gewonnen, an dem ich teilgenommen habe und bin auch wieder Schweizer Meister geworden. Es ist die längste Siegesserie, die es je gegeben hat, saisonübergreifend fünfzehn Läufe nacheinander. Dieses Jahr war das Level in dieser Serie unerwartet hoch. Denn die Konkurrenten waren zum Teil sehr gute Piloten aus der Langstrecken-Weltmeisterschaft. Meine Siege habe ich neben dem grossartigen Team von Hess Motorsport, meinem Yamaha-Bike und meinen Sponsoren sowie viel harter Arbeit zu verdanken. Mit grossem Trainingsaufwand habe ich dieses Jahr von 64 auf 58 kg abgenommen. Jedes verlorene Kilo entspricht etwa einem zusätzlichen PS bei der Motorleistung.Dann scheint in der Schweizer Superbike-Meisterschaft ja alles perfekt zu sein. Machen Sie dort kommendes Jahr wieder mit?Ja, denn mit meinem Team und der Hostettler Group bin ich das Aushängeschild dieser Meisterschaft. Und ich freue mich darauf. Denn wir bekommen die neueste Yamaha – neuer Motor, neue Aerodynamik, neuer Elektronik-Kit. Da möchte ich wieder Seriensieger werden und damit Schweizer Motorsport-geschichte schreiben. Leider macht der veranstaltende Verband FMS derzeit viel zu wenig, kassiert nur Startgelder und promotet die Serie kaum. Aber das wird 2020 besser. Wir gehen zusammen mit der Alpe-Adria- Superbike-Serie an den Start und können uns mit den besten Fahrern aus Tschechien, Österreich, Ungarn und Kroatien duellieren. Ausserdem gibt es einen Live-Stream von allen Rennläufen. Das wird mega. Ein grosser Mehrwert für meine Sponsoren.Sind Sie mit Ihren Gastauftritten in der IDM zufrieden? Immerhin sind Sie mit der Teilnahme an nur drei von acht Rennwochenenden in der Schlusstabelle unter 24 Fahrern auf dem neunten Rang gelandet. Wie geht es dort weiter?Meine Rennen in der IDM waren super, ich habe erstmals Führungsrunden gesammelt, war immer auf dem Podest, konnte sogar einmal vom letzten Startplatz auf Rang drei vorfahren. Da habe ich in der ersten Runde schon zwölf Konkurrenten überholt. Aber es wird auch 2020 bei Gaststarts bleiben, da mir manche Rennstrecken, wie das Schleizer Dreieck oder das belgische Zolder, ganz einfach zu gefährlich sind. Es gibt keine Sturzräume und man fährt mit weit über 200 km/h an der Mauer entlang. Wir sind Rundstrecken- und keine Offroadfahrer. Es braucht ordentliche Sturzräume, man muss Fehler machen können, ohne gleich mit dem Leben zu bezahlen.Mit einer dem Reglement entsprechenden Yamaha des österreichischen Team Yart hatten Sie zwei Wildcard- Einsätze in der Superbike- SBK-WM in Misano und Doha, die ernüchternd verlaufen sind. Wird es wieder Teilnahmen geben? Vom Können her sind Sie ja schon lange auf WM-Niveau: Sie besiegten vor einigen Jahren den Italiener Franco Morbidelli, der derzeit in der Moto GP immer wieder Talentproben abliefert.Mein mittel- und langfristiges Ziel ist es nach wie vor, die ganze SBK-WM zu bestreiten. Mit einem konkurrenzfähigen Motorrad, nicht wie früher einmal mit dem Grillini-Team. Das werde ich aber nur können, wenn ich mich mit Wildcard-Auftritten in die Auslage stellen kann. Und das gelingt nur mit Plätzen in den Punkterängen, also Top 15. Was 2019 hauptsächlich an meiner verletzten Hand scheiterte. Es wird aber künftig noch schwieriger werden, denn es wird noch mehr Teams mit Werksunterstützung geben. Dennoch werde ich es wieder vereinzelt probieren. Natürlich wieder mit Yamaha, allenfalls wieder mit Yart. Denn Yamaha und Dominic – das funktioniert perfekt. Und mit der Hostettler Group habe ich ein Unternehmen im Rücken, das grossen Wert auf Swissness legt und für das Qualität vor Quantität geht.

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